Erfurt - Das Theater Erfurt und die Thüringer Landeshauptstadt wollen die Domstufen-Festspiele trotz Anti-Corona-Auflagen in einem reduzierten Format durchführen. Dafür werde ein Programm erarbeitet, das kompatibel mit Pandemie-Einschränkungen sei, erklärten Generalintendant Guy Montavon und Erfurts Kulturdezernent, Tobias Knoblich. «Die Festspiele finden statt, das Motto heißt: Wir sind da!», sagte Montavon am Dienstag in Erfurt.

Er räumte aber ein, dass nur ein Corona-Fall in Chor und Orchester, oder auch verschärfte Auflagen des Gesundheitsamts das Vorhaben platzen lassen könnten. Unter den aktuellen Voraussetzungen sei es aber möglich, am 10. Juli zu beginnen. Eine Reihe anderer geplanter Festspiele sind dagegen in diesem Jahr coronabedingt abgesagt worden, etwa die Störtebeker-Festspiele auf Rügen oder auch die Bregenzer Festspiele in Österreich.

«Nabucco» werde in der abgespeckten Auflage aber nicht zur Aufführung gebracht werden können. Stattdessen sollen nur Höhepunkte aus Giuseppe Verdis Oper mit Chor und Orchester ohne Ausstattung in neun Vorstellungen gespielt werden. Daneben solle es neun Vorstellungen mit Stücken aus Musicals und Operetten geben.

Nach bisheriger Planung sollen auf einer Tribüne vor den Domstufen rund 500 Besucher gleichzeitig Platz finden und dabei genügend Abstand zueinander einhalten können. Sonst finden gleichzeitig etwa 2000 Gäste auf den Rängen Platz. Das Programm werde gekürzt, Pausen und auch Essen und Trinken werde es nicht geben, sagte Montavon. Je nach aktuellen Auflagen sei denkbar, dass bei Besuchern vor Eintritt Fieber gemessen, oder diese für eventuelle Rückverfolgung bei einem Infektionsfall ihre Daten hinterlegen werden müssen. «Der Einlass wird länger dauern, wir müssen vorsichtig sein», erklärte Montavon.

Auch für Musiker und Chor werden die Plätze demnach so arrangiert werden, dass sie zueinander Abstand halten können. Ein Zelt mit durchsichtigem Dach solle dafür unter anderem zum Einsatz kommen. Bläser sollen mit Plexiglas-Scheiben von Kollegen getrennt werden. Mit dem Personalrat des Theaters sei das alles besprochen, so Montavon: «Die Musiker wollen auch wieder spielen.» Auch dem Klang werde dieses Arrangement keinen Abbruch tun, sagte der Generalintendant und verwies auf die Fähigkeiten der Tontechnik.

Bühnenbild und Kostüme sollen aber nicht umsonst vorbereitet worden seien, so Montavon. Auch deshalb werde «Nabucco» 2022 dann komplett bei den Festspiel zu sehen sein. Gleich für das kommende Jahr sei das nicht möglich gewesen, da das Theater bereits anderweitig Verträge abgeschlossen habe.

Kartenpreise müssten nun neu berechnet werden. Angepeilt sei der Vorverkaufsstart für Anfang Juni. Bereits gekaufte Karten könnten zurückgegeben werden. Mit der abgespeckten Version werde man längst nicht die Summen erspielen, die die Festspiele sonst einbringen, sagte Montavon weiter. Aber wenn nun gespielt werden könne, reduziere sich zumindest der Einnahmenverlust.

Die aktuelle Thüringer Corona-Verordnung erlaubt bis Ende August keinen Theaterbetrieb in geschlossenen Räumen, Veranstaltungen im Freien sind unter Einhaltung von Hygiene-Konzepten aber möglich. Zudem gesteht das Regelwerk Kommunen individuell viele Freiheiten zu, was sie erlauben.

Auch deshalb schielen Stadt und Theater schon auf die nächste für Anfang Juni geplante Landesverordnung: Montavon und Knoblich erklärten, dass die Tribüne theoretisch auch für mehr als 500 Gäste Platz biete. dpa