Nach Darstellung des Logistikkonzerns DHL kann es für Bewerber durchaus effizient sein, KI für die Erstellung von Anschreiben und Lebenslauf einzusetzen: "Entscheidend für uns als Arbeitgeber ist, dass die Angaben wahrheitsgemäß und korrekt sind." Ähnlich äußerte sich der Energieversorger Eon. Grundsätzlich spreche nichts dagegen, KI für Formulierungen oder als Inspiration zu nutzen. Wichtig sei aber, ein ehrliches, authentisches Bild des Bewerbers zu bekommen - und, wie der Immobilienkonzern Vonovia betonte, eine transparente Kennzeichnung KI-generierter Inhalte.
KI hält auch in den Personalabteilungen Einzug
Eine systematische Überprüfung der Unterlagen auf die Nutzung von KI findet der Umfrage zufolge in den Unternehmen in der Regel nicht statt. Der Telekom etwa geht es nach eigener Aussage auch nicht darum, ob eine KI die Bewerbung erstellt habe oder nicht. "Wir wussten ja auch früher nicht, ob vielleicht eine Freundin oder der Nachbar bei der Erstellung des Lebenslaufs unterstützt hat", hieß es. Wichtiger sei, welche Fähigkeiten und vor allem welche Motivation der Bewerber oder die Bewerberin mitbringe.
Das klassische Anschreiben spielt dabei nur noch eine untergeordnete Rolle. Bei Continental und Bayer ist es schon gar nicht mehr verpflichtend. Entsprechend irrelevant sei es, ob die Bewerber dafür eine KI nutzten oder nicht, argumentiert Bayer.
Auch auf der anderen Seite des Bewerbungsverfahrens, in den Personalabteilungen der Unternehmen, hat die KI bereits Einzug gehalten. Mehrere Unternehmen setzen darauf, um schneller geeignete Mitarbeiter zu finden - insbesondere, wenn es darum geht, Stellen auszuschreiben. So nutzt Mercedes-Benz einen firmeneigenen Chatbot auf der Basis von ChatGPT: "Dieser kann Beschäftigten in einer abgesicherten Umgebung etwa beim Erstellen von E-Mails, Berichten, Dokumentationen, aber natürlich auch zum Beispiel bei der Erstellung von Stellenausschreibungen helfen."
86 Prozent der Studierenden nutzen KI-Anwendungen
In einigen Unternehmen läuft auch die Sichtung der Unterlagen bereits KI-gestützt, so etwa bei Siemens und BASF, auch wenn die finale Einstellungsentscheidung immer ein Mensch treffe. Die Entwicklung ist jedoch nicht am Ende. So setzt Sartorius für Bewerbungsgespräche in den USA seit fünf Jahren ein Videotool ein, bei dem die Bewerber zehn Fragen beantworten. "In der Zukunft ist es denkbar, die Antworten in einem ersten Schritt mithilfe von KI auszuwerten", sagte Sartorius-Personalexperte Vazquez Dominguez.
Auch unter angehenden Fachkräften ist KI etabliert, wie eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft EY gezeigt hat. 86 Prozent der Studierenden nutzen KI-Anwendungen demnach im Studium zur Recherche, um Verständnisfragen zu klären oder Texte zu erstellen. Und fast zwei Drittel (65 Prozent) der mehr als 2000 Befragten gehen davon aus, dass KI überwiegend positive Auswirkungen auf ihr Arbeitsleben haben wird – zum Beispiel durch schnelleres und fehlerfreies Arbeiten oder eine bessere Work-Life-Balance.