Älteste Residenz Burg im Taschenbuchformat

Krin Schlütter
Der Autor Janis Witowski im Innenhof der Bertholdsburg mit dem neuen Schlossführer. Foto: Stiftung/Nagel

Woher haben die acht Türme der Bertholdsburg ihre Namen? Wie kamen Herkules und die Dinosaurier ins Schloss? Solchen Fragen geht das neue Büchlein „Schloss Bertholdsburg in Schleusingen“ nach.

 
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Ein Schloss wie die Schleusinger Bertholdsburg birgt immer noch Geheimnisse in ihren Jahrhunderte alten Mauern. Einige hat Historiker Janis Witowski gelüftet. Seit er vor fünfeinhalb zum Team des Naturhistorischen Museums kam, beschäftigt sich der stellvertretende Direktor vor allem mit der Burg- und Stadtgeschichte. Im Auftrag der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hat er einen Schlossführer erstellt.

Das kleine handliche Büchlein ist gerade erschienenm, auf dem neuesten Stand der Forschung und unterhaltsam. Neben den historischen Hintergründen und der Baugeschichte des Schlosses finden sich darin auch interessante Details und Anekdoten. Vielen Besuchern der Burg, die bei Führungen zu besonderen Anlässen einen Blick in normalerweise unzugängliche Bereiche der Burg werfen konnten, wird die Geschichte um den Haunsturm – er befindet sich in Süd-Ost-Ecke der Bertholdsburg – gehört haben. An diesem unwirtlichen Ort sollen in einigen Metern Tiefe im Spätmittelalter ein Vater und sein Sohn auf zehn Jahre eingekerkert worden sein. Dabei handelt es sich um die Edelmänner Reinhard und Philipp von Haune (oder Haun). Ihr Schicksal gab dem Turm den Namen.

Tatsächlich kamen die beiden in den 1440er Jahren nach kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Raubritter Haun und Graf Wilhelm III. von Henneberg als Gefangene nach Schleusingen. Doch dass sie in dem dunklen Verlies des Rundturmes sitzen mussten, war dem Historiker Janis Witowski suspekt. „Adlige Gefangene wurden zwar bewacht, doch in einem standesgemäß hergerichteten Bereich des Schlosses untergebracht und bewirtet“, erzählt der Historiker. Er ging dem Geheimnis des Turmes auf den Grund. Mit mehrfachen Kamerabefahrungen aus verschiedenen Ecken war es schließlich möglich, die Inschrift einer Platte auf dem Boden des Turmes zu erkennen. „Es handelt sich um den Grundstein zum Bau des Turmes im April 1537, also lange nach den die Hauns in Schleusingen einsaßen“, erzählt er.

Die Bertholdsburg als älteste Residenz Thüringens ist untrennbar mit der Stadtgeschichte verbunden, auch das wird in dem Schlossführer deutlich. Bei Rundgängen durch den Schlosspark mit dem Brunnenhaus, durch das Naturhistorische Museum und anderen Kapiteln spricht das Buch eine breite Leserschaft an, die einfach alles über dieses Stadtschloss erfährt. Erhältlich ist das Büchlein ab sofort in der Buchhandlung am Schloss, in der Touristinformation am Markt und an der Museumskasse in Schleusingen.

Amtlicher Führer der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Deutscher Kunstverlag München/Berlin 2022, ISBN 9-78-3-422-98956-6, 6,80 Euro.

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