Regionalsport Langlauf-Mythos Wasa oder 90-km-Hölle

Patrick Reichardt
Dimensionen: Das "Team Forever Nordic" mit Florian Rohde (obere Reihe, Vierter von links) posiert vor dem diesjährigen Wasalauf in Sälen, Schweden. Quelle: Unbekannt

Schweden und Norweger - andere Nationen haben beim Wasalauf seit 2000 nicht mehr gewonnen. So ist es auch diesmal. Für andere Länder ist es beim Traditionslauf durch die schwedische Natur schon ein Erfolg, mithalten zu können. Einem deutschen Debütanten gelingt es.

 
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Mora - Bevor es losging, war der leidenschaftliche Langläufer Florian Rohde erst einmal sprachlos. "Das ist Wahnsinn. Die Schweden leben den Langlauf wie wir Deutschen den Fußball. Als ich das Starterfeld gesehen habe, konnte ich es nicht fassen", sagte Debütant Rohde, bevor er sich beim Wasalauf auf den 90 Kilometer langen Weg machte, die skandinavische Weltspitze herauszufordern. Der traditionelle Volkslauf gleicht von der Bedeutung dem Ironman der Triathleten auf Hawaii. Bei der ersten Teilnahme an so einem Klassiker kann man schon mal perplex sein ob der gigantischen Dimensionen.

15 800 Läufer haben sich für den Wasalauf durch die schwedische Natur von Sälen nach Mora in diesem Jahr angemeldet. Es ist nicht so, dass es für den immer am ersten Sonntag im März ausgetragenen Wettkampf nicht mehr Interessenten gegeben hätte. Nein, die Startplätze sind begrenzt und die 15 800 Plätze waren innerhalb von vier Minuten komplett ausgebucht. "Ich habe schon immer gesagt: Als guter Langläufer muss man einmal den Wasalauf mitgemacht haben", sagt der 32 Jahre alte Rohde.

Er kann über weite Strecken mit der Weltspitze mithalten und landet am Ende auf Rang 38 - bester Deutscher. Eine große Überraschung für den Oberfranken Rohde und sein Team Forever Nordic. "In Deutschland feiert man eigentlich nur Siege. Aber für uns ist so etwas ein riesiger Erfolg", sagte Teamchef Sven Münch. Er organisiert diesen Wahnsinn alljährlich. Reisen über Kiel und mit der Fähre bis nach Oslo, das sperrige Ski-Material immer mit dabei. "Ich muss es selbst erstmal verdauen", sagt Münch nach dem "hervorragenden Resultat" von Rohde.

Triumphiert hatte mal wieder ein Norweger: John Kristian Dahl siegte nach 3:57:18 Stunden im Schlusssprint und verteidigte so seinen Titel. Rohde benötigte 4:04:23 Stunden und lag damit knapp sieben Minuten hinter den skandinavischen Siegern. "Die ersten 60 Kilometer liefen problemlos. Danach wurde es richtig happig", konstatierte der Deutsche.

Der Wasalauf, das bedeutet für das Team auch: Knapp eine Woche in einer schwedischen Ferienwohnung verbringen. Teamgeist entwickeln, das Material präparieren und gewissenhaft auf den Lauf am frühen Sonntagmorgen vorbereiten. Wenn es dann geschafft ist, fällt eine riesige Last von den Schultern der Athleten. "Wir freuen uns richtig auf den Abschluss und werden darauf anstoßen, weil wir stolz auf unsere Leistung sind", kündigte der 36 Jahre alte Münch an. Insgesamt 190 Deutsche waren bei leichten Minustemperaturen und besten Verhältnissen in Schweden dabei.

In Deutschland verbreitet

Auch in Deutschland ist der Langlauf-Mythos in der schwedischen Landschaft Dalarna auf dem Vasaloppsleden weit verbreitet. Die Tücken der 90 Kilometer, der einzige deutsche Sieger, DDR-Starter Gert-Dietmar Klaus im Jahr 1975, und Geschichten aus fast 100 Jahren seit 1922, als die Gewinner fast doppelt so viel Zeit für die Strecke benötigten, werden in dem Buch "Wahnsinn Wasalauf" thematisiert.

Von einer Erfolgsstory à la Klaus und einem Bucheintrag ist der Kulmbacher Debütant Rohde am Sonntag zwar noch ein Stück entfernt, seine Premiere mit Rang 38 hat in ihm aber gleich weitere Hoffnungen geweckt. "Na klar will man mehr, wenn man soweit vorne steht. Aber um ganz vorne zu landen, muss wirklich alles passen", sagte er. Beim nächsten Start wird er immerhin die Dimension des Wasalaufs schon kennen.

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