Die Handwerkskammer will ihr BTZ zu einem Kompetenzzentrum für Agro-Technik ausbauen. Der Begriff ist laut Schmidt bewusst gewählt. Denn es soll um mehr gehen als Landmaschinen. Also um mehr als Traktoren und Mähdrescher. Sondern auch um Drohnen, um hochmoderne Stalltechnik. Um die Digitalisierung in der Landwirtschaft eben. Die Kammer kehrt damit zurück zu den Ursprüngen des BTZ. Denn einst war Rohr eines der Zentren der Ausbildung in der Landwirtschaft. Und genau da will die Kammer wieder hin. Rohr, Südthüringen, soll neben dem niedersächsischen Lüneburg das deutsche Zentrum für die moderne Ausbildung in der Agro-Technik werden.
Und natürlich haben Schmidt und Glühmann dem Minister den dunkelgrünen Traktor nicht einfach nur für eine Spritztour hingestellt. Nein, sie wollen Tiefensee zeigen, was sie brauchen, um ihre Pläne umsetzen zu können. Damit die angehenden Landmaschinenmechanikermeister nicht mehr an Pkw herumschrauben müssen, leiht sich das BTZ aktuell moderne Traktoren beim Raffeisen-Technik-Center im nahen Untermaßfeld aus. Zwei der leitenden Mitarbeiter dort haben selbst in Rohr ihren Meister gemacht. Kennen also die Situation.
"Aber die Traktoren haben wir immer nur auf Abruf. Mitten in der Ernte kann es auch mal passieren, dass wir ihn wieder abliefern müssen", erzählt Schmidt. Egal, ob in Rohr gerade Seminarteilnehmer in der Werkstatt stehen oder nicht. Daher will die Kammer eigene Traktoren haben. Am besten von drei oder vier der großen Hersteller. Doch allein die 600-PS-Maschine, die an diesem Tag auf dem Hof steht, kostet 290 000 Euro. "Und alle drei Jahre ändert sich die Technik, müssen wir also neue Fahrzeuge anschaffen", beschreibt Schmidt die Herausforderung.
Der Fahrzeugpark fehlt
Kontakt zu den Herstellern hat er längst aufgenommen. Die seien aber höchstens bereit, dem BTZ Prototypen oder Vorserienmodelle hinzustellen. Denn im Landmaschinenbau werde schon lange nicht mehr auf Halde produziert, sondern exakt nach Kundenwunsch und nur aus Bestellung. "Ein Prototyp oder eine Vorserie, die so nie in der Realität herumfahren, bringen uns aber nichts", sagt Schmidt.
Tiefensee vernimmt die Botschaft. "Das ist ja einer der Gründe, warum wir bei unserer Digitalisierungsstrategie immer von Wirtschaft 4.0 sprechen und nicht von Industrie 4.0", sagt der Minister. Der Zugang zu Fördertöpfen soll allen Branchen möglich sein. Daher sieht Tiefensee kein Problem, auch für die Landwirtschaft eine Lösung zu finden. Vielleicht als Außenstelle der Zentren, die bereits in Erfurt entstanden sind? Der Minister will diese Frage von seiner Sommertour einmal mitnehmen nach Erfurt.
Wenn alles klappt, dann könnte Rohr neben Lüneburg der Anziehungspunkt für Meisterschüler aus der Landwirtschaftstechnik werden. "Der Bedarf ist da", versichert Glühmann. Und auch das Interesse am Standort Rohr sei groß. Zum Beispiel im benachbarten Bayern. Rohr hat in der Landwirtschaft eben noch immer einen Ruf. Hinzu kommt die zentrale Lage mitten in Deutschland. Fehlen nur noch die Traktoren. Drei oder vier Stück, jeweils um die 600 PS unter der Haube.