Autonomes Fahren Selbstfahrende Busse sind angekommen

Zwei Kleinbusse vom Typ Easy Mile EZ 10 wurden am Freitag an die IOV Omnibusverkehrs-Gesellschaft Ilmenau übergeben. Foto: Thimo

Zwei selbstfahrende Kleinbusse für den künftigen Linienverkehr sind am Freitag in Ilmenau eingetroffen. Sie wurden aus Frankreich geliefert und sollen zwischen Bahnhof und Uni-Campus rollen.

 
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Zwei automatisiert fahrende Kleinbusse, die in Kürze in Ilmenau im regulären Linienverkehr eingesetzt werden, wurden am gestrigen Freitag vom Fahrzeughersteller an die IOV Omnibusverkehrs-Gesellschaft Ilmenau übergeben. Die elektrisch angetriebenen Busse werden ab dem Fahrplanwechsel des städtischen Busverkehrs am 29. August den Ilmenauer Bahnhof im Pendelverkehr mit dem Campus der Technischen Universität Ilmenau verbinden, teilte Universitäts-Sprecher Marco Frezzella mit.

Die Busse sollen vor allem die sogenannte „letzte Meile“ für Bahnreisende abdecken. Einen Fahrer benötigen sie nicht, begleitet wird die Fahrt nur von einer Aufsichtsperson, die den ordnungsgemäßen Fahrbetrieb überwacht.

Der fahrerlose Kleinbus vom Typ EZ10 des französischen Herstellers Easy Mile mit Hauptsitz in Toulouse ist das weltweit am häufigsten eingesetzte fahrerlose Shuttle. Der sogenannte „People Mover“ kann bis zu zwölf Passagiere befördern, für einen barrierefreien Zugang sorgt eine automatische elektrische Einstiegsrampe. Der EZ 10 ist nur gut vier Meter lang, knapp zwei Meter breit und wiegt 2,1 Tonnen. Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 45 Kilometer pro Stunde, die aber nach der Straßenverkehrsordnung elektronisch auf 25 Stundenkilometer begrenzt werden muss. Die batteriebetriebenen Busse haben eine Reichweite von bis zu 16 Stunden.

Um einen sicheren Fahrbetrieb der fahrerlosen Busse zu gewährleisten, sind sie mit optischen Lidarsensoren zur Abstands- und Geschwindigkeitsmessung und mit Stereokameras ausgestattet. Ein sogenanntes Odometrie-System erfasst laufend die Position und die Orientierung der Busse und ein redundantes Bremssystem gewährleistet, dass sie auch bei Störungen sicher zum Stehen kommen. Zusätzlich mit Radarsensoren, Mobilfunkmodulen und Computer ausgerüstet, die vom Thüringer Innovationszentrum Mobilität (Thimo) entwickelt wurden, navigiert der EZ 10 sicher auf einer zuvor elektronisch eingemessenen Strecke, möglichen Hindernissen weicht er automatisch aus. Sicheres Fahren ist somit auch bei Regen, Schnee und Nebel bei Temperaturen von minus 15 bis plus 45 Grad Celsius gewährleistet.

Zuerst Sicherheitsprüfung

Bevor die autonomen Kleinbusse den Linienverkehr in Ilmenau aufnehmen werden, stehen aber noch einige Stationen an: Zunächst erfolgen die technische Abnahme und eine EMV-Prüfung zur Sicherstellung der elektromagnetischen Verträglichkeit der Fahrzeuge angesichts der zusätzlichen Einbauten. Anschließend werden die Busse vom Straßenverkehrsamt zugelassen, bevor sie von Mitte Juli bis Mitte August auf der Strecke zwischen Bahnhof und Universität einem umfangreichen Testbetrieb unterzogen werden. Gleichzeitig wird beim IOV Omnibusverkehr Ilmenau das Personal geschult, das die Fahrgäste begleiten wird.

Das Projekt der automatisiert fahrenden Kleinbusse wird vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz gefördert und durch das Landratsamt Ilm-Kreis, die Stadt Ilmenau und die TU Ilmenau unterstützt. Das an der TU Ilmenau angesiedelte Thüringer Innovationszentrum Mobilität begleitet das Vorhaben als ersten Baustein eines in Zukunft noch deutlich wachsenden Reallabors: Wissenschaftler erforschen und entwickeln innovative Funk- und Fahrzeugtechnologien. Sie analysieren darüber hinaus die Wahrnehmung und Akzeptanz der autonomen Shuttlebusse in der Bevölkerung.

Die wissenschaftliche Begleitforschung wird vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft gefördert. Die aufeinander abgestimmten Projekte sind ein wichtiger Schritt hin zur Entwicklung eines intelligenten, nachhaltigen und nutzerorientierten Verkehrs im Ilm-Kreis und weit darüber hinaus.

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