Genaue Zahlen haben auch die Unfallforscher nicht. Aus einer Zeitreihe nach Zahlen des Statistischen Bundesamts ergeben sich aber 389 Verunglückte - einschließlich Beifahrer - im Jahr 2019, darunter 12 Tote und 153 Schwerverletzte. 2014 gab es 456 Verunglückte, 9 Menschen starben, 170 wurden schwer verletzt. Die Zahlen beziehen sich auf dreirädrige Kraftfahrzeuge unter 1000 Kilogramm Leermasse sowie vierrädrige Fahrzeuge mit maximal 450 bis 600 Kilogramm Leermasse - die Quads. Im Falle leichterer Quads gab es 2014 noch 250 Verunglückte, 4 Tote und 60 Schwerverletzte - 2019 waren es 240 Verunglückte, 2 Menschen starben und 55 wurden schwer verletzt.
Klare Tendenz: Der Anteil der Quads als Hauptverursacher bei den erfassten Unfällen steige, erklärte Brockmann. Lag dieser Anteil 2014 noch bei 63 Prozent, waren es 2019 schon 68,4 Prozent. Bei den leichteren Quads stieg der Anteil von 61 auf 67,9 Prozent.
Risiko von schweren Verletzungen
Aber wie viele Quads sind eigentlich in Deutschland unterwegs? Das Kraftfahrt-Bundesamt hat Quads als „leichte vierrädrige Kraftfahrzeuge“ erfasst, davon gab es demnach im Januar 2020 genau 109 274 in Deutschland, wie Sprecher Stephan Immen erklärt. Brockmann schätzt, dass einschließlich schwererer Quads und landwirtschaftlich genutzter Fahrzeuge rund 180 000 Stück bundesweit fahren dürften.
Das Problem: Das Risiko, bei einem Unfall schwer verletzt oder sogar getötet zu werden, sei bei einem Quad zehnmal höher als beim Auto, erklärte Brockmann. Das Unfallrisiko je gefahrenem Kilometer sei doppelt so hoch wie beim Auto, allerdings seien die Spaßmobile eher nicht auf Langstrecken im Einsatz. Das habe eine Studie der Unfallforscher 2013 ergeben - die Lage habe sich nicht geändert. So starb beispielsweise im vergangenen Jahr in Schiffdorf im niedersächsischen Kreis Cuxhaven ein 32-Jähriger, der mit seinem Quad nach einem Bahnübergang einen Baum rammte und dann drei Meter tief in einen Graben stürzte.
Dass die Unfallzahlen derzeit „gefühlt“ zunehmen, liege vermutlich daran, dass der Frühling komme - und mit ihm die Quads, sagte Brockmann. Das änderten weder die Corona-Pandemie noch der Lockdown. Im Gegenteil: „Die Leute suchen kleine Fluchten.“