Dass das Publikum bei jedem Song mitgeht, begeistert auch die Musiker auf der Bühne, sagt Sammet. So wie in Coburg müsse man eine Tour beenden, das sei ein richtiges Brett, Avantasia sei von einem Orkan empfangen worden. „Und das hat nichts mit dem angekündigten Unwetter zu tun“, meint Sammet.
Er kann sich bei dem gut zweieinhalbstündigen Powerplay auf seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die Stammcrew von Avantasia, verlassen: zwei Gitarristen, ein Bassist, ein Keyboarder, drei Backgroundsängerinnen und -sänger sowie ein Drummer. Gerade er beeindruckt. Felix Bohnke leistet am Schlagzeug durchgehend Schwerstarbeit. Das verdient allen Respekt.
Im Laufe des Abends gibt Tobias Sammet einen kleinen Einblick in sein Seelenleben, das unter Corona gelitten hat: „Zweieinhalb Jahre nur Scheiß. Da sitzt du in deinem Keller, keiner weiß, wie es weitergeht. Dann wirst du wieder rausgelassen und kommst auf die Bühne. Das fühlt sich großartig an. Wir versuchen, uns rücksichtsvoll zu verhalten, aber den Spaß lassen wir uns nicht nehmen. Den Beruf auch nicht“, ruft der Metal-Sänger ins Publikum. Er spricht damit vielen seiner Kolleginnen und Kollegen aus dem Herzen, denen die Einschränkungen in der Pandemie zugesetzt haben . Und dann gibt es das nächste Lob für Coburg, „den richtigen Platz und die richtige Atmosphäre“ für die letzte Show, die Avantasia in diesem Jahr spielt.
Zwischen all den lauten und harten Liedern streichelt Tobias Sammet die Seele der Vestestädter. „Coburch“ ruft er immer wieder und belegt mit diesem einem Wort, dass er des Fränkischen mächtig ist. Das verwundert nicht, kommt der deutsche Metal-Papst doch aus dem nahen Fulda, und da liegt Franken nur auf der anderen Seite der Rhön, wie er spitzbübisch anmerkt.
Avantasia, das bestätigt sich auch in Coburg, ist ein ganzes Mini-Metal-Festival in sich. Das gefällt den Fans, das gefällt offensichtlich auch der Band. Tobias Sammet betont das wieder und wieder, stellt heraus, dass das Lob ehrlich gemeint sei, verspricht, mit Avantasia wieder nach Coburg zu kommen. Um eine Zugabe lässt er sich nicht zweimal bitten. Zuvor hat er aber noch eine Botschaft zu verkünden: seinen Unmut über die „unheimlich vielen aggressiven Arschlöcher in der Welt“, ohne zu konkretisieren, wen genau er damit meint. Die rund Fünftausend auf dem Schlossplatz sicher nicht. Sie sind am Freitagabend mit Tobias Sammet, dem Peter Pan der Rock- und Metalszene, eingetaucht in eine bezaubernde Welt. Es hat sich gelohnt.