AfD-Wahl Sonneberg Piko wehrt sich gegen Boykott

Der Modellbahnhersteller Piko aus Sonneberg ist in den politischen Sturm nach der Wahl eines AfD-Landrats geraten. Von „Sippenhaft“ spricht der Chef des weltweit exportierenden Unternehmens.

 
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Nach der Wahl von Robert Sesselmann zum ersten Landrat der AfD in Deutschland ist über den Landkreis Sonneberg ein Sturm der Entrüstung hereingebrochen. Davon betroffen sind auch die bekannten Markenhersteller des Landkreises, wie der Modellbahnhersteller Piko. Von „unter der Gürtellinie formulierten Boykott-Aufrufen“ spricht Geschäftsführer und Inhaber René F. Wilfer. Es sei für ihn absolut untypisch, ein Statement zu einer demokratischen Wahlentscheidung abzugeben, aber es bleibe ihm keine andere Wahl, erklärte er am Mittwoch. Er und seine Mitarbeiter seien erschrocken über die Zuschriften und Internet-Kommentare, die sie wegen des Ausgangs der Sonneberger-Landratswahlen erhalten und gelesen haben.

„Aber ich bin sehr betroffen darüber, dass Menschen in unserem Land so extrem auf eine demokratische Wahl reagieren, und einen ganzen Landstrich in ‚Sippenhaft’ nehmen. Jeder mag das Ergebnis der Wahl unterschiedlich beurteilen, aber wir lehnen jede Form der Instrumentalisierung und Ideologisierung unseres Unternehmens ab, da Piko keine politische Gesinnung vertritt“, erklärte Wilfer.

Man akzeptiere das Ergebnis der demokratischen Wahl und hoffe, dass die Verantwortlichen – wie die bisherigen Landräte auch – in den folgenden Jahren „eine Politik betreiben, die den Interessen der Bevölkerung nachkommt und den lebenswerten, prosperierenden und in der Bevölkerung anerkannten und geschätzten Landkreis positiv weiterentwickelt“. Piko werden dazu beitragen, attraktive, sichere und in der Welt respektierte Arbeitsplätze in Sonneberg und in anderen Teilen der Welt zu schaffen und zu halten und Produkte herzustellen, die Menschen Freude bereiten.

Piko ist eine bundesweit bekannte Spielzeugmarke mit Absatzmärkten auf allen Kontinenten. 181 Mitarbeiter werden am Stammsitz in Sonneberg-Oberlind beschäftigt, weltweit sind es inklusive des Piko-Ablegers in China um die 700 Beschäftigte. „Wir als Piko haben das Ziel, Modellbahnen zu machen, die unseren Kunden Freude bereiten, sehr fein detailliert sind, hervorragende Fahreigenschaften haben, digitale Funktionen auf dem neusten Stand der Technik bieten und darüber hinaus zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis für jedermann zu erwerben sind“, erklärte Wilfer. Neben den Boykott-Aufrufen gebe es aber auch Zustimmung mit Sätzen wie „Wir kaufen jetzt erst recht Piko“.

Wilfer zitierte außerdem den Sonneberger Bürgermeister Heiko Voigt (parteilos), der bereits am Dienstag erklärte: „Eine demokratische Wahl ist ein legitimes Mittel für die Menschen, ihr Urteil über die Politik der Regierenden abzugeben. Die Ergebnisse in Sonneberg sind ein Spiegelbild dessen, was die Bevölkerung derzeit umtreibt und wie sie die aktuelle Politik in unserem Land wahrnimmt. Das Wahlergebnis zeigt deutlich, wie gespalten die gesellschaftliche Mitte hier und sicher auch anderswo ist.“

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