AfD-Bundesparteitag Sesselmann lässt sich feiern

Der Sonneberger Landrat Robert Sesselmann (rechts) gibt Autogramme in Magdeburg. Foto: dpa/Sebastian Willnow

Der neue Sonneberger Landrat Robert Sesselmann sonnt sich beim AfD-Bundesparteitag in seinem Erfolg. Zu sagen hat er dort nichts. Dafür wird daheim über ihn diskutiert.

 
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Der Sonneberger Landrat Robert Sesselmann (rechts) war der heimliche Star auf dem AfD-Bundesparteitag, der am Freitag in Magdeburg begonnen hat. An einem Stand vor der Halle nahm er Glückwünsche entgegen und gab Autogramme auf Wahlplakate, die er dazu bereithielt. Auch drinnen feierten die Delegierten der Rechtsaußenpartei sich selbst. Inhaltliche Beiträge von Sesselmann wurden in Magdeburg nicht registriert.

Unterdessen geht die Debatte der demokratischen Parteien über den Umgang mit der rechtsextremistischen AfD und ihrem ersten Landrat weiter. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer warb erneut für einen konstruktiven Umgang mit AfD-Mandatsträgern auf Kommunalebene. Im Podcast des Nachrichtenportals „The Pioneer“ (Freitag) plädierte der CDU-Politiker für eine Zusammenarbeit mit dem Ende Juni gewählten Thüringer AfD-Landrat Sesselmann. „Der Mann ist gewählt worden und der größte Fehler, den man machen kann, der übrigens auch passiert, ist, überall rumzuerzählen, dass man mit ihm nicht zusammenarbeiten kann.“

Thüringens CDU-Partei- und Fraktionschef Mario Voigt plädierte - wie zuvor bereits einige Thüringer CDU-Kommunalpolitiker - für einen pragmatischen Umgang mit der AfD auf kommunaler Ebene. Es gehe um eine „gewisse Form von Pragmatismus und Anerkennung der Lebenswirklichkeiten“, sagte Voigt dem Nachrichtenradio MDR Aktuell am Freitag.

„Wir können doch nicht sagen: Wir sind dagegen, weil die AfD dafür ist. Das versteht keiner. Oder soll jetzt ein CDU-Bürgermeister nicht mehr ans Telefon gehen, weil der AfD-Landrat anruft? Das wäre doch lebensfern.“

Es gebe einen einstimmigen Beschluss im Thüringer CDU-Landesverband, „dass wir unseren eigenständigen Kurs fahren, eigene Anträge einbringen, uns aber auch nicht nervös machen lassen, wenn jetzt mal die AfD einem CDU-Antrag zustimmt“, so der Parteichef. Das habe nichts mit einer Kooperation oder Koalition zu tun.

Kretschmer zufolge werde der Sonneberger AfD-Landrat Sesselmann sonst künftig jeden Fehler damit rechtfertigen, dass er von vornherein keine Chance gehabt habe. Die Mitwirkung im Kreistag oder in der Personalvertretung ermögliche es anderen Parteien und Akteuren, dafür zu sorgen, „dass die Dinge vernünftig laufen“. „Da, wo rechtliche Fehler passieren, muss man darauf hinweisen und muss man die Leute zur Verantwortung ziehen.“

Die Bundesregierung mache eine Politik, „die immer mehr bevormundet und die nicht in der Lage ist zu sagen: Wir haben verstanden“. Kretschmer forderte die Ampel-Regierung auf, insbesondere beim Thema Asyl enger mit der Union zusammenzuarbeiten. Auch die Ministerpräsidenten hätten parteiübergreifend mehrere Vorschläge gemacht, um einen Konsens zu finden. Allerdings werde laut Kretschmer jeder dieser Vorschläge ausgeblendet.

Vor kurzem hatten Äußerungen des CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz zu einer möglichen Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler Ebene für viel Aufsehen gesorgt. Etwas später bekräftigte Merz im ZDF-Sommerinterview, dass die Union nicht mit der AfD kooperieren werde. Er beschränkte dies aber auf „gesetzgebende Körperschaften“, etwa auf europäischer, Bundes- oder Landesebene. Wenn in Thüringen ein Landrat und in Sachsen-Anhalt ein Bürgermeister von der AfD gewählt worden seien, dann seien das demokratische Wahlen, meinte Merz. Dafür erntete er viel Kritik, auch in der eigenen Partei. Er selbst sagte später: „Daraus abzuleiten, ich hätte den Weg geöffnet für die Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler Ebene, ist wirklich völlig abwegig.“

Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich hatte unserer Zeitung gesagt, es dürfe keine Zusammenarbeit mit AfD-Funktionären geben. „Damit meine ich das bewusste Austauschen, das Finden von politischen Kompromissen. Aber wir müssen Sachfragen lösen. Und wenn dann ein Vertreter der AfD Zustimmung zu einer von uns vorgeschlagenen, für die Bürger im Land guten Sache signalisiert, können wir doch nicht alle in Deckung gehen.“ Foto: dpa/Willnow

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