Lokalsport Hildburghausen Verrückt, verrückter, das BSG-Finale vor 70 Jahren

Norbert Bocklitz
So kann es im Herbst mitunter aussehen: Vor allem auf Ascheplätzen. Die Witterung ist beim Spielabbruch 1950 in Veilsdorf allerdings nicht schuld. Foto: Imago

Elfmeterschießen? So etwas gab es damals noch nicht. Deshalb wird das Pokalendspiel zwischen den Kickern der Betriebssportgemeinschaften Hildburghausen und Themar am 12. November 1950 wiederholt - denkwürdig.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zu einem sportlichen Höhepunkt des Kreises Hildburghausen kam es definitiv beim Fußball-Pokalendspiel zwischen der BSG Hildburghausen und der BSG Möbelstadt Themar am 27. August 1950 in Eisfeld.

1950 kam es allerorts zu Gründungen von Betriebssportgemeinschaften, und beide Vereine waren mit die ersten Betriebssportgemeinschaften im Kreis Hildburghausen. Nach der Verlängerung lautete der Endstand 2:2. Kurios war jedoch, dass Themar kurz vor Schluss der Verlängerung einen Elfmeter zugesprochen bekam. Allerdings wollte kein Spieler den Elfmeter treten. Kurzerhand übernahm Themars Torwart die Verantwortung, doch sein Gegenüber konnte parieren. Da es in der damaligen Zeit noch kein Elfmeterschießen als Mittel der Entscheidungsfindung gab, wurde am 12. November 1950 in Veilsdorf ein Wiederholungsspiel angesetzt.

Halb Themar und Umgebung waren trotz des herbstlichen Wetters unterwegs, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Ob mit voll bereiften Fahrrädern, Traktoren mit Hängern und Holzvergaser oder eben mit einem Kalkwerktraktor mit Vollgummireifen, auf dessen Hänger 40 Fans wie Heringe vertikal aneinandergereiht waren. Beim Stand von 2:1 für Hildburghausen wurde das Spiel allerdings abgebrochen. Da die BSG Möbelstadt den Spielabbruch verursachte, wurde Hildburghausen zum Kreispokalsieger erklärt.

Was war passiert? Im Sportbericht des Thüringer Volkes heißt es: Während die BSG Hildburghausen in bester Besetzung antreten konnte, musste Themar das Endspiel wegen Abgängen und krankheitsbedingten Ausfällen ersatzgeschwächt bestreiten. Bereits nach 13 Minuten konnte Rößler in einem schnellen Spiel die 1:0-Führung für Hildburghausen erzielen. Förster erhöhte auf 2:0, indem er Themars Schlussmann in fairer Spielweise mit dem Ball ins Tor drückte. Das Spiel nahm an Härte zu, der Rechtsaußen von Hildburghausen musste zwei Mal verwarnt werden, da seine Spielweise oft die sportliche Fairness vermissen ließ. Ellguth erzielte durch ein schönes Kopfballtor den Anschlusstreffer.

Nach der Pause vereitelte Hildburghausens Torwart gleich mehrere gefährliche Angriffe. 20 Minuten nach der Halbzeit kam es durch eine nicht einwandfreie Entscheidung von Schiedsrichter Finsel und die sich daraus ergebende Herausstellung eines Themarer Spielers zum Spielabbruch, indem die Betriebssportler von Themar von einem falschen Kameradschaftsgefühl geleitet den Platz verließen. Tumultartige Szenen folgten. nobo

Bilder