Thüringen
In Thüringen werden die Farben neu gemischt - Sie entscheiden
1,73 Millionen Thüringer entscheiden am Sonntag über die Zusammensetzung des Landtags in Erfurt. Nach den jüngsten Wahlumfragen und Prognosen wird es ein spannender Wahlabend.

Keine Mehrheit für eines der denkbaren Bündnisse: So lässt sich schnell zusammenfassen, was die Meinungsforscher für die Landtagswahl in Thüringen vorhersagen. Die Regierungsbildung dürfte schwierig werden - instabile Verhältnisse indes drohen dem Freistaat dennoch nicht. Laut Landesverfassung bleibt der Ministerpräsident mit seiner Landesregierung so lange im Amt, bis ein Nachfolger gewählt ist; eine Frist, wie es sie in anderen Bundesländern gibt, bis wann der Ministerpräsident gewählt sein muss, kennt die Thüringer Rechtslage nicht, theoretisch könnte Amtsinhaber Bodo Ramelow (Linke) mehrere Jahre ohne eigene Mehrheit im Landtag regieren. Vorgesorgt hat die rot-rot-grüne Landesregierung dafür schon und den Haushalt fürs kommende Jahr mit ihrer Ein-Stimmen-Mehrheit im bisherigen Landtag bereits verabschieden lassen.
Unsere Online-Redaktion hält Sie am Wahlsonntag mit einem Live-Ticker auf dieser Internetseite auf dem Laufenden. Wichtige Ereignisse lesen Sie schon tagsüber, nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr können Sie bei uns sozusagen hautnah die Entwicklung der Stimmverhältnisse mitverfolgen.
Auf der anderen Seite ist eine Mehrheit für eine CDU-geführte Landesregierung ebenso wenig in Sicht. CDU-Chef und Spitzenkandidat Mike Mohring hat Bündnisse sowohl mit der Linken als auch mit der AfD ausgeschlossen. Ob es zu einer Vierer-Koalition aus CDU, SPD, Grünen und FDP reichen könnte, ist ebenso offen wie die Antwort auf die Frage, ob diese vier Parteien sich auf eine tragfähige Basis für eine Zusammenarbeit für die nächsten fünf Jahren einigen könnten.
Die Zahlen der vier in Thüringen beteiligten Umfrageinstitute Forschungsgruppe Wahlen, infratest dimap, Civey und INSA, unterscheiden sich teilweise erheblich. Wir nennen die Bandbreite ihrer Projektionen zum Vergleich in Klammern neben den gerundeten Werten unserer Prognosys-Wahlbörse (von Freitag 12 Uhr):
Die Linke ist nun mit 28,6 Prozent (28-30,2 Prozent) deutlich in Führung. Dahinter könnte es ein knappes Rennen geben. Zurzeit hat sich die CDU mit 23,7 Prozent (22,9-26 Prozent) etwas von der AfD mit 22,4 Prozent (21-24 Prozent) abgesetzt. Im Vergleich zur Vorwoche haben sich Linke und CDU verbessert, während die AfD stagniert.
Die SPD konnte leicht aufholen und steht bei 8,5 Prozent (8-9 Prozent). Die Grünen haben stark verloren und erreichen nur noch 7,6 Prozent (7-8 Prozent). Offensichtlich ist ein östliches Flächenland ohne Metropolen wie Thüringen kein gutes Terrain für grüne Wähler. Die FDP liegt der Prognose zufolge auf Platz sechs, ihr kann aber eine entscheidende Rolle zufallen: Sollte sie in den Landtag einziehen, würde das die Chancen für eine Neuauflage von Rot-Rot-Grün auf Null reduzieren. Aktuell steht die FDP in der Wahlbörse etwa gleichbleibend bei 4,3 Prozent (4-5 Prozent).
Unterm Strich hat sich der Rückstand für das Rot-Rot-Grüne Bündnis im Vergleich zur Vorwoche leicht vergrößert, aber er ist nicht völlig uneinholbar. Auf Basis der aktuellen Voraussagen der Wahlbörse käme die Regierungskoalition auf 43 von 88 Sitzen, CDU und AfD hätten demnach 45 Mandate. Statistikexperten errechnen für Rot-Rot-Grün eine Gewinnwahrscheinlichkeit von etwa 15 Prozent - im Sport wäre das eine Außenseiterchance. Wegen der hohen Zahl unentschlossener Wähler kann es durchaus noch zu Überraschungen kommen. Die Wahlbörse läuft noch bis zum Wahltag und wird versuchen, die Stimmung der letzten Tage einzufangen, um ihre Prognosequalität zu verbessern.
Erschwert werden die Vorhersagen des Wahlergebnisses auch durch die erneut hohe Zahl von Briefwählern. Mehr als jeder achte Wahlberechtigte (13,2 Prozent) hatte bis Mitte der Woche Briefwahlunterlagen angefordert, teilte Landeswahlleiter Günter Krombholz mit. Das seien deutlich mehr als zum gleichen Zeitpunkt bei der Wahl vor fünf Jahren mit einem Anteil von 10,1 Prozent. Bis vergangenen Mittwoch hatten 174 000 Thüringer schon gewählt - das ist ein Indiz für eine hohe Wahlbeteiligung.
Überschattet wurde der Wahlkampf von einer Verrohung der politischen Auseinandersetzung in Thüringen, wie Landtagspräsidentin Birgit Diezel feststellt. Diese gipfele in Morddrohungen gegen Spitzenpolitiker, erklärte sie. Die Spitzenkandidaten von CDU und Grünen, Mike Mohring und Dirk Adams, hatten anonyme Morddrohungen erhalten. Im Saale-Orla-Kreis hatte die Polizei vor einem Wahlkampfauftritt von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) die Wohnung eines Mann aus der rechtsextremen Szene durchsucht, der sich illegal Schusswaffen besorgt haben soll.
Lesen Sie dazu auch:
Bildergalerie » zur Übersicht

Baumfällarbeiten Sonneberg |
09.12.2019 Sonneberg
» 37 Bilder ansehen

Meiningen Mallorca Party |
08.12.2019 Meiningen
» 138 Bilder ansehen

Weihnachtsmarkt Eisfeld |
08.12.2019 Eisfeld
» 53 Bilder ansehen
Walter Mohr, wah
Kontakt zum Autor
Veröffentlicht am:
26. 10. 2019
13:02 Uhr
Aktualisiert am:
26. 10. 2019
17:32 Uhr