Das österreichische Bundeskriminalamt hat bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld sieben Personen, darunter fünf Sportler festgenommen. «Bei den festgenommenen Athleten handelt es sich um zwei österreichische, einen kasachischen und zwei estnische Spitzensportler», teilte das BKA in einer Mitteilung am Mittwoch mit. Es handle sich der Mitteilung zufolge um ein «weltweit agierendes Dopingnetzwerk», das man zerschlagen habe. Zudem wurde ein deutscher Sportmediziner sowie ein weiterer mutmaßlicher Komplize aus Deutschland festgenommen. Zuvor hatten die ARD-Dopingredaktion sowie die «Süddeutsche Zeitung» von Razzien im WM-Ort in Tirol über die insgesamt neun Festnahmen berichtet.

«Im Rahmen von seit mehreren Monaten andauernden internationalen Ermittlungen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Sportbetruges sowie der Anwendung von unerlaubten Wirkstoffen und Methoden zu Dopingzwecken» sei eine in Deutschland ansässige kriminelle Organisation um einen Sportmediziner ausgeforscht werden, schrieb das BKA in der Mitteilung.

«Diese aus Erfurt agierende kriminelle Gruppierung ist dringend verdächtig, seit Jahren Blutdoping an Spitzensportlern durchzuführen, um deren Leistung bei nationalen und internationalen Wettkämpfen zu steigern» und illegale Einkünfte zu generieren, hieß es weiter.

Unter dem Titel «Operation Aderlass» verbreitete das Bundeskriminalamt die Mitteilung. Das BKA bezeichnete das Vorgehen als «koordiniertes Einschreiten unter Beisein des deutschen Oberstaatsanwaltes». Insgesamt wurden im Zusammenhang mit den Ermittlungen neun Personen festgenommen.

Die bayernweite Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Doping ließ nach eigenen Angaben vier Personen festnehmen und elf Objekte durchsuchen, neun davon in Erfurt. Das Bundeskriminalamt in Österreich hatte zuvor mitgeteilt, dass bei der koordinierten Aktion im Rahmen der nordischen Ski-WM in Seefeld insgesamt neun Personen festgenommen und 16 Hausdurchsuchungen vollzogen worden waren.

In Erfurt soll nach Angaben des ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt die Praxis eines Sportmediziners im Stadtteil Rieth durchsucht worden sein. Es handele sich um einen Arzt mit Kontakten zum Hochleistungssport. Laut Seppelt sind mehrere Zollbeamte an dem Einsatz beteiligt. Die Praxis sei bereits länger observiert worden. Bild zufolge handele es sich offenbar um den ehemaligen Mannschaftsarzt des Radsportteams Gerolsteiner, Dr. Mark S.. Dieser war bereits vor Jahren mit Blut-Doping in Verbindung gebracht worden.

Nach Angaben des Deutschen Skiverbandes hat es beim deutschen WM-Team keine Razzien gegeben. Dies sagte ein DSV-Sprecher. Es seien von den Untersuchungen weder deutsche Sportler, noch das Umfeld oder deutsche Mannschaftsärzte betroffen, teilte der DSV mit.

Ramelow zu Doping-Razzia: «Das ist eine Katastrophe»

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) ist von der Doping-Razzia in Erfurt erschüttert. «Ich bin schockiert und fassungslos», sagte er. «Das ist eine ziemliche Katastrophe.»

Ramelow hofft auf eine rasche und umfangreiche Aufklärung der Vorwürfe. «Doping schadet dem Ansehen des Sports und dem Ansehen des Sportstandorts Thüringen», sagte der 63-Jährige. Vor allem mit Blick auf die regelmäßig in Thüringen stattfindenden Wintersport-Weltcups und die für 2023 geplante Biathlon-WM müssten alle Beteiligten die Ermittlungen «sehr ernst» nehmen.

Ramelow forderte mutmaßliche Betroffene auf, sich selbst bei der Polizei zu melden. «Ich appelliere an die Sportler, die von etwas wissen, dass sie reden oder gar Anzeige erstatten», sagte er. dpa/red