Abitaufe Schleusingen Das nasseste Stadtfest Thüringens

Karin Schlütter

Stadtfest kann jeder, aber so nass wie in Schleusingen wird man nirgendwo – wenn man sein Abitur frisch in der Tasche hat. Die Abituriententaufe ist aber nur ein Höhepunkt des 30. Burg- und Stadtfestes.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Nach dem verregneten Freitag erlebt Schleusingen einen strahlend schönen Tag zum Teil eins des 30. Burg- und Stadtfestes, so recht angetan um froh gestimmt über das historische Plaster des Marktplatzes zu schlendern und bei den Händlern, die rundherum ihre Stände aufgebaut haben mit allen möglichen Angeboten, von Keramiken und Seifen und vielen anderen zu schauen und zu kaufen. Auch die Geschäftsleute der Innenstadt offerieren Sonderangebote.

Und es präsentieren sich die Schleusinger Vereine, wie sie es seit vielen Jahren zum Stadtfest tun. Der in diesem Jahr außerordentlich aktive Lions-Club hat am Nachmittag 75 Kilogramm Teig in knusprige Detscher verwandelt, die ebenso reißend Absatz finden wie der Kuchen im Straßencafe des Frauenchores Slusia.

Daniela Heßler und Babett Henn von der Stadtverwaltung schleppen noch Tische und Bänke heran und hatten auch ein großes Zelt für den Frauenchor organisiert. Nur gut, dass die Lions schnell zugreifen, allein hätten das die Damen wohl nicht geschafft. Aber jahrelange gute Nachbarschaft im gleichen großen Zelt schweißt zusammen, auch wenn in diesem Jahr alles anders ist, weil es eben nicht nur ein Stadtfest-Wochenende ist, sondern zwei.

Der Regionalmarkt, auf dem am Nachmittag die Percussion-Gruppe El Tamburo für Rhythmus sorgt, und die folgenden Veranstaltungen bis zum nächsten Wochenende sind sozusagen Bindeglieder zum eigentlichen Stadtfest. Da wird es allerdings dann keine Detscher von den Lions und keinen Kuchen vom Chor geben.

Und auch der Förderverein des Hennebergischen Gymnasiums, der wieder allerhand Souvenirs verkauft, um Projekte am Gymnasiums mitzufinanzieren, wird dann nicht dabei sein. Die ehemaligen Gymnasisten kommen eben dann, wenn Abi-Taufe ist. Anlässlich ihres 50. beziehungsweise 60. Abi-Jubiläums haben sich zwei Klassen zu Führungen im Gymnasium angemeldet, wie die stellvertretende Schulleiterin Anja Büttner sagt. Darüber hinaus trifft sich eine Klasse, die vor 25 Jahren im Marktbrunnen getauft wurde. Darunter Ivonne Köhler-Roth, die schon als Schülerin mit Begeisterung für Freies Wort gearbeitet hat und heute Journalistin in Berlin ist.

33 pitschnasse Schüler

Als kurz nach 11 Uhr eine kleine Kapelle mit Schülern des Gymnasium die Handwagenparade ankündigt, gibt es auf dem Markt kein Halten mehr. Alles versammelt sich am Brunnen, um das immer wieder spektakuläre Zeremoniell zu erleben. 33 Abiturienten sind es diesmal nur.

Viele Menschen strömen auch danach zum Gymnasium, denn dort haben sich junge Lehrer, an der Spitze Kunstlehrerin Theresa Fröbisch, und die Künstlerin Michelle Höhn – sie leitet am Gymnasiums die Kunst-AG – gemeinsam mit vielen Unterstützerin verbündet und unter dem Thema „Alte Mauern in neuen Gewand“ eine professionell gemachte Ausstellung gestaltet, selbstverständlich auch mit Vernissage im alten Gewölbe des Schulklubs, wo später DJ Tekkschuster & Friends für eine tolle Mucke sorgen.

Schülerin Astrid Weiland erklärt, wie diese Ausstellung entstanden ist und Theresa Fröbisch bedankt sich bei allen Helfern. Alle Klassen von der fünf bis zur zehn sind daran beteiligt. Fabienne Heßler bietet im Foyer mit Jasmin App Karten an und Sticker mit dem Bild des Ausstellungsplakats an. Ist das Schulgründer Georg Ernst oder der ehemalige Direx Hubert Amthor? Wahrscheinlich irgendwie beides. Fabienne fragt, ob die Ausstellung gefällt. Aber natürlich tut sie das. „Das haben Schüler und Lehrer zusammen gemacht,“ sagt sie voller Stolz. Auch sie gehört zu den Preisträgern des Europäischen Wettbewerbs, deren Arbeiten im unteren Flur zu sehen sind, während andere Schülerprojekte im Keller arrangiert sind.

Und dann singt der Kinderchor unter Leitung von Jörg Brückner, das alte Volkslied „Kein schöner Land in dieser Zeit“ und singt sich dann in die neue, die rockige Zeit mit „Diamonds“ von Rhienna und (Zugabe) „Happy“ von Pharell Williams. Und drunten im Keramik-Keller, in dem auch ein Brennofen steht, gibts einen Live-Workshop mit der ehemaligen Kunstlehrerin Marianne Didschuneit.

Alles in allem ein schöner Auftakt zum Stadtfest. Und am Abend versammelt sich Schleusingen am Sonnenwendfeuer am Hennebergstadion. Und nächstes Wochenende geht‘s weiter. Bis dahin gibt es täglich Veranstaltungen im Künstlerhof Roter Ochse und im Museum.

Bilder