Suhl "Lasst euch nicht zu Franken salben ..."

Norbert Neugirg und die Altneihauser Feierwehrkapell’n sind am 14. September in Suhl zu erleben. Foto: Agentur

Die Altneihauser Feierwehrkapell’n gilt als kultigster Export der Oberpfalz. Am 14. September werden die Männer in Suhl aufspielen. Es wird ein schräger und auch politisch-provokanter Abend, verspricht Kommandant Norbert Neugirg.

 
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1985 gegründet, wurden die neun Herren mit Fernsehauftritten bald einem größeren Publikum bekannt.

Kultstatus erreichte die Truppe dann über die Fernsehsitzung "Fastnacht in Franken" aus Veitshöchheim, bei der der rotzfreche Komödiantenhaufen bereits seit mehreren Jahren einen stets "verheerenden" Eindruck hinterlässt. Bei ihren Auftritten versuchen sich die Musiker, die bis auf Kommandant Norbert Neugirg alle nur nebenberuflich auf der Bühne stehen, an den unterschiedlichsten Musikstücken.

Schlagfertig

Fehlt’s dem Menschen an Verstand
dann will er ins Frankenland,
die Freud’ ist nur von kurzer Dauer,
der Frankenwein ist essigsauer,
und ein Großteil der Bevölkerung
hat in der Schüssel einen Sprung,
drum aufgemerkt, ihr Rennsteig-Schwalben,
lasst euch nicht zu Franken salben,
denn lasst ihr euch mit Franken ein
und ihr vergiftet euch mit Frankenwein,
dann schaut ihr irgendwann so aus
wie die Feierwehr aus Altneihaus.

Norbert Neugirg, Kommandant der Altneihauser Feierwehrkapell’n auf die Frage, wie er als Oberpfälzer den Süden Thüringens in nur einem Satz ironisch beschreiben würde.

Zwischen den Titeln monologisiert der Kommandant mal eigenartig, mal politisch-provokant. Und üblicherweise kann sich das Ensemble auch ein paar Seitenhiebe auf das lokale Geschehen nicht verkneifen.

Alles in allem verspricht dies einen schrägen, aber absolut sehenswerten Abend, zu erleben am Samstag, 14. September, im Suhler CCS. Ein Gespräch mit dem Kommandanten Norbert Neugirg:

Die Altneihauser Feierwehrkapell’n ist immer wieder auch in Thüringen zu Gast. Insbesondere im überwiegend fränkisch geprägten Süden des Freistaates haben Sie zahlreiche Fans. Unterscheiden diese sich Ihrer Erfahrung nach von denen in Ihrer oberpfälzischen Heimat, immerhin wird den verschiedenen "Bergvölkern" ja gern mal Humorlosigkeit vorgeworfen?

Ich bin fassungslos! Seit 2006 demontieren wir im BR Fernsehen die Franken und veranschaulichen den himmelhohen Niveauunterschied. Jetzt fragen Sie, ob sich Franken-verwandte Seelen vom Oberpfälzer unterscheiden. Das rührt wohl daher, dass wir in der Oberpfalz schon viel früher Westfernsehen empfangen konnten als die Thüringer. Bloß: wir haben nicht geschaut! Wir waren draußen. Wir kommen, wie alle Oberpfälzer unserer Generation, aus der Freilandhaltung. Dass wir so geworden sind, verdanken wir auch unseren zahlreichen Auftritten in der Oberpfalz. Rustikales Publikum macht uns also nichts aus. Ich habe wenig Hoffnung, dass in Thüringen irgendetwas besser wird.

Also: bassd!

Vor allem aus der Veitshöchheimer "Fastnacht in Franken" sind Sie bundesweit bekannt. Was ist die größere Herausforderung, die Arbeit innerhalb einer großen Sitzung mit Hunderten Teilnehmern fürs Fernsehen oder live allein mit der Truppe vor eigenem Publikum in der Halle?

