Thüringen Rechnungshof warnt vor erneutem «Gang in die Schuldenfalle»

Rudolstadt: Ein Schild weist auf den Sitz des Landesrechnungshofes hin. Foto: arifoto UG

Der Landesrechnungshof schließt neue Schulden wegen der Corona-Krise nicht aus, pocht aber auf die Einhaltung der Schuldenbremse. «Bei Aufnahme neuer Schulden sind die rechtlichen Vorgaben zwingend einzuhalten», sagte Rechnungshofpräsident Sebastian Dette am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts.

 
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Kommende Generationen dürften nicht auf Jahre mit den Schulden von heute belastet werden. Laut Haushaltsordnung darf das Land etwa in «außergewöhnlichen Notsituationen» neue Kredite aufnehmen; aber die Tilgung muss auf fünf Jahre verbindlich festgelegt werden. Die Tilgungsregel müsse eingehalten werden, «um den erneuten Gang in die Schuldenfalle zu verhindern», mahnten die Finanzkontrolleure.

Angesichts von prognostizierten Steuerausfällen von fast 1 Milliarde Euro und hohen Mehrausgaben zur Bewältigung der Corona-Krise wird in der Landespolitik über neue Schulden diskutiert. Im Gespräch sind bis zu 2,9 Milliarden Euro, die - so ein Vorschlag von Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) - über einen längeren Zeitraum von 20 Jahren oder mehr getilgt werden. Dazu müsste die Landeshaushaltsordnung geändert werden. Eine solche Lockerung der Schuldenbremse sieht nach früheren Angaben auch Finanzministerin Heike Taubert (SPD) kritisch.

Am Dienstag berieten Vertreter der Landesregierung und der Fraktionen von Linke, SPD und Grünen in Weimar über Eckpunkte für einen Haushalt 2021. Auch über einen möglichen Nachtragshaushalt für dieses Jahr und über die Frage, in welcher Höhe neue Schulden aufgenommen werden müssen, soll bei dem Treffen diskutiert werden.

«Das Jahr 2019 markiert das Ende eines zehnjährigen Konjunkturhochs», erklärte Rechnungshofpräsident Dette. Zwar sei die Rücklage des Landes in den vergangenen Jahren auf 1,8 Milliarden Euro gewachsen. Doch was zunächst als «komfortables Finanzpolster» schien, werde aktuell für die Bewältigung der Krise kaum ausreichen. Es zeichne sich ab, dass schon in diesem Jahr eine Neuverschuldung erforderlich sei. Auch mit Blick auf die in den kommenden Jahren nötige Tilgung mahnten Dette und seine Kollegen: «Die finanzwirtschaftlichen Spielräume der künftigen Haushalte werden damit deutlich spürbar eingeschränkt.»

Eine konkrete Summe für eine Obergrenze neuer Schulden wollten die Rudolstädter Finanzkontrolleure auf Nachfrage aber nicht nennen. dpa

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