Auktion Kunst unterm Hammer

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Die beim Thüringentag in Schmalkalden entstandenen Kunstwerke werden jetzt für den guten Zweck versteigert.

 
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Landwirtschaft in all ihren Facetten konnten die Besucher des 18. Thüringentages vom 9. bis 11. Juni in Schmalkalden erleben. Die Agrargenossenschaft Schmalkalden-Schwallungen eG hatte ihr Gelände auf Hochglanz gebracht und als Standort des Themenbereichs „Agrar- und Forstwirtschaft“ für Interessierte geöffnet. Das Motto lautete „Landschaft schafft, wer auf dem Lande schafft“. Und genau das wollte die Gastgeberin, in Kooperation mit der Agrargesellschaft Herpf und der Hoffmann Agrar aus Dillstädt, vermitteln. „Es war uns allen wichtig, Landwirtschaft nach außen hin verständlich erlebbar zu machen, und das bereits den Jüngsten“, spricht Vorstandsvorsitzende Astrid Hatzel von einem Bildungsauftrag, den sie erfüllen wollten. Deshalb wurden gezielt Schulklassen eingeladen. Mehr als 800 Mädchen und Jungen aus Schmalkalden und dem Umland waren gekommen, um den Hof kennenzulernen und die Menschen, die sich um 2300 Rinder, 650 Schafe, um Ackerflächen und eine Biogasanlage kümmern. In den Spitzenzeiten des Thüringentages besuchten zwischen 1700 und 1800 Gäste den Agrarstandort. Dafür habe sich der immense Aufwand in der Vorbereitung und Durchführung gelohnt, resümiert Hatzel.

Inmitten von Feldmaschinen und Informationsständen demonstrierten vier Künstler, dass man mit einer Kettensäge nicht nur große Bäume fällen, sondern auch faszinierende Skulpturen fein gestalten kann. Zwei Tage lang arbeiteten Marcel Lesser, Guido Ritschel, Marcel Lindner und Matthias Knoth an ihren großen Figuren. Die Agrargenossenschaft Schmalkalden Schwallungen und die VR-Bank Bad Salzungen eG wollen diese Kunstwerke jetzt versteigern – für einen guten Zweck, unter anderem für „Freies Wort hilft“, den Hilfsverein der Tageszeitungen Freies Wort, Südthüringer Zeitung und Meininger Tageblatt. Das Mindestgebot sollte 1000 Euro betragen, wünschen sich die Initiatoren. Angebote sind zu richten bis 29. Juli an: service@vrb-meinebank.de.

Die „Eule“ von Matthias Knoth

Die Eule. Foto: Michael Bauroth

„Gott schuf das Holz, mal hart, mal weich. Doch eins, sprach er, ist immer gleich. Es wird nie rasten und nie ruh’n, wird arbeiten, wird immer was tun.“ Andreas Marty hat das Gedicht „Die Fuge“ verfasst, mit dem Matthias Knoth auf seiner Webseite neugierig macht auf seine Holzwelt und seine Kettensägenkunst. Zum Thüringentag in Schmalkalden verwandelte der 37-Jährige aus Belrieth einen Lärchen-Holzklotz in eine Eule. Mit seinem Werk ist er sehr zufrieden.

Das Motiv hatte der Veranstalter vorgegeben. Eulen zu schnitzen, sei aber kein Problem für ihn, erzählte Knoth, in den vergangenen vier Jahren seien Hunderte entstanden. Klickt man sich auf seiner Homepage durch die Galerie gibt es eine Vielzahl weiterer Skulpturen zu entdecken wie Hase, Hahn, Fischreiher oder Falke. Aber auch Bänke schnitzt der Belriether mit seiner Kettensäge.

An die zwei Tage in Schmalkalden erinnert er sich gern, obwohl die Arbeitsbedigungen bei diesen extrem hohen Temperaturen schon hart waren. Besonders gefreut hat den 37-Jährigen der Zuspruch der Besucher – und die Rund-Um-Betreuung durch den Veranstalter.

Matthias Knoth ist schon sehr gespannt, wo seine Eule künftig stehen wird. Die Idee, die Kunstwerke für caritative Zwecke zu versteigern, findet der Klein-Unternehmer klasse. Er hofft, dass ein guter Betrag zusammenkommt, was auch ein Ausdruck von Wertschätzung seiner Arbeit und der seiner Kollegen wäre.

