Wissler dagegen macht ganz anders als die beiden linken Pragmatikerinnen aus dem Osten nicht einmal Andeutungen zu einer linken Regierungsbeteiligung im Bund. Stattdessen arbeitet sie sich – ganz die Oppositionspolitikerin aus dem Westen – an der Bundesregierung und der Großen Koalition im Bund ab. Der schlechte Zustand vieler Schulen, Probleme auf dem Wohnungsmarkt, der Pflegenotstand, die Klimakrise: Wissler holt zum Rundumschlag aus. Ihr zentraler Satz dabei: „Wir wollen eine andere Gesellschaft.“
Gleichermaßen kritisch allerdings gehen Hennig-Wellsow und Wissler mit der deutschen Flüchtlingspolitik um, wobei allerdings wiederum die Thüringerin daraus fast schon die Pflicht zu einer Regierungsbeteiligung ableitet. Und Wissler nicht so weit geht. Wissler sagt: Bundesinnenminister Horst Seehofer und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (beide CSU) hätten jahrelang Politik auf dem Rücken von Flüchtlingen gemacht – und „den Rassismus der Mitte“ maßgeblich angefacht. Hennig-Wellsow sagt Ähnliches und macht daraus ein Beispiel dafür, das mehr linke Politik im Bund gebraucht werde. „Wo, wenn nicht im Bund wollen wir denn Humanität in die Politik bringen?“, fragt sie.
Der Nachteil von derlei unentschieden für die Partei ist allerdings auch: Die Partei kann sich auch unter diesem Führungsduo mit der Regierungsfrage und sich selbst beschäftigen.