Thüringen Lehrer auf dem Weg in die digitale Zukunft

Die Digitalisierung stellt Lehrer vor Herausforderungen: Der Unterricht soll umgestaltet, ganz neue Kompetenzen sollen vermittelt werden. Hilfestellung hab es beim Lehrermedientag der Zeitungen.

 
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Die Geschichte von den Räuchermännchen war Anfang der Woche nicht mehr aufzuhalten. Ein Umweltaktivist hatte dem Internetportal Tag24 gesagt, es wäre gut, wenn Räuchermänner nicht so viele Schadstoffe in die Luft abgeben würden. Daraus machte Tag24 die Überschrift "Umweltschützer fordert Filter für Räuchermänner". Als nachrichtliches Top-Thema in den sozialen Netzwerken mit 14 000 Interaktionen auf Facebook und 9100 auf Twitter griffen schnell auch Magazine wie "Stern" und "Focus" das Thema auf ihren Internetseiten auf. Blöd nur: Gefordert hatte der Umweltschützer den Feinstaubfilter mit keinem Wort.

Es ist das jüngste Beispiel von Fake News, das sich in Windeseile verbreitet hat. "Die leichte Zugänglichkeit des Internets führt zu weltweiter Synchronisation", sagte Rigobert Möllers aus der Leitung des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) am Mittwoch vor rund 50 Pädagogen beim Lehrermedientag. Der Lehrermedientag ist eine Fortbildungsveranstaltung von Freies Wort , Südthüringer Zeitung und Meininger Tageblatt in Kooperation mit dem Thillm. Heute, so Möllers, hätten nicht mehr die Medien die Hoheit darüber, was veröffentlicht werde. Die Leser, Zuschauer und Zuhörer wählen das Programm, das sie interessiert. Unabhängig von den Quellen.

Und genau da liege die Herausforderung - für Zeitungsmacher ebenso wie für Lehrer als Vermittler von Medienkompetenz. "Die Digitalisierung erfasst auch uns", erklärte Walter Hörmann, Chefredakteur der drei Südthüringer Heimatzeitungen. "Wir haben eine große Verantwortung - und Sie als Lehrer haben den Schlüssel in der Hand für das Verständnis von Medien in der modernen Welt." Und Julia Günther, Referentin des Thillm, betonte: "Noch eine Generation vor uns konnten Lehrer Schülern alles mitgeben, was sie für die Zukunft brauchen." Heute sei es wichtig, den Schülern den Weg in die Zukunft zu zeigen. Sie auf Jobs vorzubereiten, die es vielleicht noch gar nicht gibt, auf eine Technik, die noch nicht entwickelt ist. "Die Welt, für die unser Bildungssystem geschaffen wurde, existiert nicht mehr."

Einen Weg, mit der neuen Welt umzugehen, zeigte Stephan Reich vom St.-Josef-Gymnasium in Dingelstädt (Landkreis Eichsfeld). Seine Schule hat 2016 den Sprung ins digitale Zeitalter geschafft - mit einer Investition von 100 000 Euro für rund 40 Klassenräume. Die Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 11 lernen mit Tablet-PCs, die miteinander vernetzt sind; demnächst soll auch Jahrgangsstufe 12 dabei sein. "Die Kinder bringen von Haus aus viel Kompetenz mit. Und wir zeigen, wie sie sie bündeln können", so Reich.

Noch immer allerdings, das wurde deutlich, hakt es in einigen Schulen an der Technik: Die Lehrer würden den Unterricht gerne moderner gestalten, scheitern aber am Internetzugang. "Wenn alle ins Netz gehen, funktioniert bei uns nichts mehr", sagte Dagmar Schmidt von der Regelschule Schönbrunn.

Die Gemeinschaftsschule Trusetal ist einen Schritt weiter: "Wir haben Tablets zur Verfügung", sagte Lehrerin Sabine Mirau. Jetzt überlege das Kollegium, sich als Pilotschule für eine Digitalstrategie des Bildungsministeriums zu bewerben. "Auf dem Lehrermedientag wollte ich mir Input holen. Nun kann ich argumentieren und die Skeptiker beruhigen."

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