Bei dem in Sakkara verwendeten Antiu handelt es sich demzufolge um eine Mixtur aus Zedernöl, Wacholder- und Zypressenöl sowie tierischen Fetten. Rageot: „Wir konnten zeigen, dass sich dahinter ein bestimmtes Gemisch ganz unterschiedlicher Zutaten verbirgt, die wir mit Hilfe der Gaschromatographie-Massenspektrometrie (ein Verfahren der Analytischen Chemie zur Identifizierung und Quantifizierung organischer Verbindungen, d. Red.) entschlüsseln konnten“.
Globaler Handel schon vor 2600 Jahren
Die Gefäßbeschriftungen gaben außerdem Hinweise, welche Stoffe für bestimmte Körperteile zur Einbalsamierung verwendet wurden – so etwa Pistazienharz und Rizinusöl ausschließlich für den Schädel. „Besonders überraschend war für uns“, sagt Stockhammer, „dass der größte Teil der während der Balsamierung verwendeten Substanzen nicht aus Ägypten selbst stammt, sondern zum Teil aus dem Mittelmeerraum und sogar auch aus dem tropischen Afrika und Südostasien importiert wurde.“
Neben Zedernöl und Bitumen fand man auch Rückstände der Harze von Elemi (Balsambäume von den Philippinen) und Dammar-Bäumen, die ausschließlich in tropischen Wäldern Südostasiens wachsen. „Vermutlich hatte die ägyptische Mumifizierung einen wichtigen Anteil daran, dass es zu einer frühen, weltweiten Vernetzung kam“, erklärt Rageot. „Man musste ja in großer Menge an diese exotischen Harze gelangen.“
Philipp Stockhammers zieht ein vorläufiges Fazit der Grabungen: „Wegen der zahlreichen Inschriften auf Gefäßen wird es nun in Zukunft möglich sein, das bislang unverstandene Vokabular der altägyptischen Chemie weiter zu entschlüsseln.“
Info: Modern Embalming
Einbalsamieren heute
Die jahrtausendealte Tradition des Einbalsamierens von Toten hat sich – wenn auch technisch deutlich verändert – bis heute erhalten. Die Begegnung am offenen Sarg ist ein wichtiger Bestandteil der Trauerbewältigung. Vielfach ist der Leichnam aber so entstellt, dass der letzte Blick auf den Toten für Hinterbliebene traumatisch wirken kann. Damit sie ihn in guter Erinnerung behalten, ruft man Fachleute für sogenanntes Embalming.
Modern Embalming
So lautet der englische Fachbegriff für das Einbalsamieren. Damit ist eine spezielle Form hygienischer Totenversorgung für die offene Aufbahrung gemeint – also eine befristete Erhaltung auch unter extremen Bedingungen und ohne Kühlung.
So funktioniert das Einbalsamieren
Der Thanatologe oder Thanatopraktiker, wie sich Einbalsamierer (die in der Regel Bestatter sind) nennen, richtet Verstorbene so her, dass Angehörige von ihnen würdig und ohne Schrecken Abschied nehmen können. Nach der hygienischen Grundversorgung (Desinfektion, Waschung und Verschließen der Körperöffnungen mit Watte) werden mit Hilfe einer Einbalsamierungsmaschine fünf bis sieben Liter einer Formaldehyd-Wasser-Mischung in die Arterien gepumpt, um den Organismus kurzfristig zu konservieren. Gleichzeitig wird das Restblut durch das Venensystem herausgepresst, um die Autolyse (Verwesung) aufzuschieben.
Thanatopraxis
Während das Modern Embalming in Deutschland immer noch in den Kinderschuhen steckt, wird es in den USA bei rund 90 Prozent aller Erdbestattungen angewandt. Die Thanatopraxis wurde während des amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) entwickelt und später von Kolonialmächten wie Frankreich und England übernommen. Die Konservierung diente dazu, gefallene Soldaten oder Kolonialbeamte unverwest in ihre Heimat zu überführen.