Die Sendung "Fastnacht in Franken" hat zwar keine mehrere hundert Teilnehmer, aber die, die dabei sind reichen auch schon. Vor allem die vom Fernsehen. Bei uns Altneihausern muss immer alles so aussehen, als ob es uns wurscht ist. Das erreicht man am besten, wenn man nicht nur so tut. Die 15 Minuten im Fernsehen hält man das gut durch. Und die gut zwei Stunden in Thüringen auch, vor allem, wenn man in Suhl ist.

Hand aufs Herz: Gibt es in der Altneihauser Feierwehrkapell’n eigentlich auch echte und aktive Feuerwehr-Mitglieder?

Zwei meiner Musikanten waren in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und hatten bei einigen Totalabbränden die Hand im Spiel. Ich auch. Aber das war im vergangenen Jahrtausend, als es noch dort brannte, wo es sinnvoll war. Die Löschgeräte, mit denen wir damals anrückten, waren schwer zu bedienen und selten rechtzeitig in einen Betriebszustand zu versetzen. Das steht heute alles im Museum und wartet darauf, dass wir ausgestopft nachkommen.

Für jene, die Ihre bunte Truppe nicht so gut kennen: Können Sie bitte kurz beschreiben, was die Besucher der Veranstaltung im CCS erwartet? Ein volkstümlicher Abend im herkömmlichen Sinne ist das ja ganz bestimmt ebensowenig wie politisches Kabarett für Nobelpreisträger ….

Nachzulesen in unserem Tourheft "Extrabost" (nur zwei Euro oder sechs Ostmark): Das Altneihauser Abendprogramm kann auch tagsüber aufgeführt werden. Wegen der vorwiegend abends stattfindenden Vorstellungen ist das Programm beleuchtet. Das Publikum bleibt im Dunklen, sofern ausreichend Dunkelheit und Publikum vorhanden ist. Bei Tageslicht kommt das Programm ohne Beleuchtung aus, aber nicht ohne Publikum. Die Zuschauer sind so gesehen der wichtigste Bestandteil des Programms. Der klägliche Rest ist Sache der Kapelle und gemessen am Publikum zu vernachlässigen. Trotz seiner großen Bedeutung für das Programm hat das Publikum von den Akteuren auf der Bühne weder etwas zu befürchten noch zu erwarten. Erwartungen, dass einzelne oder alle Zuschauer auf die Bühne geholt werden, sind ebenso unbegründet wie zwecklos. Die Kapelle hat genügend Unsicherheitsfaktoren in den eigenen Reihen und kann auf zusätzliche Amateure auf der Bühne verzichten.

Nicht alle Künstler wissen immer, wo sie gerade auftreten. Bei Ihnen ist das erfahrungsgemäß anders, Sie machen sich schlau, gehen im Programm auf die jeweiligen Orte und Regionen ein. Wie würden Sie den Süden Thüringens in einem Satz ironisch beschreiben?

In einem Satz? Nichts leichter als das: Fehlt’s dem Menschen an Verstand dann will er ins Frankenland, die Freud’ ist nur von kurzer Dauer, der Frankenwein ist essigsauer, und ein Großteil der Bevölkerung hat in der Schüssel einen Sprung, drum aufgemerkt, ihr Rennsteig-Schwalben, lasst euch nicht zu Franken salben, denn lasst ihr euch mit Franken ein und ihr vergiftet euch mit Frankenwein, dann schaut ihr irgendwann so aus wie die Feierwehr aus Altneihaus.

Interview: Holger Schalling

Eintrittskarten für den Auftritt der Altneihauser Feierwehrkapell’n am Samstag, 14. September, in Suhl gibt es in den bekannten Vorverkaufsstellen, auch in den Geschäftsstellen dieser Zeitung in Suhl, Bad Salzungen und Meiningen, zu kaufen, auch online und zum Selbstausdrucken sind sie verfügbar unter

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