Thüringen Rettungsdienst: Interessenten stehen in den Startlöchern

Die Rettungswagen stehen einsatzbereit: Die DRK Rettungsdienst gGmbH hat Anfang September 2018 Insolvenzs angemeldet. Foto: frankphoto.de

Nach dem am Donnerstag gestellten Insolvenzantrag des DRK-Rettungsdienstes Hildburghausen bringen sich andere Träger für eine Übernahme der Rettungsdienstleistungen in Südthüringen in Stellung. Erste Gespräche dazu laufen.

 
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Suhl/Hildburghausen - Am Ende waren alle Bemühungen des kurzfristig eingesetzten Geschäftsführers Jürgen Arfmann vergeblich: Die DRK Rettungsdienst gGmBH Hildburghausen hat am Donnerstag beim Amtsgericht Meiningen Insolvenzantrag gestellt. Zu groß war das Finanzloch von rund 265 000 Euro, um es in der Kürze der Zeit stopfen zu können. Und zu schlecht waren die wirtschaftlichen Prognosen des unter dem Dach des DRK-Kreisverbandes Hildburghausen firmierenden Rettungsdienstleisters etwa für den Rettungsdienstzweckverband Südthüringen (RDZV) oder den Landkreis Hildburghausen, um Überbrückungszahlungen zu leisten.

So blieb Arfmann statt eines avisierten Neuanfangs am Donnerstag nur die Anmeldung der Insolvenz. Und die Information der Mitarbeiter. Bei der emotional aufgeladenen Personalversammlung am Abend in Suhl schlugen die Wogen hoch. Vor allem die Mitarbeiter der Suhler Rettungswache hielten mit ihrer Empörung zum einen über die Verantwortlichen der Insolvenz, zum anderen aber auch über die Personalie des neuen Geschäftsführers nicht hinter dem Berg. Denn Jürgen Arfmann, Vorstandsvorsitzender des DRK-Kreisverbandes Suhl, hatte die unter Suhler Regie laufende DRK Rettungs- und Fahrdienst gGmbH 2010 mit einer aus Sicht vieler Mitarbeiter grundlosen Vertragskündigung zerschlagen. Daraufhin war der Rettungsdienst in Suhl quasi über Nacht an den DRK-Kreisverband Hildburghausen vergeben worden. "Dass uns in der jetzigen Situation ausgerechnet solch ein Geschäftsführer helfen soll, ist sehr fragwürdig", machte ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, seinem Frust Luft. Unterdessen soll über eine Anzeige die Staatsanwaltschaft Meiningen zur Untersuchung der Vorgänge bei der Rettungsdienst gGmbH eingeschaltet worden sein. Für eine Bestätigung war dort am Freitag niemand mehr zu erreichen.

Trotz aller Unsicherheit bei den betroffenen Mitarbeitern lief am Freitag der Rettungsdienst in den von der Insolvenz betroffenen DRK-Wachen Suhl, Hildburghausen, Eisfeld und Schalkau vertragsgemäß weiter. "Das ist bis zur Übernahme durch andere Träger gesetzlich so vorgesehen", sagt RDZV-Vorsitzender André Knapp. Die Mitarbeiter erhalten Insolvenzausfallgeld.

Dass dieser Zustand länger andauert, dürfte nicht zu erwarten sein. Laut Knapp gibt es mehrere Interessenten für eine Übernahme der Leistungen. In der kommenden Woche sollen dazu Gespräche geführt werden, um die Konditionen abzuklären und Fragen des Einsatzzeitpunktes abzustimmen. Möglicherweise könne Ende kommender Woche bereits eine Vorentscheidung getroffen werden, sagte Knapp.

Wie Thomas Hein, Regionalvorstand Saalfeld-Südthüringen der Johanniter-Unfallhilfe (JUH) auf Anfrage sagte, hege man "großes Interesse" an einer Übernahme weiterer Rettungswachen in Südthüringen. "Wir sehen uns als langjähriger, zuverlässiger Vertragspartner des RDZV dafür in einer sehr guten Position", sagte er. Die JUH betreibt die Rettungswachen in Schleusingen, Masserberg und Westhausen. Eine Übernahme der Wache am Suhler SRH Zentralklinikum einschließlich des Personals sei notfalls auch sofort vorstellbar, so Hein.

Ein weiterer Interessent für die Suhler Rettungswache ist der ASB Regionalverband Südwestthüringen, der bereits im Wartburgkreis im Rettungsdienst tätig ist und in Suhl mit ehrenamtlichen Kräften einen Großteil des Katastrophenschutzes und den Fahrdienst des kassenärztlichen Notfalldienstes absichert. "Wir haben in Suhl seit zwei Jahren einen schlagkräftigen Katastrophenschutzzug aufgebaut; haben viele Ehrenamtliche, die uns zur Verfügung stehen. Deshalb haben wir Interesse an einer Übernahme des Rettungsdienstes in Suhl bekundet", sagt Regionalgeschäftsführer Torsten Junge. Auch er geht davon aus, DRK-Mitarbeiter zu übernehmen.

In DRK-Hand könnten indes die Rettungswachen Schalkau und Eisfeld bleiben. Dafür hat der DRK-Kreisverband Sonneberg Interesse bekundet. Da der Rettungsdienst in der Kreisstadt Sonneberg selbst über die Regiomed-Kliniken abgesichert wird, ist der DRK-Kreisverband dort außen vor und möchte deshalb jetzt die Chance zum Wiedereinstieg in den Rettungsdienst nutzen.

Ob der kommunale thüringisch-fränkische Klinikverbund Regiomed neben Sonneberg auch Interesse an der Übernahme des Rettungsdienstes in Hildburghausen hat, ist indes offen. Bei Regiomed war am Freitag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

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