Ärztemangel Ärztevertreter fordern einen Gipfel

  Foto: dpa/Stephan Jansen

Langes warten auf Termine, überlaufene Praxen, fehlende Medikamente: Im Gesundheitswesen drückt an vielen Ecken der Schuh. Das muss sich ändern, fordern die Vertreter der Thüringer Kassenärzte.

 
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Die Vertreter der niedergelassenen Ärzte in Thüringen schlagen Alarm. Sie sehen die medizinische Versorgung im Freistaat akut gefährdet. Daher rufen die Kassenärztliche Vereinigung und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Thüringen Vertreter aus Landes- und Bundespolitik am 6. September zu einem Gipfeltreffen in Weimar auf. Thema soll die Zukunft der ambulanten Versorgung im land sein.

Die beiden Ärzte-Organisationen sehen die Qualität der Patientenversorgung in Gefahr. Eine überbordende Bürokratie, unausgereifte Digitalisierungsprojekte und immer größere Leistungsversprechen an die Bevölkerung träfen auf einen Mangel an Fachkräften, auf fehlende Wertschätzung und Budgetkürzungen bei den niedergelassenen Ärzten. „Statt alle Kräfte für eine Steigerung der vorhandenen ambulanten Kapazitäten zu bündeln, stellen Gesundheitspolitiker den Krankenhaussektor in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen. Es werden Irrwege verfolgt, welche die Beitragszahler teuer zu stehen kommen, statt Nachfolgern für Hausarzt-, Facharzt-, Zahnarzt- und Psychotherapeutenpraxen eine Perspektive zu geben“, teilten die KV Thüringen und die KZV Thüringen am Dienstag mit. Die Versorgung der Patienten werde sich dadurch perspektivisch verschlechtern, wenn nicht endlich entschlossen gegengesteuert werde.

Den beiden Ärztevertretungen geht es um die Erhaltung wohnortnaher Praxen und Nachwuchssicherung für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, die Erhöhung der ambulanten Terminkapazitäten durch Abschaffung gedeckelter Budgets und Bürokratieabbau, die wirtschaftliche Basis für gleiche Verdienstmöglichkeiten des medizinischen Personals in Praxen wie in Kliniken und die Stärkung inhabergeführter Praxen gegenüber Institutionen von renditeorientierten Investoren. Außerdem fordern sie, dass Schluss sein müsse mit der Krankenhauszentrierung der Gesundheitspolitik.

Thüringer Krankenkassen fordern ebenfalls seit langem eine Neuausrichtung des Gesundheitswesens. Sie machen sich unter anderem um eine Überwindung der Sektorengrenzen stark. Das bedeutet, dass ambulante und stationäre Versorgung nicht länger strikt voneinander getrennt existieren sollen, sondern besser verzahnt. So könnten Doppelstrukturen abgebaut und die vorhandenen Kapazitäten besser genutzt werden. Nötig wäre dafür aber eine Angleichung der Vergütungssysteme von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will eine grundlegende Reform der Krankenhauslandschaft auf den Weg bringen. Er hatte bei der Ankündigung von einer Revolution gesprochen. Allerdings befürchten Krankenhausvertreter, dass Lauterbachs Pläne zu einem Kahlschlag im ländlichen Raum führen könnten.

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