Erfurt/Suhl Thüringens Wirtschaft geht der Nachwuchs aus

Eckhard Lochner. Quelle: Unbekannt

Erfurt/Suhl - Fast 1300 Ausbildungsplätze für junge Leute bleiben in diesem Jahr in Thüringen unbesetzt.

 
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Erfurt/Suhl - Fast 1300 Ausbildungsplätze für junge Leute bleiben in diesem Jahr in Thüringen unbesetzt. Allein in Südthüringen sind bislang 285 Ausbildungsplätze unbesetzt, wie die Agentur für Arbeit Suhl am Donnerstag berichtet. Damit geht die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Lehrstellenmarkt weiter auseinander, bilanzierte die Landesarbeitsagentur in Halle. Insgesamt hatten sich rund 10 700 Bewerber bei den Arbeitsagenturen gemeldet - etwa so viele wie im vergangenen Jahr. Darunter waren 450 junge Leute aus dem Ausland, von ihnen waren 220 Flüchtlinge.

300 Lehrstelleninteressenten seien noch auf der Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz. Für sie würden nun noch Vermittlungsaktionen gestartet. In Südthüringen sind nach Angaben von Eckhard Lochner, Geschäftsführer der Suhler Agentur, aktuell nur 22 Jugendliche noch auf der Suche nach einer Lehrstelle. Bis ende des Jahres werde die Zahl voraussichtlich noch weiter sinken.

In den meisten Unternehmen sowie in den Verwaltungen und Dienstleistungsbereichen hat das Ausbildungsjahr bereits begonnen. Insgesamt wurden in diesem Jahr in Thüringen rund 12 700 Ausbildungsplätze angeboten, 143 mehr als 2016, teilte die Landesarbeitsagentur mit. Zusätzlich habe es 975 außerbetriebliche Lehrstellen gegeben.

Auch in Südthüringen registrierten Arbeitsagentur, Handwerkskammer und IHK einen leichten Anstieg der betrieblichen Ausbildungsplätze. In Zeiten, in denen mehr als 50 Prozent der Schulabgänger das Abitur erwerben, sei das erfreulich, sagte Lochner.

Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) kann der Situation auf dem Lehrstellenmarkt auch eine positive Seite abgewinnen. "Junge Menschen haben es inzwischen einfacher, in ihrer Heimat Thüringen den Einstieg ins Berufsleben zu finden." Sie riet den Unternehmen bei der Nachwuchssuche auf tarifliche Ausbildungsvergütungen, Mitbestimmung mit Jugendvertretungen und Qualität in der Ausbildung zu setzen.

Zudem sollten sie auch vermeintlich schwächeren Schulabgängern eine Chance geben. Bei ihrer Einstellung könnte es Unterstützung der Arbeitsagenturen und des Landes geben. Nach Meinung von DGB-Vize Sandro Witt sollten die Unternehmen prüfen, "ob ihr Angebot mit einer gesicherten Ausbildungsqualität und Zukunftsperspektiven für die jungen Menschen einhergeht". jol

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