Thüringen Seiteneinsteiger im Lehrerberuf oft schlechter bezahlt

Ein Mann geht an einem Schild vorbei, das den Weg zum Lehrerzimmer weist. Mehr Schulleitungen berichten von Übergriffen von auf das Lehrerpersonal. Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Damit nicht noch mehr Unterrichtsstunden ausfallen, werden auch Seiteneinsteiger für den Lehrerberuf gesucht. Doch auch mit einer Nachqualifizierung werden viele von ihnen zunächst schlechter bezahlt als ihre Kollegen.

 
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Für Seiteneinsteiger ist in Thüringen der Weg zum klassischen Lehrer-Gehalt lang. Wer einen Uni-Abschluss hat, aber kein abgeschlossenes Lehramtsstudium wird in der Regel eine Gehaltsstufe schlechter eingruppiert als vollausgebildete Kollegen, teilte das Thüringer Bildungsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Das bleibe zunächst oft auch dann so, wenn sie ihre pädagogische Nachqualifizierung und einen Intensivkurs für Seiteneinsteiger absolviert haben. Doch es gibt auch Wege, die zur höheren Eingruppierung führen.

«Die Materie ist leider äußerst komplex», sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Felix Knothe. Das könne manche potenziellen Bewerber abschrecken. Die Landesregierung prüfe fortwährend, was getan werden könne, um den Seiteneinstieg in den Schuldienst attraktiver zu gestalten - etwa durch die Vereinfachung von Regeln. «Da es sich vor allem um personalrechtliche, also beamten- und tarifrechtliche Fragestellungen handelt, bohren wir dort ein dickes Brett», sagte Knothe.

Wenn ein Seiteneinsteiger mit Uni-Abschluss an einer Regelschule arbeitet, bekomme er in der Regel 400 Euro brutto weniger als sein vollausgebildeter Kollege als Berufsanfänger. Hat der Seiteneinsteiger statt des Uni-Abschlusses einen Fachhochschulabschluss wird er in der Regel sogar zwei Stufen niedriger eingestuft, wie Knothe berichtete.

Die Möglichkeit zum Seiteneinstieg in den Lehrerberuf schuf das Bildungsministerium Ende 2017 mit einer Verordnung, im Jahr 2018 kamen die ersten Seiteneinsteiger. Wurden dem Seiteneinsteiger zwei Fächer anerkannt, dauert die pädagogische Nachqualifizierung in der Regel zwei Jahre.

Unter bestimmten Voraussetzungen können Seiteneinsteiger laut Bildungsministerium genauso viel Geld bekommen wie ihre klassisch ausgebildeten Kollegen. Doch der Weg ist weit: Erfüllen sie die Voraussetzungen für den Vorbereitungsdienst, können sie diesen beginnen und damit das zweite Staatsexamen ablegen. Aus einem Seiteneinsteiger werde dann ein Quereinsteiger, sagte Knothe. «Eine Unterscheidung in der Besoldung zwischen originär ausgebildeten Lehrern oder Quereinsteigern gibt es dann nicht mehr.»

Zudem gebe es unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, einen Seiteneinsteiger auch ohne zweites Staatsexamen wie einen regulär ausgebildeten Lehrer zu bezahlen - dann, wenn er verbeamtet werde, sagte Knothe. Unter anderem braucht der Seiteneinsteiger dafür die Lehrbefähigung in zwei Unterrichtsfächern und muss ein Jahr lang erfolgreich unterrichtet haben.

Die Zahl der pro Jahr eingestellten Seiteneinsteiger war zuletzt deutlich gestiegen. Nach Ministeriumsangaben waren im Jahr 2018 unter den 697 Neueinstellungen in den Schuldienst zum Stichtag 1. August 28 Seiteneinsteiger - das entspricht einer Quote von vier Prozent. Im vergangenen Jahr stieg die Quote der Seiteneinsteiger dann auf 6,3 Prozent. Der Anteil von Seiteneinsteigern bei den Neueinstellungen lag in diesem August sogar bei 15,8 Prozent.

Die Bildungsgewerkschaft GEW in Thüringen hat grundsätzlich keine Bedenken, wenn es Unterschiede bei der Bezahlung gibt. Die sei dadurch gerechtfertigt, dass die Seiteneinsteiger in der Regel eben kein zweites Staatsexamen vorweisen könnten, sagte GEW-Sprecher Michael Kummer. Die klassische Lehrer-Ausbildung weise eine hohe Qualität auf und sei auch zeitlich anspruchsvoll: Sie dauere mindestens fünf Jahre an einer Universität und werde anschließend mit einer mindestens anderthalbjährigen, meist jedoch zweijährigen Ausbildung an einem Studienseminar fortgesetzt.

Wenn Seiteneinsteiger das gleiche Gehalt bekämen, schmälere das die Attraktivität der Lehrerausbildung, argumentierte Kummer. Vorstellbar sei für die Gewerkschaft jedoch, dass Seiteneinsteiger nach einigen Jahren Berufspraxis das zweite Staatsexamen ablegen und bei erfolgreichem Abschluss die gleiche Einkommenseinstufung bekommen könnten. dpa

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