Der Thüringer Lehrerverband (tlv) hat mehr Unterstützung für Schulen zur Bewältigung der Corona-Krise angemahnt. Er sei sich sicher, dass die Schulen die neuen Aufgaben, die im Regelbetrieb in der Corona-Pandemie auf sie zukämen, meistern werden, sagte der Vorsitzende des Thüringer Lehrerverbands Rolf Busch am Donnerstag. Es gebe keinen Grund in einen Panik-Modus zu verfallen. «Aber ich bleibe dabei: Ich erwarte eine bessere Unterstützung», sagte Busch. Zu konkreten Vorschlägen, die teils bundesweit diskutiert werden - etwa eine Maskenpflicht im Unterricht - wollte sich Busch nicht äußern.

Er stellte aber in Frage, wie in Thüringen zum Start des neuen Schuljahres für ausreichend Schutz von Schülern, Lehrern und Eltern gesorgt werden kann. Ihm sei kein anderer Arbeitsplatz bekannt, wo man Zeit mit 20 bis 30 Menschen auf begrenztem Raum verbringe «und wo Abstandsgebot und Mund-Nasen-Schutz bei der Arbeit nicht mehr vorgeschrieben sind», sagte Busch. Jede Kassiererin sitze wenigstens hinter einer Plexiglasscheibe.

In Thüringen beginnt das neue Schuljahr am 31. August. Erstmals seit den landesweiten Schulschließungen im Zuge der Corona-Pandemie im März sollen alle Schulen wieder in den Regelbetrieb übergehen und alle Schüler täglich an den Schulen unterrichtet werden.

«Alle sind sich einig: Die Schulen müssen im Regelbetrieb stattfinden», sagte Busch. Aber er erwarte, dass jeder, der offene Schulen fordere, auch einen Beitrag dazu leiste, dass die Schulen dies umsetzen könnten.

Busch kritisierte scharf, dass auch rund eineinhalb Wochen vor dem Beginn des neuen Schuljahres noch nicht alle Voraussetzungen für digitalen Unterricht geschaffen seien. In Thüringen können Schulträger erst ab Ende August Anträge stellen, um mit Hilfe der zusätzlichen Millionen vom Bund, Laptops und andere Geräte für benachteiligte Schüler anzuschaffen. In anderen Bundesländern wurden dagegen bereits Großbestellungen aufgegeben.

Über eine Ausweitung des Digitalpaktes können in Thüringen insgesamt rund 14 Millionen Euro zusätzlich für Geräte ausgegeben werden, die für digitales Lernen benötigt werden. Sie sollen vor allem an benachteiligte Schüler verteilt und ausgeliehen werden.

Busch kritisierte auch, dass Thüringer Lehrer sich beim Thema Digitalisierung an eine Dienstvorschrift halten müssten, die auf eine Verwaltungsvorschrift aus dem Jahr 2000 verweise. Demnach seien private Computer von Lehrern nur nach Genehmigung für die Verarbeitung personenbezogener Schülerdaten zulässig. Zugriff auf Dienstrechner aber hätten viele Lehrer in Thüringen nicht. In einem Schreiben an den tlv kündigte das Bildungsministerium eine neue Verordnung an, die die alte Verwaltungsvorschrift ersetzen soll.

Eine Handreichung des Bildungsministeriums soll zudem Lehrern zu Beginn des neuen Schuljahres eine Orientierung für häuslichen Unterricht geben. Die Corona-Krise habe Schüler, Lehrer und Eltern vor große Herausforderungen gestellt, erklärte Bildungsminister Helmut Holter (Linke). «Besonders das häusliche Lernen bringt völlig neue Erkenntnisse für alle schulischen Akteure mit sich.» dpa