Florian Kirner weiß aber auch auch: „Es gibt noch jede Menge zu tun. Im ersten Stock ist momentan Baustelle.“
Mittlerweile sei das Gebäude immerhin soweit saniert, dass es verschiedensten Projekten ein Zuhause sei, erklärt der 48-jährige, der auch das Erbe seines Vaters in die Schlosszukunft investiert hat - und ein schuldenfreies Denkmal besitzt. Zum Beispiel gibt das Schloss der Kultur Heimat. Im Schlosshof gibt es eine Infrastruktur für Veranstaltungen jeglicher Art. Drei Bühnen, eine Außenküche, eine Taverne, ein Sanitärtrakt und die nötigen Strom- und Wasseranschlüsse. Jedes Jahr zu Himmelfahrt findet hier das Paradiesvogelfest statt, zu dem die deutsche Liedermacherszene nach Weitersroda kommt - und inzwischen 1500 Besucher.
Eine Heimat hat auf dem Schloss auch der Tourismus: Die opulent eingerichtete Ferienwohnung Therese im zweiten Stock lockt Urlauber aus ganz Europa an. Und: „Wirtschaftlich ist die Ferienwohnung das Beste, was hier seit langem entstanden ist“, sagt Kirner.
Schloss Weitersroda beherbergt außerdem mehrere Wohneinheiten in verschiedenen Größen. Zu den festen Bewohnern gehört eine Familie, die Kirner 2008 hier vorfand und die in der dritten Generation das Schloss bewohnt - und Malte Stabenau, der in der Veranstaltungsorganisation der Koordinator vieler entscheidender Abläufe ist. Man wohne hier nicht nur nebeneinander her, sagt Kirner. Eine Kommune sei es aber nicht. Am Ende ist er der Vermieter.
Der Schlosshof mit dem angrenzenden Areal ist zudem ein Biotop, in dem verschiedenste Bäume und Pflanzen gedeihen. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Jahrhunderte alte Schlosslinde im Hof ein. Dazu kommen der ausgiebige Schlossgarten, die Permakulturbeete, die zahlreichen Beerensträucher, die Obstbäume - und 25 Walnussbäume. Gepflanzt vor 14 Jahren, beginnen sie nunmehr zu tragen.
Eine feste Heimat hat auf Weitersroda die Geschichte der Region. Das Schloss spiegelt historische Entwicklungen in seinem Baustil und öffnet jedes Jahr zum Tag des offenen Denkmals seine Tore. Dann wird Geschichte erlebbar, Sanierung sichtbar, Denkmalschutz anfassbar“, so Florian Kirner, der betont, dass der Erfolg des Schlossprojekts ein Gemeinschaftswerk gewesen ist.
„Die Zahl all der Menschen, die in unterschiedlichster Weise mitgeholfen und dazu beigetragen haben, dass es geklappt hat, ist enorm groß. Dabei geht es genauso um Bauwochen und Entrümpelungsaktionen, wie um Solidarität in schwierigen Zeiten oder die Unterstützung von Behörden und Fördergebern. Ich kann hier nur pauschal ein großes, herzliches Dankeschön aussprechen. Ohne diese Hilfe wäre es schlichtweg nicht gegangen.“ Freilich, nicht alles, was begonnen wurde, hat auch geklappt. Die Liste der letztlich gescheiterten Projekte ist ebenfalls nicht kurz. Aber: dazu gelernt habe man dabei, Erfahrungen gesammelt und starke Netzwerke entwickelt.
Florian Kirner: „Die Zahl der Schlossbesucher seit 2008 liegt deutlich im fünfstelligen Bereich. Und am entscheidenden Punkt - dort nämlich, wo es um die Substanzerhaltung des Gebäudes gegangen ist - habe ich mir keine gravierenden Fehler erlaubt.“ Dafür sei eine steile Lernkurve nötig gewesen: „Aber lernen kann ich“, behauptet er, der in München, Hamburg, Köln und Tokio Angloamerikanische Geschichte, Japanologie, sowie Mittlere und Neuere Geschichte studiert und erfolgreich abgeschlossen hat.
Pläne für die Zukunft? Hat er. Allerdings sei Schloss Weitersroda jetzt an einem Punkt angekommen, der eine sehr viel planmäßigere Entwicklung ermögliche. Die wild-romantischen, oftmals aber auch brutal schwierigen ersten Jahre lägen hinter ihm. Jetzt lauteten die sehr konkreten Ziele, eine zweite Ferienwohnung zu erstellen oder den Veranstaltungsbetrieb zu intensivieren. „Das können wir aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln umsetzen“, ist Kirner zuversichtlich.
„Das Schloss ist über den Berg. Meine Methoden waren sicherlich mitunter ungewöhnlich. Aber es hat funktioniert“, resümiert der Schlossherr: „Ich nehme für mich in Anspruch, dieses Denkmal gerettet und für das 21. Jahrhundert aufgestellt zu haben.“