„Inzwischen sind wir an der Grenze der Belastbarkeit angekommen. Wir können nicht mehr!“, sagt Petra Enders und fordert das Land auf, Verantwortung zu übernehmen. In einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten, den Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz sowie den Landesverwaltungspräsidenten prangert sie zudem die aktuellen Zustände an. „Wir appellieren an das Land Thüringen, endlich selbst Verantwortung zu übernehmen und die Unterbringung und Betreuung der Menschen, die vor Krieg und Vertreibung geflüchtet sind, zentral und nicht ausschließlich dezentral zu gewährleisten und sie nicht weiter in die kreisfreien Städte und Landkreise zu bringen!“, sagt Enders und weiß dabei ihre Kollegen in den anderen Landkreisen wie auch den Thüringer Landkreistaghinter sich.
Land soll Liegenschaften nutzen
„Wir befinden uns in einer Krise, die wir nur gemeinsam lösen können. Es ist Zeit, dass die Verantwortlichen im Land Thüringen endlich die Augen öffnen und nach Lösungsmöglichkeiten für ein Problem suchen, das Kommunen und Landkreisen immer mehr über den Kopf wächst“, so Petra Enders weiter. „Die Organisation zur Unterbringung der ukrainischen Menschen, die im Land Thüringen Schutz suchen, muss neu strukturiert werden! Diese Aufgabe sehen wir bei der Landesregierung. Wieso werden die ehemaligen Erstaufnahmeeinrichtungen, Liegenschaften in Eisenberg und Hermsdorf, nicht vollständig für eine zentrale Lösung genutzt? Wieso werden Kommunen und Landkreise mit der Logistik, sozialen Betreuung und Unterbringung der Flüchtlinge allein gelassen?“ Sie selbst habe wegen der leer stehenden Jugendarrestanstalt in Arnstadt angefragt, sei da beim Land aber abgeblitzt. Der Wohnungsmarkt sei mittlerweile leer gefegt.
Weitere Turnhallen zu
Flüchtlingsunterkünften umzubauen, lehne sie ab. Zum einen fehle es dort an der Logistik und auch Duschcontainer bekomme man mittlerweile nicht mehr, zum anderen müsse man aber auch an die Kinder und Jugendlichen denken, die zwei Jahre lang kaum Sportunterricht und Vereinssport hatten. Eigentlich müsse man zum nächsten Schuljahr die Hallen wieder räumen, findet Petra Enders. Zumal sich die Massenunterkünfte zunehmend als Problemfall erweisen.
Probleme mit Großfamilien
In der Ilm-Sporthalle spitzten sich seit dem Zuzug „von Roma-Familien in großen Familienverbänden die Konflikte“ zu. Vermehrt sei es zu Bedrohungen und Einschüchterungen von Mitarbeiterinnen gekommen, und auch zu Zerstörung von Einrichtungsgegenständen, Beschaffungskriminalität „und anderem menschlichen Fehlverhalten“. Dies zeige, „dass Turnhallen und Heime keine geeignete Unterkunft für diese Personengruppe sind. Wir sehen Eskalation im Zusammenleben wie im unmittelbaren sozialen Umfeld.“
Darüber hinaus blockiere man Freizeiteinrichtungen wie das SFZ in Ilmenau und das Freizeitheim in Dörnfeld. welche „die Kinder gerade in den Sommerferien dringend benötigen“. Auch wenn man nun eine Lösung fand, die zumindest eine teilweise Nutzung der Einrichtungen für Ferienfreizeiten – in Ilmenau werden die Kinder zum Beispiel in Zelten untergebracht – fand, eine Dauerlösung können der Aufenthalt der Geflüchteten dort nicht sie.
Wie der Landkreis reagieren wird, wenn das Land den Hilferuf nicht erhört und in zwei Wochen die Unterkünfte ausgehen, weiß Petra Enders im Moment auch nicht. Sie hoffe, dass das Land nun endlich reagiere und die Nöte der Landkreise ernst nehme, sagt sie.