Thüringer helfen MM und ihre Suhler: "Nicht mit Geld und guten Worten"

Klaus-Ulrich Hubert
Marion Mannteufel ("MM") aus Suhl. Sie steht beispielhaft für die vielen, die sich in der Volkssolidarität für ihre Mitmenschen engagieren. Foto: frankphoto.de Quelle: Unbekannt

Die Kinder sind aus dem Haus, das Arbeitsleben ist vorbei. Seit 15 Jahren verbindet Marion Mannteufel mit rund 150 älteren Mitbürgern ihrer Ortsgruppe Nummer 24 fast so viel, als sei sie ihre Familie.

 
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Suhl - "Sooooo ein Tag, so wunderschön wie heute" singen alle mit. Kurz nach Mittag. Haerwig Hopf vom Tanzkreis der Suhler Volkssolidarität stimmt beim Ausflug zu seiner Quetschkommode das Schunkellied an. Gerade ist der amüsierte Busfahrer beim Durchzählen bei Nummer 46 angekommen und fragt Marion Mannteufel: "Jetzt komplett?"

Fünf Stunden später. Der Wirt im einst herzoglichen Jagdschloss Fasanerie Hermannsfeld bei Meiningen attestiert nach fürstlichem Speisen und Vergnügen der betagten Suhler sehr herzlich: "Na, ein solch stimmungsfreudiges Trüppchen, das hatte ich selten."

Als abends alle daheim vor dem TV sitzen, erzählt Marion Mannteufels betagte, vielköpfige Großfamilie noch lange von diesem schönen Tag. Und das war heute nur eine von vielen "Voso"-Aktionen der Ortsgruppe 24 vom Himmelreich-Treff im gleichnamigen Suhler Wohngebiet.

Organisiert wie immer von Marion, die einst Kindergärtnerin war, danach im Hörakustik-Großhandel, zuletzt bei der Telekom arbeitete. Man spürt: Ihre Ruhestands-Aktivität ist ihre Herzensangelegenheit: "Das Engagement für andere macht mir ja auch Spaß!" Dabei sieht sie ihresgleichen ein wenig aufblühen. "Als sei es ein Brigadeausflug vom Simson-Werk, dem EGS oder so", sagt sie in Anspielung auf die einstigen Suhler Großbetriebe.

Die Volkssolidaritäts-Ortsgruppe 24 umarmt weit mehr als vier Jahrzehnte an Lebenserfahrungen, an Freude und auch an Leid. Immer wieder auch Abschiede, Bestattungen in diesem Kreise. "Kaum 60 sind sie oder weit im neunten Lebensjahrzehnt wie unsere Helga Rachlock. Oder der Arthur Beyer", strahlt die Siebzigjährige mit dem rollenden hennebergisch-fränkischen "rrrr".

Und sie stapelt tief: "Man will doch nicht sinnlos daheim rumsitzen. Ich kann für viele frühere Werktätige etwas an Gemeinsamkeit auf die Beine stellen", lacht Marion und klopft ihrem Ehemann Ekbert schmunzelnd auf die Schulter.

Oben, in ihrer Wohnung, da "hecken beide immer neue Ideen aus", wie sie selber sagen. Solche, mit denen sie vielen anderen betagteren Mitmenschen Freude machen. Ekbert mit seinem Voso-Tanzkreis. Teilhabe am Zusammen- und Alltagsleben. Und an einem guten, wärmenden Gefühl von Gemeinschaft in spürbar abgekühlten Zeiten. "Nicht mit Geld und guten Worten zu bezahlen!", sagt man im Himmelreich-Treff der Volkssolidarität Suhl.

"Schöner Frühling, komm doch wieder / lieber Frühling, komm' doch bald / bring' uns Blumen, Laub und Lieder / schmücke wieder Feld und Wald."

Der Frühling lässt sich in diesem Jahr Zeit. Marion: "Zieht euch nur schön warm an!"

"MM" (Marion Mannteufel) probt singend gegen die Kälte draußen an. Mit ihrem Chor. Der könnte ja eigentlich auch die "Letzte Rose" anstimmen. "Muss aber nicht so schnulzig wie von André Rieu sein" sagt eine der Sopranstimmen im Ensemble und schmunzelt.

Mindestens eine "Thüringer Rose" muss wohl zu wenig gewachsen sein, als im Vorjahr aus Suhl die Nominierung Marions im Sozialministerium auf die gleichnamige Ehrenamtswürdigung eingereicht worden ist. Sie ging leider leer aus. "Marion ist weit über ihr Wohngebiet hinaus als eine der rührigsten Vorsitzenden der Volkssolidarität bekannt", hieß es im Antrag. Dieses Ehrenamt fülle Marion "mit viel Fantasie, Herz und Einsatzbereitschaft seit 2002 aus".

Von der Ehrung betagter Jubilare, der Organisation vielfältiger Veranstaltungen sowie von Ausflügen bis zur Koordinierung von sieben Helfern und Kassierern. Und eben dem Chor der Volkssolidarität.

Ihr Herz für Kinder wie bei den von ihr mit initiierten Lesepatenschaften, ihre Betreuung einer neunzigjährigen Dame in der Nachbarschaft, die Ausrichtung von Geburtstagsfeiern, Begleitung bei Arztbesuchen, Streicheleinheiten und Versorgung bei Krankheit.

Dabei kommen Mannteufels Enkelkinder ebenfalls nicht zu kurz. Wenn dann deren Opa Ekbert ehrenamtlichen Dienst auf der Domberg-Hütte hat, so lacht er: "Da unterstützt meine Beste mich an manchem Sonntag hier oben auch noch".

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