Suhl - Zum Gedenken an die Corona-Opfer hatte am Samstagnachmittag das Suhler Bündnis für Demokratie und Toleranz, gegen Rechtsextremismus eingeladen. Etwas mehr als 130 Menschen versammelten sich auf dem Marktplatz um die 164 Kerzen herum, die für die in der Stadt Suhl an Covid Verstorbenen aufgestellt wurden. Einige von ihnen ergriffen das Wort und schilderten eigene Erlebnisse. So zum Beispiel Jill-Noah Woita, der als Pflegehelfer im Zentralklinikum tätig ist und weiß, wie kräftezehrend die Arbeit auf den Stationen ist, auf denen Covid-Patienten behandelt werden. Es habe Zeiten gegeben, da sei an jedem Tag, an dem er Dienst hatte, ein Mensch an dem Corona-Virus verstorben. Vor diesem Hintergrund sei er frustriert, dass sogenannte Spaziergänger durch die Stadt ziehen, ohne sich an die Auflagen wie Abstand und das Tragen von Masken zu halten und dabei vergiftendes Gedankengut verbreiten. Der Impfpflicht für Beschäftigte in medizinischen und pflegerischen Bereichen stehe er eher skeptisch gegenüber, weil er befürchte, dass die Auswirkungen das Gesundheitssystem noch weiter belasten würden. „Wenn, dann muss die Impfpflicht für alle kommen. Das wäre gerecht und solidarisch.“ Laura Wahl (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Thüringer Landtages, sagte, dass mit dieser Aktion all jenen eine Stimme gegeben werde, die keine Kraft mehr haben, um auf die Straße zu gehen. Und sie sagt auch, dass vieles im Zusammenhang mit der Pandemie nicht optimal laufe. Sie verstehe, dass Menschen verunsichert und auch verängstigt seien. Das aber sei kein Grund, gemeinsam mit Nazis zu demonstrieren, wie das mancherorts geschehe. „Die sogenannten Spaziergänge sind Kundgebungen und die müssen angemeldet werden, was aber nicht geschieht. Und wer Anmelder ist, der kann auch formulieren, dass Nazis nicht erwünscht sind“, so Laura Wahl. „Wir müssen endlich raus aus der Pandemie. Dafür müssen aber viel mehr Menschen mitmachen“, sagt Vincent Kühn (19). Dies auch mit Verweis auf die Jugend, die sich größtenteils verantwortungsbewusst verhalten und auf vieles verzichten würde. In Sachen Impfpflicht müsse man mit der Bundesregierung ins Gericht gehen, damit sie komme und endlich Schluss sei mit der Pandemie. Dann wäre der Weg frei für ein neues Normal ohne Corona-Tote. ike