Die rechnerische Lebenserwartung in vielen Landkreisen Thüringens liegt um mehrere Jahre unter der in deutschen Top-Regionen wie zum Beispiel in München. Das geht aus einer Studie hervor, die das Max-Planck-Institut für demografische Forschung am Montag in Rostock veröffentlicht hat. Für die Studie, die im Ärzteblatt zu finden ist, wurden Sterbedaten der Jahre 2015 bis 2017 genutzt und daraus die durchschnittliche Lebenserwartung in allen 402 Kreisen sowie kreisfreien Städten ermittelt.

Die Forscher fanden bei der Auswertung ein deutliches Süd-Nord-Gefälle bei der Lebenserwartung: Während etwa Männer im Landkreis München mit 81,15 Jahren im statistischen Schnitt am Ältesten werden, sterben sie in Bremerhaven dagegen schon im Alter von 75,82 Jahren. Bei Frauen reicht die Spanne von 85,69 Jahren im Kreis Starnberg (Bayern) bis 81,77 Jahren im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Mit den Daten seiner 23 Landkreise und kreisfreien Städte rangiert Thüringen in der Statistik knapp vor Sachsen-Anhalt und zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern weit im hinteren Feld. Einzig Jena sticht heraus mit Lebenserwartungen von 83,8 (Frauen) beziehungsweise 79 Jahren (Männer). Die Uni-Stadt gilt zugleich als jüngste Stadt im Freistaat. Am schlechtesten innerhalb Thüringens schneiden der Kyffhäuser- (82,2 beziehungsweise 77,1 Jahre) und der Unstrut-Hainich-Kreis (82,8 / 76,8 Jahre) ab.

Die höhere Lebenserwartung in den Ballungszentren weist etwa auf die vergleichsweise kurzen Wege für eine ärztliche Versorgung in diesen Regionen hin. Schließlich ist das Problem des Ärztemangels vor allem in den ländlichen Regionen ausgeprägt. Aus Ostdeutschland schafft es nur Dresden in die Top 10 der Kreise mit den höchsten Lebenserwartungen.

Die Forscher machten zudem Unterschiede zwischen Ost und West aus: Mehr Landkreise mit niedriger Lebenserwartung lägen im Osten Deutschlands als im Westen. Aber auch im Ruhrgebiet gebe es Landkreise, in denen die Bewohner im Schnitt früher sterben.

Einfluss auf diese Zahlen haben den Forschern zufolge die Arbeitslosenquote und die Quote der Hartz-IV-Empfänger. "Wer Unterschiede in der Lebenserwartung reduzieren will, muss vor allem die Lebensbedingungen des ärmsten Teils der Bevölkerung verbessern", sagte Roland Rau vom Max-Planck-Institut. jwe/dpa