Autofrühling Arnstadt Eine Branche im Umbruch

Berit Richter

Der 21. Arnstädter Autofrühling präsentiert sich bei Herstellern wie Besuchern auf dem Vor-Corona-Niveau. Händler und Käufer treiben aktuell viele Fragen um.

 
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„Der Autofrühling hat uns gefehlt“, sagt Sebastian Köhler vom Autohaus Schorr. „Es ist schön, dass wieder etwas stattfinden kann und dass der Autogott mit dem Wetter mitspielt.“ Sonnenschein und warme Temperaturen locken an diesem Sonntagmittag viele Besucher in die Innenstadt. Schnell wird deutlich, warum Arnstadts Bürgermeister Frank Spilling (pl.) bei der Eröffnung vom „Stadtfest auf vier Rädern“ und einem „Angebot für die ganze Familie“ spricht.

Auch wenn die glänzenden Karossen an diesem Tag im Mittelpunkt stehen, gibt es Spiel und Spaß für die Kleinen, ein umfangreiches kulinarisches Angebot, Showprogramme vor allem der Arnstädter Vereine und einen verkaufsoffnen Sonntag in der Innenstadt. Feuerwehr und Rettungsdienst zeigen ihre Technik, Oldtimer-Traktoren sind als Fotomotiv gefragt und auch wer sich für Caravancamping oder Fahrräder interessiert, kommt auf seine Kosten.

Hundert Modelle

Zwölf Autohäuser präsentieren hundert Neuwagen der unterschiedlichsten Marken. Ein großes Thema dabei ist die E-Mobilität. „Die Hälfte unserer Autos hier sind E-Autos“, sagt Sebastian Köhler und hat festgestellt: „Die Leute haben viele Fragen dazu.“ Vor allem wer ein Eigenheim mit Solaranlage auf dem Dach habe, für den werde das Thema zunehmend interessanter. Trotz gestiegener Strompreise gelte: „Ein E-Auto rechnet sich im Vergleich zum Verbrenner.“ Und die Ladeinfrastruktur werde auch immer besser. Keine Zukunft sieht der Autohändler hingegen für Hybrid-Fahrzeuge. „Das war eine Übergangstechnik, um die Leute an die E-Mobilität zu gewöhnen.“

Eine andere Erfahrung macht Alex Korte vom Autohaus Ehrhardt. „Bei uns wird vor allem nach Verbrennern gefragt“, sagt er. Vielen sei die Reichweite von E-Autos noch zu kurz, stelle sich zudem die Frage nach Lademöglichkeiten.

„Ich denke, dass es in Zukunft alle Antriebsarten geben muss. Elektro, Benzin, Wasserstoff und was an neuen Technologien vielleicht noch kommt“, meint Landrätin Petra Enders (pl.). Michael Kühn, Obermeister der Kraftfahrzeuginnung Ilm-Kreis-Erfurt, sieht seine Branche „im großen Wandel“ begriffen. „Aktuell laufen die Hersteller dem hinterher, was die Politik beschließt“, meint er. Da gäbe es noch viele offene Fragen.

Autos werden teurer

Das ist nicht das Einzige, was der Kfz-Branche zu schaffen macht. „Lieferschwierigkeiten, steigende Rohstoffpreise, steigende Zinsen und Fachkräftemangel“, zählt Michael Kühn auf. „Die Rohstoffpreise sorgen dafür, dass die Autos teurer werden. Außerdem wird die Finanzierung durch gestiegene Zinsen auch teurer.“ Gleichzeitig aber würde die Bundesregierung die Förderung für den Kauf eines E-Autos senken, die für Hybride ganz streichen. „Es muss neue Förderprogramme geben“, sagt Michael Kühn und glaubt: „Den günstigen Kleinwagen als Neuwagen wird es künftig nicht mehr geben.“ Menschen mit knappem Geldbeutel müssten andere Modelle denken, wie Leasing oder Car-Sharing.

Sebastian Fritsch, Inhaber von Campufactum, sieht mit Blick auf Wohnmobile das Thema E-Mobilität kritisch. „Das Problem ist die Reichweite“, sagt er. „Und die Infrastruktur. Wenn auf einem Campingplatz 200 Camper stehen, dann müsste man 200 Ladesäulen schaffen.“ Über mangelnde Nachfrage kann er sich nicht beschweren. Seit Corona liegt Caravaning voll im Trend. „Es bedeutet Abenteuer, die Urlaubszeit intensiv mit der Familie verbringen, unabhängig sein, in der Natur sein“, zählt er auf. Sein Unternehmen vermietet nicht nur Wohnmobile, sondern baut sie auch nach Wunsch der Besitzer um. „Zum Beispiel bauen wir Hundeboxen ein, einmal sogar drei Stück“, erzählt Fritsch.

Am 7. Mai in Ilmenau

Auch Radfahren liegt im Trend, gern mit elektrischem Antrieb. „Deshalb haben wir jetzt auch Fahrradshops“, erzählt Alex Ehrhardt vom gleichnamigen Autohaus. „Angefangen haben wir in Meiningen und Suhl, letzten Oktober ist Ilmenau dazugekommen und in diesem Jahr eröffnen wir noch einen in Hildburghausen. Wir verkaufen nicht nur, wir bieten auch einen Werkstattservice.“

In Ilmenau findet der Autofrühling am Sonntag, 7. Mai statt. Dann wird auch dort über neuste Trends informiert, bei Autos und mehr.

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