CDU-Fraktionschef Mario Voigt verlangte von der Landesregierung einen Winterfahrplan für Bürger und Wirtschaft durch die Corona-Krise. Es müsse jetzt mit den Bürgern, aber auch im Parlament darüber geredet werden, wie es nach dem Teil-Lockdown im November weitergehen solle. Dazu gehörten aus Sicht seiner Fraktion kurzfristige Verbesserungen im Gesundheitswesen, eine solide Finanzierung der Gesundheitsämter und die Frage, wie die Wirtschaft und die Gastronomie bei hohen Sicherheitsvorkehrungen weiterlaufen könnten.
Es gelte, die Regeln zur Eindämmung der Pandemie einzuhalten, aber auch Perspektiven zu eröffnen, sagte Voigt. Dazu gehörten auch wirkungsvollere finanzielle Hilfen für die Betroffenen. Dafür plädierte auch SPD-Fraktionschef Matthias Hey. Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Astrid Rothe-Beinlich, sprach sich dafür aus, jetzt eine Strategie zum Hochfahren des öffentlichen Lebens unter Pandemie-Bedingungen zu erarbeiten.
FDP-Fraktionschef Thomas Kemmerich sagte, «wir sind nicht für den pauschalen Lockdown». AfD-Fraktionschef Björn Höcke kündigte Widerstand seiner Fraktion an, notfalls auch rechtlich. Für Äußerungen, dass mit Tests eine «künstliche Pandemie» erzeugt würde, erntete Höcke Widerspruch der anderen fünf Fraktionen. Um die Abstandsregeln einhalten zu können, tagte das Parlament in der Steigerwald-Arena als Ausweichquartier.
Am Rande der Sondersitzung des Thüringer Landtages demonstrierten laut Polizei Hunderte Menschen gegen den neuerlichen Teil-Lockdown mit Schließung von Gastronomie sowie großer Teile des Kultur-, Freizeit- und Sportbetriebs. «Ich halte diese pauschalen Corona-Maßnahmen für unangemessen», sagte Ute Bergner, Landesvorsitzende des Vereins «Bürger für Thüringen», der zu einer der beiden angemeldeten Demonstrationen in Erfurt aufgerufen hatte. Bergner ist auch FDP-Mitglied und sitzt für die FDP-Fraktion im Thüringer Parlament.
Nach Angaben der Erfurter Polizei versammelten sich bei der Demo der «Bürger für Thüringen» vor dem Steigerwaldstadion etwa 150 Menschen. Bei der Demonstration der AfD, die wenige Meter entfernt stattfand, kamen laut Polizei ebenfalls rund 150 Menschen zusammen.
Das Gesundheitsministerium meldete am Dienstag eine Gesamtzahl von 7404 Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus. Dies seien 168 mehr als am Montag (Stand jeweils 0.00 Uhr). Innerhalb der vergangenen sieben Tage hätten sich 1383 Thüringer neu infiziert. Auf 100.000 Einwohner des Landes kamen danach 64,8 Neuinfektionen innerhalb einer Woche.
Da die Gesundheitsämter der Kommunen und Landkreise ihre Zahlen zu unterschiedlichen Zeiten melden, ist die Gesamtlage jedoch unübersichtlich. So berichtete das Gesundheitsministerium für die Stadt Erfurt von drei Neuinfektionen seit Montag. Die Kommune selbst meldete dagegen 43 neue Fälle (Stand jeweils 8.00 Uhr).
Laut Gesundheitsministerium gelten 5260 der Infizierten nach Schätzungen als genesen. 210 Menschen seien an oder mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Derzeit würden 35 Patienten auf Intensivstationen behandelt.