Vacha Kicken für einen guten Zweck: 3:5 für Philip

Schwitzen für den guten Zweck: Die Wintersport-Asse aus Oberhof verlieren das Benefizspiel von "Freies Wort hilft" mit 3:5 gegen Vacha. Doch der eigentliche Sieger steht gar nicht auf dem Platz.

 
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Vacha - Das Runde muss ins Runde und das Runde muss ins Eckige ist nicht dasselbe. Wer wüsste das seit diesem Wochenende besser als Philipp Horn. In diesem Winter wurde der 24-jährige Frankenhainer zum ersten Mal für einen Biathlon-Weltcup aufgestellt. In Pokljuka, Hochfilzen, Nove Mesto, Ruhpolding und beim Finale in Oslo liegt er mit den Großen der Skijäger-Szene am Schießstand und versenkt seine Kugeln. In Vacha ist Horn nah an der Verzweiflung.

Olympia-Kick: Sie waren dabei

SG VfB 1919 Vacha/Martinroda: Tom Fischer, Fabian Blum, Mario Hanke, Christian Niebel, Andreas Koch, Konrad Bittorf, Robby Gehlert, Tobias Leder, Patrick Most, Marius Ißbrücker, Kevin Nube, Philipp Winkler, Jonas Heller, Toni Rehberg, Martin Jäger, Christian Seibt, Ronald Schuchert, Sebastian Heller, Silvio Kirchner, Martin Walter, Hans-Otto Stranz - Trainer: Andreas Maronn

Wintersport-Auswahl: Christoph Völker, Rick Brandl, Fabian Mundt, Jan Eichhorn, Silvio Thieme, Justus Strelow, Max Langenhan, Jens Filbrich, Robert Wick, Paul Gräf, Konstantin Müller, Philipp Horn - Trainer: Siegmar Schuckay

Schiedsrichter: Matthias Böttger (Eisenach), Pascal Dietsch (Waltershausen), Kay Siefert (Farnroda)

Torfolge: 1:0 Koch (21.), 2:0 Winkler (31.), 3:0 Koch (40.), 4:0 Winkler (62.), 5:0 Kirchner (74.), 5:1 Filbrich (76.), 5:2 Langenhan (80./Foulelfmeter), 5:3 Filbrich (83.)

Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten

Nach dem Spiel ging es noch einmal ans Eingemachte: Etliche Fußball-Sammlerstücke standen zur Versteigerung für den guten Zweck. Den größten Erlös erzielte ein nicht alltägliches Bayern-Trikot. Stefan Effenberg hatte es bei der kürzlich stattgefundenen Neuauflage des Champions-League-Finals von 1999 von den Spielern des FCB und Manchester United unterschreiben lassen. 300 Euro legte Bayern-Fan Stefan Schindler aus Sünna dafür auf den Tisch. Ein Fußball mit den Unterschriften von Stefan Effenberg und den Kickern des Olympia-Teams war Sven Knoblauch aus Vacha 175 Euro wert. Die drei mit den Unterschriften der Wintersportler verzierten Trikots von "Freies Wort hilft" sicherten sich Anna Möller, Holger Zapf (beide Vacha) und Stefan Schindler.

Es laufen die allerletzten Minuten des Benefizspiels von "Freies Wort hilft" zwischen der Spielgemeinschaft VfB 1919 Vacha/Martinroda und der Wintersport-Auswahl aus Oberhof. Horn hat den Ball vor seinen Füßen. Aber der Heber geht knapp über die Querlatte.

Erik Lesser reißt sich das Basecap vom Kopf und pfeffert es auf den Boden. Das wäre der Anschlusstreffer zum 5:4 gewesen und der Startschuss für den finalen Akt einer Fünf-Tore-Aufholjagd. Vor einem Jahr, beim Olympia-Kick in Herpf, war Lesser dreifacher Torschütze beim 6:2. Bei der Neuauflage, die Geburtstagskind VfB 1919 Vacha unbedingt haben wollte, ist der Silbermedaillengewinner von Sotschi nur Zuschauer. Das Schlüsselbein ist nach seinem Fahrradunfall noch nicht wieder verheilt. Den Olympia-Kick am Fuße des Oechsenbergs will er sich trotzdem nicht entgehen lassen. Genauso wie die ebenfalls angeschlagenen Victoria Carl, Thomas Bing und Maximilian Arndt. Alle vier sitzen am Samstagnachmittag bei weit über 30 Grad Celsius mit auf der Trainerbank und feuern ihr Team an, das erst in der Schlussviertelstunde richtig auftaut.

"Ich war am Anfang ganz schön überfordert, bin immer gleich hektisch geworden. Am Schießstand bin ich weniger nervös als am Ball", sagt ein lachender Philipp Horn. Fußball spielt er normal nur in der Halle zur Erwärmung vorm Krafttraining. Auswahl-Coach Siegmar Schuckay zieht trotz der schlechten Chancenverwertung den Hut vor seiner bunt zusammengewürfelten Truppe, die eine Halbzeit lang ohne Wechsel durchhalten muss, weil Nachwuchsbiathlet Konstantin Müller kurz vor der Pause unglücklich umknickt und sich die Bänder im Sprunggelenk anreißt. Auch deshalb ist Schuckay, der sonst den Fußballnachwuchs am DFB-Stützpunkt Zella-Mehlis/Schleusingen anleitet, voll des Lobes: "Hochachtung vor den Wintersportlern, dass sie sich so einer Herausforderung stellen. Damit haben sie sich viele Sympathien erarbeitet."

Bei den Vachaer Spielern auf alle Fälle. Die Kreisoberliga-Kicker waren sichtlich stolz, bei dem ungewöhnlichen Spiel mit auf dem Platz gestanden zu haben - auch wenn für manchen der Einsatz wie aus heiterem Himmel kam: Hans-Otto Stranz ist eigentlich Betreuer von Vachas Erster. "Seit 15 Jahren", erzählt der 62-Jährige, der einen Tag nach dem Olympia-Kick Geburtstag hat. Doch am Morgen vor der Partie bekommt er einen neuen Job. Stranz soll das machen, was er früher schon gemacht hat: Als Stürmer die Dinger ins Tor hauen. Nun eben gegen Filbrich, Langenhan und Co. "Das war ein Supergefühl", sagt der Biathlon- und Rodel-Fan. Kurz vor Schluss hätte Stranz sein Wochenende beinahe perfekt gemacht. Da hat der Vachaer das 6:3 auf dem Fuß, vergibt aber.

Aber das Ergebnis war beim Benefizspiel zweitrangig. Wichtig war das vierstellige Resultat, das lange nach dem Abpfiff verkündet wurde: Rund 4000 Euro hat das Sportereignis an Spenden eingespielt. Der komplette Betrag kommt Familie Seeber und ihrem Sohn Philip zugute. Der Zweijährige kämpft gegen den Blutkrebs.

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