Aktionswoche in Suhl Wo pflegende Angehörige Unterstützung finden

Eine thüringenweiten Aktionswoche, die auch in Suhl stattfindet, richtet sich an pflegende Angehörige. Foto: /dpa

Thüringenweit wird vom 5. bis 11. Juli die Woche der pflegenden Angehörigen begangen. Auch in Suhl gibt es Informations- und Beratungsangebote sowie die Möglichkeit zum persönlichen Austausch.

 
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Suhl - Ein unerwarteter Anruf oder ein Diagnosegespräch im Anschluss einer medizinischen Untersuchung eines nahen Angehörigen kann von einem Moment auf den nächsten alles verändern. Zeitnah bedarf es der Organisation notwendiger Betreuungs- und Versorgungsleistungen. Pflegebedürftige und die pflegenden Personen stehen dabei vor der Aufgabe, sich in einer unübersichtlichen Angebotslandschaft zurechtzufinden. Darüber hinaus sind bewährte Entlastungs– und Betreuungsangebote im Zuge der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie eingestellt worden, sodass die Versorgung der Pflegebedürftigen vielerorts neu organisiert werden muss.

Um dabei zu unterstützen, findet vom 5. bis 11. Juli erstmals die Thüringer Woche der pflegenden Angehörigen (twpa) statt, initiiert und koordiniert von dem Verein wir pflegen Thüringen. Ziel dieser Woche ist es, die Vielfalt der Bedürfnislagen, Selbsthilfeaktivitäten und Unterstützungsangebote von und für pflegende Angehörige vorzustellen und den Blick auf die häusliche Pflege zu lenken.

Jeder zweite Pflegebedürftige von Angehörigen versorgt

Das Sozial- und Gleichstellungsbüro der Stadtverwaltung Suhl beteiligt sich gemeinsam mit der Arbeitsagentur und der Rentenversicherung an dieser besonderen Woche, um mehr Aufmerksamkeit für das breite Spektrum und die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen zu erzeugen sowie vorhandene lokale Angebote zur Unterstützung und Entlastung bekannter zu machen.

Der Bedarf dafür ist in Suhl auf jeden Fall gegeben: Die Pflegequote, die Zahl der pflegebedürftigen Menschen an der Bevölkerung, stieg in Suhl bereits 2015 auf 5,1 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt derweil bei 3,5 Prozent. Laut einer Prognose der Bertelsmann Stiftung wird die Quote bis 2030 um fast 36 Prozent steigen. „Die Wahrscheinlichkeit von heute auf morgen einen Pflegefall in der eigenen Familie mit all seinen Folgen zu haben, ist somit gerade in unserer Stadt nachweislich höher, als in anderen Regionen“, sagt Julia Schmatloch, Leiterin des Sozial- und Gleichstellungsbüros. Rund jeder zweite Pflegebedürftige in Suhl wurde 2019 allein durch Angehörige gepflegt . Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

Telefonische Beratung zu Arbeit, Rente und Recht

Diesen Menschen zu zeigen, wo sie Unterstützung finden können, ist Ziel der Aktionswoche in Suhl. Es sind Veröffentlichungen geplant, um über die zahlreichen Angebote in der Stadt Suhl zu informieren. Ergänzt wird der themenspezifische Überblick durch Erfahrungsberichte von Betroffenen und Pflegenden mit dem Ziel, das Thema häusliche Pflege aus einem neuen Blickwinkel heraus wahrzunehmen. Darüber hinaus sind lokale Veranstaltungen geplant.

Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ist nicht nur für Arbeitnehmende sondern auch für Arbeitgebende relevant, um Fachkräfte zu halten. Für Fragen rund um dieses Thema findet am 6. Juli von 9 bis 13 Uhr ein Telefonsprechtag für pflegende Angehörige und Unternehmen bei der Agentur für Arbeit statt. Die zuständige Mitarbeiterin Petra Schübel ist dann zu erreichen unter Tel. (0 36 81) 82 15 07.

Zu gleicher Zeit besteht die Möglichkeit, Fragen rund um das Thema Rente für Pflegepersonen beantwortet zu bekomme. Ansprechpartnerin ist Anke Weitz von der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland, Tel. (0 36 81) 78 43 94 50.

Am 7. Juli können pflegende Angehörige von 10 bis 12 Uhr in einer Telefonberatung durch Rechtsanwalt Wolfgang Müller als Vertreter des Seniorenbeirats zu rechtlichen Fragen Auskunft holen unter Tel. (03681) 74 28 12.

Austausch und Erfahrungsmöglichkeiten zum Abschluss

Den Abschluss der Aktionswoche bildet ein Präsentationsstand zum Suhler Vereinstag am 11. Juli von 10 bis 16 Uhr auf dem Platz der Deutschen Einheit. Neben zahlreichen Informationsangeboten durch das Sozial-und Gleichstellungsbüro, die Agentur für Arbeit Suhl und den Verein „Senioren helfen Senioren“ bietet der Tag die Möglichkeit zu direktem Austausch und Gesprächen. Unterstützt durch die Selbsthilfegruppe „Angehörige Demenzerkrankter“ können Interessierte auf spielerische Art und Weise die Symptome einer Demenzerkrankung am eigenen Körper erleben.

Weitere Informationen unter:

www.twpa.de

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