Vorwürfe von Israel
Der Geheimdienst und die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) ermitteln wegen des Attentats. Für die iranische Führung ist klar, dass Israel hinter dem Anschlag steckt, weil Fakhrisadeh schon seit Jahren auf der schwarzen Liste Israels gestanden habe. Außerdem profitiere nur der Erzfeind Israel vom Tod des Atomphysikers.
Beobachter aus Teheran sahen in dem Anschlag auch einen Versuch Israels und der Regierung von US-Präsident Donald Trump, einen Neuanfang der Beziehungen zwischen Teheran und Washington zu torpedieren. „Das war nicht nur ein Anschlag auf den Professor, sondern auf die bevorstehenden diplomatischen Bemühungen beider Länder nach der Amtsübernahme von Joe Biden“, twitterte etwa der Teheraner Politologe Mohsen Milani. Ähnlich sieht es die prominente iranische Journalistin Sahra Asghari. „Der Anschlag war der Preis, den der Iran für Trumps Wahlniederlage bezahlen musste.“ Die US-Regierung, Bidens Team und Israel äußerten sich zunächst nicht zu der Mordtat.
Der iranische Atomchef Ali-Akbar Salehi versicherte am Samstag, Fachrisadehs Ermordung werde den Fortschritt des iranischen zivilen Atomprogramms weder aufhalten noch beeinträchtigen. Fachrisadehs Weg werde nur noch intensiver fortgesetzt. Israel unterstellt dem Iran, neben dem zivilen Atomprogramm heimlich Atomwaffen zu entwickeln, was seine Existenz bedrohe.
Hoffen auf Biden
Trump hatte ein internationales Abkommen, das den Iran am Bau einer Atombombe hindern soll, 2018 aufgekündigt und versucht seitdem, den Iran mit harten Sanktionen gegen Schlüsselindustrien wirtschaftlich erheblich zu schaden. Seit Ablauf einer Frist von einem Jahr, in der Teheran die europäischen Vertragspartner vergeblich zur Einhaltung des Atomdeals drängte, steigt der Iran ebenfalls progressiv aus dem Abkommen aus.
Dabei hoffte der Iran bisher, dass die USA unter Biden zur Vereinbarung zurückkehren. Die sunnitisch-arabischen Monarchien am Persischen Golf drängen Biden jedoch, sich vor einem solchen Schritt mit ihnen abzustimmen und auch die iranische konventionelle Rüstung in eine Vereinbarung einzubeziehen.