Thüringen VR Bank einigt sich mit ehemaligem Prokuristen auf Abfindung

 Foto: picture-alliance/dpa/Archiv

Die VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden wird einem ehemaligen Mitarbeiter einen hohen fünfstelligen Betrag zahlen. Dieser hatte gegen seine Kündigung geklagt. Der Prozess hatte deutschlandweit für Aufsehen gesorgt, weil der Mann seinen Arbeitgeber bei der Finanzaufsicht angezeigt hatte.

 
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Schmalkalden/Suhl - Die VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden wird ihrem ehemaligen leitenden Angestellten Frank S. eine Abfindung zahlen. Wie das Institut am Freitag auf Nachfrage bestätigte, erhält der ehemalige Manager eine Summe im hohen fünfstelligen Bereich. Außerdem nimmt die Bank eine Klage auf Schadenersatz zurück. Im Gegenzug wird das Arbeitsverhältnis des Mannes fristgerecht gekündigt. Damit erlangt der am letzten Verhandlungstag am 11. Juni vor dem Arbeitsgericht ausgehandelte Vergleich zwischen den beiden Parteien Rechtskraft.

Frank S. hatte vor dem Arbeitsgericht Suhl gegen seine Kündigung aus dem Mai 2018 geklagt. Der Prozess hatte bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt, weil es das erste Arbeitsgerichtsverfahren war, in dem die Frage geklärt werden musste, ob Frank S. als sogenannter Whistleblower einen besonderen Schutz genießt. Diesen gewährt der Gesetzgeber seit 2016 Hinweisgebern, die durch ihre Hinweise Gesetzesverstöße bei ihrem Arbeitgeber aufdecken.

Frank S. hatte sich tatsächlich im März 2018 gemeinsam mit einer ebenfalls im Mai 2018 gekündigten Kollegin an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gewandt. Im Verfahren sagte er aus, ihm seien bestimmte Immobiliengeschäfte und Engagements von Prominenten bei seinem Arbeitgeber merkwürdig vorgekommen. Die Bank erklärte immer wieder, dass die Anzeige bei der Bafin nicht der Grund für die Kündigung gewesen sei. Schließlich habe man davon erst später erfahren. Tatsächlich rückten Bafin und Staatsanwaltschaft erst im Juli 2018 vor den Geschäftsräumen der VR Bank vor und durchsuchten auch Privatwohnungen leitender Angestellter.

Die Bafin erstattete nach einer Prüfung der Vorwürfe Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Diese ermittelt seit gut zwei Jahren gegen Verantwortliche der Bank wegen des Verdachts der Untreue. Allerdings kommt ein von der Bafin in Auftrag gegebener Prüfbericht bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu dem Ergebnis, dass die Geschäfte der VR Bank alle solide und abgesichert waren, die Vorwürfe von Frank S. also haltlos waren. Deshalb hatte die Bank ihren Mitarbeiter auf Schadenersatz verklagt. Die Prüfung durch die Bafin soll einen Millionenbetrag verschlungen haben.

Im Gerichtsverfahren warfen die Anwälte der Bank dem Ex-Manager unter anderem Verstöße gegen den Datenschutz vor und nannten das als einen Grund für die fristlose Kündigung. So soll Frank S. E-Mail-Verkehr bewusst an den Server der Bank vorbei auf seine Private Adresse umgeleitet haben. Außerdem habe er Daten der Bank abgeschöpft und Löschungen per Fernwartung auf seinem Rechner veranlasst. Außerdem konnten die von der Bank beauftragten Computerexperten Pornodateien auf seinem Rechner wiederherstellen. Der Mann wies die Vorwürfe der Bank vor Gericht zurück.

Im November beginnt am Arbeitsgericht Suhl ein weiterer Prozess in der Affäre. Dabei wehrt sich die ehemalige Controllerin und Kollegin von Frank S. gegen ihre Entlassung. Sie hatte sich vor zwei Jahren gemeinsam mit dem Prokuristen an die Bafin gewandt.

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