Die Thüringer Rehabilitationskliniken sehen nach den coronabedingten Einschränkungen wieder Licht am Horizont. «Die Akutkrankenhäuser fahren ihre Operationskapazitäten wieder hoch, das bedeutet auch wieder mehr Anschlussheilbehandlungen in den Reha-Kliniken», sagte Lydia Pasemann, die Geschäftsführerin des Landesverbandes der Privatkliniken, in dem 11 der mehr als 30 Reha-Kliniken in Thüringen organisiert sind. Diese Behandlungen, die während der wochenlangen Einschränkungen nur in reduziertem Umfang möglich waren, seien ein wichtiges Standbein für die Häuser.

Zudem könnten nun auch die von Mitte März bis Anfang Mai komplett eingestellten Heilkuren wieder angeboten werden. Teilweise sind Pasemann zufolge aber noch nicht alle Therapieangebote in den Häusern wieder nutzbar, etwa Bewegungsbecken oder Thermen. Wegen Abstandsregelungen und verschärfter Hygieneanforderungen, etwa das Tragen von Mundschutz, müsse das Therapieprogramm teils neu organisiert werden und sich der Klinikalltag neu einspielen, sagte der Verwaltungsleiter des Klinikzentrums Bad Sulza (Kreis Weimarer Land), Mark Förste. «Wir haben deshalb schrittweise mit eingeschränkter Kapazität angefangen.»

In der Anfangsphase hält Förste 20 bis 30 Neuaufnahmen pro Woche in dem auf Lungen-, Gelenk- und Hauterkrankungen spezialisierten 190-Betten-Haus für realistisch. «Das ist weit entfernt von normalen Zeiten.» Vor Corona habe die Auslastung in dem 190-Betten-Haus bei 85 bis 90 Prozent gelegen. «Dann sind wir abgesackt auf 10 Prozent.» In der Kinderkurklinik Charlottenhall in Bad Salzungen (Wartburgkreis) ist frühestens am 3. Juni mit den ersten Patienten zu rechnen, wie die pädagogische Leiterin Beate Gerasch sagte.

Anders als Kliniken für Erwachsene mit zumeist Einzelzimmern verfüge Charlottenhall vor allem über Zwei- bis Drei-Bett-Zimmer. «Das heißt, wir müssen jetzt alles umrüsten wegen der Abstandsregelungen.» Gerasch rechnet damit, dass der Bedarf an einer Kinderkur Mitte des Jahres stark zunehmen wird. «Wir werden es bis Jahresende gar nicht schaffen, alle aufzunehmen.» Auch Erwachsene müssen sich nach Einschätzung von Klinikbetreibern wegen der zunächst begrenzten Kapazitäten auf längere Wartezeiten bis zum Beginn einer bereits genehmigten Reha einstellen.

Dass die Häuser ihren Betrieb jetzt wieder hochfahren, ist auch für die Kurorte wichtig. «Wenn den Kurkliniken im Ort die Patienten fehlen, macht sich das bei der Kurtaxe extrem bemerkbar», sagte die Kurdirektorin von Bad Liebenstein (Wartburgkreis), Nadine Heusing. «Auch weil dann viele Tagesbesucher fehlen.» Im ältesten Kurort Thüringens betreuen drei große Fachkliniken mit insgesamt fast 1000 Betten Patienten unter anderem mit Herzerkrankungen. Die Reha-Kliniken in Thüringen behandeln laut amtlicher Statistik jährlich gut 61 000 Patienten. dpa

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