Nicht nur für Sie als Zuschauer, auch für alle an einer Produktion Beteiligten ist es ein ganz besonderer, erhebender Moment, wenn sich der schwere Theatervorhang bei einer Premiere zum ersten Mal hebt und den Blick auf die Bühne freigibt. Der sogenannte Hauptvorhang trennt Bühnen- und Zuschauerraum seit dem 16. Jahrhundert: Schauspieler und Sänger können sich bis zu Beginn der Aufführung sicher sein, dass niemand sie aus dem Zuschauerraum beobachtet, wenn sie noch einmal das ein oder andere Requisit kontrollieren oder sich in einem geschützten Winkel der Bühne in ihre Figur vertiefen. Warum aber ist es verboten, einen Blick von der Bühne durch den Vorhang in den Zuschauerraum zu werfen? Schreckliches Unheil soll der heimliche Blick in den Zuschauerraum bringen, vor allem dann, wenn im Publikum ein unheilvoller Gast – am besten auch noch in der ersten Reihe – sitzt. Abgesehen von dieser doch eher vagen Begründung, hat das Gesetz vermutlich einen ganz einfachen und nachvollziehbaren Grund: Bei vielen liegen die Nerven kurz vor Beginn einer Vorstellung ohnehin blank, in die erwartungsvollen, gespannten Augen von Familienmitgliedern und Freunden zu schauen, hilft da nicht, nein, macht meist nur noch nervöser.
Adventskalender des Staatstheaters Niemals auf der Bühne pfeifen
Redaktion 01.12.2022 - 16:39 Uhr