Auch der Spargelhof Kutzleben, zusammen mit Herbsleben wahrscheinlich größter Anbieter des Frühlingsgemüses in Thüringen, hatte die Erntefläche um etwa ein Drittel verringert. Als die Ernte bereits lief, musste der Betrieb in Kutzleben Insolvenz in Eigenregie anmelden, um eine drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Die Arbeiten und der Spargelabsatz konnten jedoch weitergehen.
Nach Angaben von Hecht standen in Herbsleben nur etwa 100 und nicht die sonst üblichen 220 Erntehelfer zur Verfügung. «Ich hätte vor zehn Wochen nicht gedacht, dass wir trotzdem noch einigermaßen gut durchkommen», sagte der Vorstand des Agrarbetriebs. Die Qualität und auch die Preise für Spargel seien gut gewesen. Da der Absatz in der Gastronomie durch die Corona-Pandemie geringer als sonst gewesen sei, hätte die geringere Erntemenge für den Agrarbetrieb in Herbsleben noch gepasst. «Allerdings haben wir einige hunderttausend Euro weniger Umsatz.» Dafür seien aber auch weniger Lohnkosten für Erntehelfer angefallen als sonst.
Herbsleben im Unstrut-Hainich-Kreis hatte mit einem Experiment auf die fehlenden professionellen Spargelstecher reagiert: Erstmals in seiner Geschichte verpachtete der Betrieb Spargeldämme zum Selbsternten an Interessenten. Insgesamt seien es etwa 20 Hektar gewesen, so der Vorstand. «Damit haben wir uns keine goldene Nase verdient. Das wurde aus der Not heraus geboren.» Aber der Spargel sei aus der Erde gekommen und der Betrieb habe eine berechenbare Einnahme gehabt. «Wir überlegen, ob wir das 2021 erneut anbieten», sagte Hecht. Wahrscheinlich würde die Pachtfläche aber verringert und die Gebühr neu kalkuliert.
Thüringen ist im bundesweiten Vergleich nur ein kleines Spargelanbaugebiet. 2019 hatten die Spargelbauen rund 2200 Tonnen zwischen April und Ende Juni von den Feldern geholt. Das war bereits ein Rückgang von 14 Prozent. Angebaut wurde Spargel im Vorjahr auf etwa 300 Hektar. Zahlen für 2020 liegen erst in einigen Wochen vor. dpa
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