Arbeitsmarkt Virtueller Pendlertag hat Rückkehrer im Blick

Andreas Knuhr. Foto: Heinkel

Auf dem Arbeitsmarkt haben sich die Verhältnisse zwischen dem Bedarf an Unternehmen und dem Angebot an Fachkräften längst gedreht. In den Fokus der Fachkräfteakquise rücken so auch jene Menschen, die der Arbeit wegen vor Jahren bereits die Region verlassen haben. Der virtuelle Pendlertag am Dienstag, soll helfen Brücken zurück in die Heimat zu schlagen.

 
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Zur möglichen Erfolgsquote der Fachkräfteakquise im Freistaat mag sich Andreas Knuhr nicht äußern. Der Teamleiter in der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung spricht von etwa 4500 Rückkehrwilligen, die sich auf der Onlineplattform seiner Institution registriert hätten. Wie erfolgreich derweil der Weg vom Anlegen eines Bewerberprofils bis zum Arbeitsvertrag im Unternehmen zwischen Sonneberg und Kyffhäuser ist, lasse sich so genau nicht fassen, denn eine Verbleibsstudie gibt es derzeit nicht. Indessen ist der Bedarf an Fachkräften in nahezu allen Branchen von Industrie, Handwerk und Dienstleistung enorm, weswegen neben jungen Schulabgängern, Uniabsolventen und potenziellen Umschülern eine nicht gerade kleine Personengruppe in den Fokus der Fachkräfteakquise geraten, nämlich diejenigen, die vor vielen Jahren oder gar Jahrzehnten des Arbeitsplatzes wegen der Region den Rücken gekehrt hatten.

Virtuelles Format

Beim Pendlertag am kommenden Dienstag soll ihnen mit dem – virtuellen – Pendlertag ein Format geboten werden, um mit potenziellen Arbeitgebern aus der Region ins Gespräch zu kommen. Freilich, der Begriff Pendlertag treffe es nicht, handle es sich doch nicht um Menschen, die aus dem Sonneberger Land täglich in Nachbarkreise zur Arbeit fahren, sondern um jene, deren Arbeitsplatz hunderte von Kilometern entfernt liege, so Knuhr. „Diese Menschen haben einen sicheren Arbeitsplatz, möchten aber aus ganz verschiedenen Gründen wieder in ihrer alten Heimat zurückkehren“, charakterisiert der Teamleiter diese Personengruppe. In der Regel handle es sich um gut qualifizierte Frauen und Männer mittleren Alters, die bereits Familie hätten, aber eben auch Zeit, sich potenzielle – neue – Arbeitgeber genauer anzuschauen. Entsprechend groß sei auch der Beratungsbedarf auf beiden Seiten – Arbeitgebern wie Arbeitnehmern. Das beginne bereits bei der Bewerbung, denn häufig liege die letzte oder einzige Bewerbung, die potenzielle Rückkehrer geschrieben habe, sehr viele Jahre zurück. Im Blick habe man derweil auch die Pendler in die Nachbarregionen, die sich möglicherweise für einen wohnortnäheren Arbeitsplatz interessieren. Gerade die Pendler seien eine nicht mehr zu vernachlässigende Gruppe. Im gesamten Freistaat pendeln – Stand Juni vergangen Jahres – 124.354 Thüringer in die Nachbarbundesländer, davon die meisten nach Bayern (33.493), aber ebenso im fünfstelligen Bereich nach Hessen (21.015) und Sachsen (22.183). „Pendlerland“ ist auch der Landkreis Sonneberg – wobei nicht nur viele Landkreisbürger sich frühmorgens auf den Arbeitsweg in die Nachbarregionen machen, sondern auch Ziel von Pendlerströmen. Aus dem Landkreis pendeln 9511 Arbeitnehmer in die Nachbarkreise, am häufigsten in den Landkreis Coburg (2543), aber auch die Stadt Coburg (1708) und den Landkreis Kronach (1463). Umgekehrt pendeln 6211 Beschäftigte aus den Nachbarkreisen in das Sonneberger Land ein, davon 1643 aus Saalfeld-Rudolstadt, 1237 aus Coburg und 1047 aus Kronach.

Das Potenzial hat Knuhrs Team bereits längere Zeit auf dem sprichwörtlichen Schirm und die Bedeutung der Fachkräfteakquise hat in den vergangenen Jahren eher zu- als abgenommen. Seit elf Jahren gebe es bereits die Agentur, die den Pendlertag zunächst als Präsenzveranstaltung, seit den Lockdowns während der Pandemie vor allem online, angeboten habe. Der Bedarf an Beratung ist hoch, nicht nur hinsichtlich der Gestalt von Bewerbungsmappen. „Das sind intensive Bewerbungsgespräche“, weiß Knuhr. da gehe es um Qualifikationen und den Bedarf an bestimmten Berufsbildern, aber eben auch um das Umfeld, um Kindergartenplätze und Schulen für die Kinder oder das Angebot an Sportvereinen. „Hier sind wir stark auf die Partner vor Ort angewiesen“, bemerkt der Teamleiter. So kooperiere man mit der Stadt Sonneberg, in der es ein großes Interesse gebe, die Angebote zu verstetigen. Die virtuelle Form des Pendlertages sieht Teamleiter Knuhr nicht als erste Wahl an. „Es geht hier um Lebensentscheidungen“, betont der Manager.

Da habe ein Face-t-Face-Gespräch durchaus Vorteile, denn nicht alle Fragen zwischen Bewerbern und Unternehmen ließen sich über Zoom, Teams und andere Onlineformate klären. Da habe das direkte Gespräch Vorteile. Und möglicherweise könnte einer der nächstern Pendlertage wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden, lässt Knuhr durchblicken.

Zum Pendlertag am Dienstag, 1. November, können sich Bewerber zwischen 10 und 14 Uhr in die virtuellen „Räume“ auf der Homepage zuschalten. Potenzielle Rückkehrer und Interessierte können sich dort über Jobs in und um Sonneberg sowie neue Arbeitgeber informieren. Informationen dazu gibt es auf der Homepage der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung unter:

www.thaff-thueringen.de

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