Erfurt Reformationsfest beschert Evangelischer Kirche ein Millionenloch

Das Defizit beträgt voraussichtlich mehr als zehn Millionen Euro: Landesbischöfin Ilse Junkermann. Archiv- Foto: dpa

Die Feierlichkeiten zum Reformations-Jubiläum 2017 haben der Evangelischen Kirche ein Defizit von voraussichtlich mehr als zehn Millionen Euro beschert.

 
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Erfurt - Das 500-jährige Reformations-Jubiläum im vorigen Jahr hat zu erheblichen finanziellen Einbußen bei der Evangelischen Kirche geführt. Nach Angaben von Landesbischöfin Ilse Junkermann beträgt das Defizit voraussichtlich mehr als zehn Millionen Euro. Genaue Zahlen lägen erst Mitte 2018 vor. Bis dann sei die Rechnungsprüfung durch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) abgeschlossen.

Aufgerissen wurde das Finanzloch durch die sogenannten "Kirchentage auf dem Weg" der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Die Kirchentage im Mai 2017 in Erfurt, Jena-Weimar, Halle-Eisleben sowie in Magdeburg seien ein "neues, in dieser Form und Vielfalt einmaliges Format" im Jahr des Reformations-Jubiläums gewesen, so die EKM.

Zur Habenseite zählt die Kirche hochwertige Veranstaltungen, intensive Begegnungen und eine Wahrnehmung auch im nicht-kirchlichen Umfeld. Allerdings seien die Besucherzahlen "deutlich unter den Erwartungen" geblieben, so EKM-Oberkirchenrat Christian Fuhrmann. So seien Gäste aus westdeutschen Partnergemeinden nicht wie erhofft nach Thüringen und Sachsen-Anhalt gekommen. Selbst hiesige Mitglieder seien ferngeblieben, weil ihre Heimatgemeinden eigene Veranstaltungen hatten.

Aus zunächst geplanten zwei Kirchentagen seien vier an sechs Standorten geworden. Das habe zu Konkurrenzen zwischen den Standorten geführt. Die EKM habe sich damit "selbst in eine Überforderungssituation gebracht", heißt es. Das Millionenloch wird die Landeskirche jedoch nicht belasten. Ihren Angaben zufolge wird die EKD das Defizit ausgleichen. "Auf die EKM kommen keine finanziellen Forderungen mehr zu." Die EKM habe die Kirchentage auf dem Weg und den Abschlussgottesdienst in Wittenberg mit 1,95 Millionen Euro mitfinanziert. Außerdem seien 500 000 Euro als Defizitausgleich eingeplant gewesen.

Bischöfin Junkermann sagte, als Hauptbotschaft des Reformations-Jubiläums sei in der Öffentlichkeit angekommen, dass der Glaube keine Privatsache sei. Bei den Podiumsdiskussionen habe sich gezeigt, die Menschen hätten es satt, dass nur über sie diskutiert wird. Sie wollten sich selbst beteiligen. Oberkirchenrat Fuhrmann sagte, er sehe nach dem Reformationsfest eine "verstärkte Diskussion um die Rolle der Kirche heute". Die Kirche müsse begreifen, "dass wir mit dieser Hypermoralisierung aufhören müssen". ek

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