Die Verbunddatei wird von der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze geführt, die von der Polizei in Nordrhein-Westfalen verwaltet wird. Darin sind solche Fans erfasst, gegen die im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen bereits wegen bestimmter Straftaten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde oder die rechtskräftig verurteilt worden sind. Nach Angaben der Bundesregierung dient die Datei «der Verhinderung gewalttätiger Auseinandersetzungen und sonstiger Straftaten im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen».
Von den 337 gespeicherten Fußballfans mit Thüringer Bezug werden laut der Antwort des Ministeriums 187 Carl Zeiss Jena zugerechnet. Weitere 130 stammen demnach aus dem Umfeld von Rot Weiß Erfurt, 13 von FSV Wacker Nordhausen und 7 von BSG Wismut Gera.
Nach Angaben des Vorsitzenden des Aufsichtsrates von Carl Zeiss Jena, Mario Voigt, bemüht sich der Verein intensiv, etwas gegen Gewalttaten durch Fans zu unternehmen. Dabei sei das Wichtigste, den Dialog mit den eigenen Anhängern zu suchen. Natürlich sei es möglich, Fans Stadionverbot zu erteilen, die mehrfach wegen Gewalttaten aufgefallen seien. Doch der Schlüssel zu einer möglichst positiven Fankultur sei das Gespräch. Gewalt sei in der Fanszene von Carl Zeiss Jena aber kein zentrales Element. «Wir haben eine vielfältige und kreative Fankultur, aber keine Hooligan-Szene», sagte Voigt der Deutschen Presse-Agentur.
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hatte für die Fankultur des Vereins vor wenigen Worten lobende Worte gefunden: «Ich bin sehr froh, dass wir mit dem FCC einen Verein haben, der eine Fankultur pflegt, die nicht auf Rassismus, sondern auf verbindende Elemente zwischen den Menschen aufbaut.» Zugleich hatte Maier jedoch kritisiert, dass sich das Verhältnis zwischen den und der Polizei zuletzt zugespitzt habe.
Erst im vergangenen April waren die Justiz und die Sicherheitsbehörden in Thüringen und Sachsen-Anhalt gegen gewaltbereite Rechtsextreme vorgegangen, die auch der Kampfsport- und Hooligan-Szene zugerechnet werden. Damals waren drei Männer festgenommen worden, die dem sogenannten Jungsturm im Umfeld von Rot-Weiß-Erfurt angehören sollen.
Insgesamt 19 Vorfälle aus den Jahren 2018 und 2019 listet das Innenministerium in seiner Antwort auf, bei denen es zu politisch motivieren Straftaten bei Sportveranstaltungen in Thüringen kam. Sie alle haben sich im Zusammenhang mit Fußballspielen ereignet und werden von der Polizei der rechtsmotivierten Kriminalität zugerechnet. Darunter sind Vorfälle in Erfurt und Jena ebenso wie etwa in Kahla, Zella-Mehlis, Arnstadt und Nordhausen.