Arbeitsmarkt Frauen seltener arbeitslos als Männer: Gehaltslücke bleibt

Eine Frau sitzt an einem Schreibtisch in einem Büro und telefoniert. Foto: Hannes P Albert/dpa

Bei Frauen in Thüringen ist die Arbeitslosenquote inzwischen regelmäßig niedriger als bei Männern. Beim Verdienst macht sich das aber nicht bemerkbar.

 
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Hörselberg-Hainich (dpa/th) - Die Arbeitslosenquote von Frauen ist nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur niedriger als bei Männern. Während sie bei Männern bei zuletzt 6,2 Prozent lag, habe der Vergleichswert für Frauen 5,7 Prozent betragen, sagte der Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens, am Freitag in Hörselberg-Hainich. In den Jahrzehnten nach der Wende seien Frauen zu einer wichtigen Stütze im Arbeitsmarkt in Thüringen geworden.

Dafür gebe es mehrere Gründe, sagte Behrens. Frauen seien etwa häufig in der Gesundheitsbranche tätig - ein Wirtschaftszweig, dem wegen des demografischen Wandels eine immer größere Bedeutung zukommt. Dort werde wie auch im Bereich der Erziehung das ganze Jahr über gearbeitet. In einigen Handwerksberufen der Baubranche mit vor allem männlichen Beschäftigten gebe es hingegen regelmäßig Zeiten, in denen keine Tätigkeit möglich sei. In diesen Branchen steige die Arbeitslosenzahl im Winter regelmäßig.

Noch immer traditionelle Rollenbilder

Aber: "Wir haben es auf dem Arbeitsmarkt noch immer häufig mit dem traditionellen Rollenbild zu tun", sagte Behrens weiter. Fast jede zweite Frau in Thüringen, die einer sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nachgeht, arbeite in Teilzeit. Bei Männern dagegen sei es die Regel und nicht die Ausnahme, dass sie in Vollzeit tätig seien, sagte er.

Nach den Daten der Agentur für Arbeit erhalten Frauen im Durchschnitt und insgesamt betrachtet allerdings auch in Thüringen noch immer weniger Geld für ihre Arbeit als Männer. Der sogenannte Gender Pay Gap liege in Thüringen - je nach Berechnungsgrundlage und Methodik - bei etwa sieben beziehungsweise etwa zwölf Prozent, hieß es. Dazu trage nicht nur bei, dass Frauen regelmäßig in Jobs arbeiten, die pro Stunde betrachtet schlechter bezahlt werden als Männer, wie etwa im Einzelhandel. Auch die höhere Teilzeitquote trage dazu bei, dass Frauen am Ende des Monats weniger Geld auf dem Konto haben als Männer.

Thüringens Sozialministerin Heike Werner (Linke) betonte, Frauen müssten auch auf dem Arbeitsmarkt die gleichen Möglichkeiten bekommen wie Männer. "Gleiche Chancen ist natürlich das Recht der Frauen", sagte sie. Wer ihnen solche Chancen verwehren wolle, etwa indem er sie in traditionelle Rollenbilder hineinzupressen versuche, schade so letztlich auch der Wirtschaft insgesamt.

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