Erfurt - Ihre Sparsamkeit beim Wasserverbrauch könnte für die Thüringer zu einem Umbau beim Gebührensystem führen: Experten schlagen in einem Gutachten vor, höhere Grundgebühren bei niedrigeren Verbrauchsgebühren zu verlangen. Hintergrund ist der drastisch gesunkene Verbrauch von Trinkwasser im Freistaat.

Nach Angaben des Erfurter Umweltministeriums verbraucht ein Thüringer im Schnitt 85,5 Liter Wasser pro Tag, der Bundesdurchschnitt liegt dagegen bei 126 Litern pro Kopf und Tag. Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede. So sind es in Erfurt 115 Liter pro Kopf und Tag, im Kreis Hildburghausen 80, im Wartburgkreis 81, in Suhl 82, im Ilm-Kreis 83, im Kreis Sonneberg 84 und in Schmalkalden-Meiningen 85 Liter pro Kopf und Tag. Dagegen fließen im Saale-Orla-Kreis nur durchschnittlich 72 Liter Wasser pro Kopf und Tag durch den Hahn, listet die "Dritte Prognose zur Trinkwasserbilanz des Freistaates Thüringen" auf.

Umweltminister Jürgen Reinholz rechnet mit einem weiter sinkenden Wasserbedarf im Freistaat. Wurden im Jahr 2004 pro Tag rund 200 000 Kubikmeter Wasser in Thüringen verbraucht, werden es 2040 voraussichtlich nur noch 150 000 Kubikmeter pro Tag sein, sagte Reinholz gestern bei einem Thüringer Wasserkolloquium in Erfurt. Vor allem die demografische Entwicklung werde das Problem noch verschärfen.

Die Autoren der Trinkwasserprognose machten auf das Problem aufmerksam, dass ein sinkender Wasserabsatz auch zu weniger Einnahmen bei den Versorgern führt - diese aber ihre Kosten weiterhin aufbringen müssten. Daher schlugen die Experten vor, höhere Grundgebühren von den Wasser-Kunden zu erheben, dafür die Verbrauchsgebühren entsprechend zu senken. So würden die Fixkosten auch bei sinkendem Verbrauch gesichert.

Laut Studie kostet ein Kubikmeter Wasser in Thüringen im Durchschnitt 2,60 Euro. Die Autoren der Studie warnten, Investitionen in das Wassernetz könnten in Einzelfällen die Preise vor Ort deutlich erhöhen, sie sollten daher mit Blick auf die Belastung der Bürger sehr genau kalkuliert werden.