Die „Kuh“ von Guido Ritschel

Die Kuh. Foto: Michael Bauroth

„Man muss sein Leben aus dem Holz schnitzen, das man zur Verfügung hat.“ Guido Ritschel liebt dieses Zitat von Theodor Storm. Für die „Kuh“, die der Suhler beim 18. Thüringentag in Schmalkalden schnitzte, verwendete er Lärche. Eiche wäre ihm lieber gewesen, wegen der schöneren Farbgebung. So nahm sich der 68-Jährige den etwa sechs Meter langen Lärchen-Baumstamm vor und bearbeitete diesen zwei Tage lang mit der Kettensäge. Bei hochsommerlichen Temperaturen kam der Bauingenieur mächtig ins Schwitzen. Trotzdem blieb ihm Zeit, mit den Besuchern zu plauschen und Fragen zu beantworten. Eigentlich habe er einen Traktor schnitzen wollen, erzählte Guido Ritschel. Doch dieses Motiv war bereits vergeben, an den Künstlerkollegen Marcel Lindner. So traute sich der Schnitzer mit seiner Kettensäge an die Kuh. Privat hatte er schon mal eine geschnitzt, aber zu den Hauptmotiven gehören Tiere nicht.

Ritschels künstlerische Wurzeln liegen auf der mütterlichen Seite. Seiner Kreativität freien Lauf ließ er anfangs mit einfachen Gemälden oder Gipsreliefs, später mit Ton und Holz. Erste Schnitzversuche machte er in der 1980er-Jahren in der Drechslerwerkstatt des Schwiegervaters. Der Werkstoff Holz hat Ritschel sein Leben lang fasziniert. Seit er vor einigen Jahren bei einer Schnitzmeisterschaft zugeschaut hat, hat ihn der Virus nicht mehr losgelassen. Nun sägt er fast täglich. In seiner 2013 eingerichteten Hobbyschnitzwerkstatt, die er auf dem eigenen Grundstück gebaut hat.

Die „Biene“ von Marcel Lesser

Die Biene. Foto: Michael Bauroth

Die erste Skulptur von Marcel Lesser war eine Eule. Seitdem erschuf der Kettensägenschnitzer aus Volkers bei Schmalkalden mehr als 2000 Werke aus Holzstämmen. Zum Thüringentag in der Heimatstadt wagte sich der „Schnitzspecht“ an eine Biene. Filigran arbeitete er das Insekt aus einem Lärchenstamm heraus.

Seine Leidenschaft für die Arbeit mit der Kettensäge entdeckte Marcel Lesser 2013 bei einem Urlaub in Schweden. Gemeinsam mit seinem Vater, der Forstwirt ist, besuchte der damals 31-Jährige eine skandinavische Forstmesse. Die dort ausgetragenen Wettkämpfe im „Speedcarving“ faszinierten den jungen Mann. Künstler fertigten binnen 30 Minuten aus einem Baumstamm verschiedene Objekte an. Zurück zu Hause gab es für Lesser nur ein Ziel: Üben, üben, üben. In den Jahren hat er seine Kunst perfektioniert, für Feinheiten greift er schon mal zum Schnitzmesser. Eiche, Douglasie, Lärche und Kirschbaum mag er am liebsten.

Besonders gern entwirft Marcel Lesser Sitzbänke. Gemeinsam mit seinem Namensvetter und Kettensägeschnitzerfreund Marcel Lindner sägt er Bänke für den Wald bei Volkers. Weil sie etwas Wertiges und Nachhaltiges mit Bezug zur Natur schaffen wollen, verriet der gelernte Werkzeugmechaniker einmal in einer Interview mit der Redaktion. Sein Hobby hat er zum Nebenerwerb gemacht, weil es ihm viel Spaß macht.

Der Traktor von Marcel Lindner

Der Traktor. Foto: Michael Bauroth

Die kreative Bearbeitung von Holz mit einer Kettensäge – dieser Kunst widmet sich auch Marcel Lindner. Er lebt im Grabfeld-Ortsteil Behrungen. Der 43-Jährige hat sich in den letzten Jahren über die Region hinaus einen Namen gemacht. Er ist ab und an bei verschiedenen Kettensägen-Veranstaltungen zu Gast. Vor einigen Jahren hat er mit seinem Kollegen Peter Schad im Grabfeld selbst ein solches Event auf die Beine gestellt. Im September 2022 fand es bereits zum dritten Mal statt. Mit Künstlern aus der ganzen Republik. Zum 18. Thüringentag in Schmalkalden ließ er gern die Späne fliegen und die Motorsäge knattern. Gemeinsam mit den drei Kollegen was zu machen, habe besonders viel Spaß gemacht.

Am liebsten arbeitet Lindner mit Eiche. Die ist lange haltbar und lässt sich gut bearbeiten, bestätigt der 43-Jährige die Meinung seiner Mitstreiter. Seinen Traktor mit vorgelagertem Sessel arbeitete er aus einem zwei Meter langen Fichtenstamm heraus. Fahrzeuge und Tiere gehören zu den Spezialgebieten des Grabfelders, der im Nebengewerbe seinem Hobby nachgeht. Auch Marcel Lindner ist sehr gespannt darauf, wo der Traktor einparken wird.

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