Sonneberg Keine Experimente

Moritz Bauer

Der Trainingsbetrieb im Leichtathletikverein Sonneberg e.V. wird erst dann wieder in vollem Umfang aufgenommen, wenn auch Sporthallen wieder für den Sportunterricht an Schulen öffnen. Nachgehakt.

 
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Sonneberg - Organisierten Trainingsbetrieb in den Disziplinen Laufen, Werfen und Springen gab es beim Leichtathletik-Verein Sonneberg (kurz: LA SON) zuletzt vor einem Vierteljahr, also im März. Damals bremste der Corona-Shutdown die gut 170 Vereinsmitglieder abrupt aus, welche gerade drauf und dran waren, sich auf den Beginn der neuen Freiluftsport-Saison 2020 vorzubereiten.

Corona und Sport

Der Landessportbund Thüringen hat eine eigene Service-Rubrik zum Thema Corona eingerichtet. Dort finden sich viele Hilfestellungen und eine Checkliste für Sportvereine. Bei Unsicherheiten kann man sich auch per Mail oder telefonisch beraten lassen.

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thueringen-sport.de/service/coronavirus

"Im Verein haben wir alleine 120 aktive Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 18 Jahren. Wir leben gewissermaßen von der Kinder-Leichtathletik und deren spielerischer Vermittlung. Doch mit den Regelungen von Land und Stadt bezüglich des Trainingsbetriebs in den Sportvereinen waren auch wir gezwungen, alle Aktivitäten lahmzulegen", so Kati Nimz, Übungsleiterin und Schriftführerin bei Leichtathletikverein Sonneberg e.V. Bis zum 31. August müssen darüber hinaus auch abseits des Trainingsbetriebes alle Wettkämpfe und Veranstaltungen abgesagt werden. Darunter fällt auch der Sonneberger Spielzeuglauf, der ursprünglich für den 21. August geplant war. Immerhin ist der Leichtathletik-Verein nicht wie beispielsweise ein Fußballverein auf Eintrittsgelder zu Heimspielen angewiesen, welche momentan vielerorts schmerzlich fehlen. Als Ersatz für den Spielzeuglauf soll ein Winterlauf im November organisiert werden, zu welchem dann auch das neue Funktionsgebäude im Stadion genutzt werden soll, so Nimz. Und was geschieht mit dem traditionellen Hermann-Pistor-Lauf im September? Die Vorbereitungen für das Lauf-Event am 6. September laufen derzeit ganz normal an. Schon bald soll die Werbetrommel gerührt werden, und auch das Anmeldesystem über die Website des Vereins wird bald freigeschaltet - vorausgesetzt, das Veranstaltungsverbot wird nicht bis in den Herbst verlängert.

Kati Nimz zählt derweil ein paar Punkte der Auflagen auf, welche ihre Übungsleiter bei einer möglichen Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs im Kinder- und Jugendbereich vollumfänglich beachten müssten: 1,50 Meter Abstand und eine maximale Gruppenstärke von zehn Leuten inklusive Übungsleiter sind nur der Anfang einer scheinbar endlosen Liste an Hygiene-Maßgaben. Des Weiteren dürfen keine Fahrgemeinschaften gebildet werden, und auf einer bestimmten Quadratmeterfläche dürfen sich nur eine bestimmte Anzahl an Personen aufhalten. Und nicht zu vergessen: Die Eltern müssen all das auch noch absegnen und die Einschränkungen mittragen. Nimz lobt in dieser Beziehung den Thüringer Landessportbund, welcher seinen Vereinen umfangreiche Hilfe in dieser schwierigen Situation anbietet: "Der LSB beweist hier ein sehr gutes Händchen und hat auch eine Checkliste und zahlreiche hilfreiche Leitlinien für die Vereine herausgearbeitet. Das macht es allen Verantwortlichen leichter, den Überblick in diesem sich ständig ändernden Wirrwarr aus Regelungen zu behalten". Seitens der Stadt Sonneberg sucht man solch klare Vorgaben zu den Bestimmungen im Vereinssport aber vergeblich - hier hält man sich nach wie vor bedeckt und an der Sperrung von Sporthallen und Sportplätzen fest. Sicherlich ist das vor allem der Tatsache geschuldet, dass Sonneberg immer noch Neuinfektionen zu verzeichnen hat und man sich deswegen bei kulturellen und sportlichen Vereinsaktivitäten noch zurückhaltend gibt. Nimz, welche gleichzeitig Vizepräsidentin des Thüringer Landessportbundes ist, weist weitergehend auf einen nicht zu vernachlässigenden Aspekt hin: "Keiner darf vergessen, dass alle Übungsleiter hier ehrenamtliche Arbeit in ihrer Freizeit leisten. Wenn wir wieder in den Trainingsbetrieb einsteigen würden, müssten die Übungsleiter auf extrem viele neue Umstände achten, wofür sie dann auch die Verantwortung tragen. Wir sind alle nur Menschen, denen auch mal ein Fehler unterläuft. Wir haben uns im Vorstand darauf geeinigt, unseren Übungsleitern all das unter den aktuellen Voraussetzungen nicht zuzumuten und sie nicht diesen Unwägbarkeiten auszusetzen."

Die klare Botschaft des Sonneberger Leichtathletik-Vorstandes: Der Trainingsbetrieb im Verein werde erst dann wieder in vollem Umfang aufgenommen, wenn auch Sporthallen wieder für den Sportunterricht an Schulen geöffnet werden. Experimente werden nicht gemacht, der Ball werde flach gehalten. Die Entscheidung sei nicht leichtgefallen, dennoch sei sie wohlüberlegt und nachvollziehbar begründet.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist lediglich ein Lauftraining auf Sparflamme für Jugendliche ab 14 Jahren in Kleingruppen möglich. In diesem Fall dürfen sich sechs Läufer treffen, um beispielsweise eine Runde um den Eichberg zu laufen. Die strengen und vielfältigen Maßgaben müssen bei dieser lockeren Trainingsform nicht in Gänze erfüllt werden. Übungsleiterin Nimz betont, dass es bei jüngeren Kinder-Trainingsgruppen quasi unmöglich sei, Abstandsregelungen einzuhalten. Dies sei in der Gruppenkonstellation einfach nicht machbar. Im Januar wurde erst eine Bambini-Gruppe für zwei- bis vierjährige Kinder gegründet; hier gab es enormen Zulauf. Bewegungsdrang und Motivation der Kleinsten - also auf ganzer Linie ausgebremst.

Bleibt für die kommenden Sommermonate nur zu hoffen, dass sich noch etwas tut und auch die Trainingsaktivitäten der U14-Gruppen langsam wieder hochgefahren werden können. Der in Vereinen organisierte Breitensport erfüllt schließlich auch eine wichtige Orientierungsfunktion in Bezug auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

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