Den Wunsch, eine solche Einrichtung zu schaffen, hatten die Mitglieder des Naturparks "Thüringer Wald" schon lange. Bänke, Schutzhütten und Schilder entlang der Wanderwege aus einem Guss zu pflegen und zu erhalten, war dabei das Ziel. Bislang machten dies die Städte und Gemeinden je nach Haushaltslage - und um die ist es oft nicht rosig bestellt. "Nach den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, durch die vor Jahren viel Neues entstand, war erst mal Schluss - an Werterhaltung passierte nicht viel", sagt Philipp Luther. "Ist heute eine Bank morsch, kommt sie weg oder fault weiter vor sich hin - und das ist oft kein einladendes Bild."
Erste Erfolge sind sichtbar
Von Viernau und Neuhaus am Rennweg aus hat sich in den ersten Wochen schon einiges getan. Instandsetzungsarbeiten liefen am Saurierpfad bei Georgenthal und am Vulkansteig bei Bad Tabarz. Aussichtspunkte wurden bei Tambach-Dietharz freigeschnitten und auch eine Brücke erneuert - ebenso im Kanzlersgrund zwischen Steinbach-Hallenberg und Oberhof. Kaputte Stege erhielten hier und da neue Bretter und wurden saniert - so am Moorpfad bei Friedrichshöhe, aber auch am Schaumburg-Rundwanderweg bei Schalkau. Auch das Team um Norman Stollberg hat von Neuhaus am Rennweg aus also genug zu tun. So wurde auch die Schutzhütte Amalienruh am dortigen Stadtpanoramaweg bereits saniert. Die ersten Ergebnisse sind sichtbar.
Die Liste der Maßnahmen, die in Angriff genommen werden müssten, ist lang. Florian Meusel, der Geschäftsführer des Naturparks "Thüringer Wald", spricht von einem immensen Stau bei der Werterhaltung. "Vom derzeitigen Stand her gibt es gut zu tun für die nächsten Jahre", sagt er. Und in dieser Zeit würden ja immer wieder noch weitere Aufgaben hinzukommen.
Nicht zum ersten Mal mahnt Meusel an, dass nach wie vor ein Förderprogramm für die Werterhaltung der touristischen Infrastruktur in Thüringen fehlt. "Neu-Investitionen zu fördern ist richtig, doch das reicht nicht. Naturpark und Gemeinden können nicht alleine schultern, dass das Geschaffene auch erhalten bleibt. Gerade die typische regionale touristische Struktur im Thüringer Wald muss dauerhaft super in Schuss gehalten werden. Und hierfür brauchen wir die Unterstützung vom Freistaat", sagt Meusel. Selbst wenn ein solches Programm aufgelegt würde, wären die Naturpark-Meistereien nicht arbeitslos. "Dann könnte noch viel mehr umgesetzt werden."
Ein Service für alle
Der Naturpark-Verein setzt sich seit drei Jahrzehnten nicht nur für den Erhalt der Bergwiesen und der Landschaft überhaupt ein, sondern nun auch verstärkt für die touristische Infrastruktur. "Das eine geht nicht ohne das andere, wenn wir mehr Gäste in den Thüringer Wald holen wollen - aber wir möchten auch die Heimat für die Menschen, die hier leben, weiter attraktiver machen. Wo Naturpark Thüringer Wald draufsteht, muss auch Naturpark Thüringer Wald drin sein."
Mit einem Eigenanteil von 25 000 Euro konnte der Naturpark so zusätzlich 100 000 Euro in die Region holen, um Fahrzeuge und Werkzeug anzuschaffen. Dennoch reicht das Geld nicht, um die Arbeit der Stützpunkte zu finanzieren. Auch Kommunen, die die Dienstleistung der Naturparkmeisterei in Anspruch nehmen, zahlen in die gemeinsame Kasse. "8000 Euro im Jahr - egal wie groß die Gemeinde oder die Stadt ist", sagt Naturpark-Chef Florian Meusel und spricht von einem Solidarprinzip. Schließlich machen Wanderwege nicht an Gemarkungsgrenzen Halt.
Noch sind nicht alle Städte und Gemeinden mit im Boot. Meusel zufolge war jetzt zum Start zunächst knapp ein Drittel dabei. "Das muss wachsen", sagt er und ist überzeugt, dass einige Kommunen erst mal sehen wollen, wie die Sache läuft. Zu denen, die die Leistungen der Naturpark-Meisterei noch nicht in Anspruch nehmen, gehört die Gemeinde Floh-Seligenthal. Bürgermeister Ralf Holland-Nell: "Wir haben derzeit noch ein Netz mit fünf Ortswegewarten, die sehr aktiv ehrenamtlich arbeiten und viel geschaffen haben", sagt er. Auch der Bauhof und der eigene Forstbetrieb helfen hier mit. Die Beschilderung sei sehr gut, Sitzgruppen und Bänke laden vielerorts ein, Aussichtspunkte gebe es zudem. Damit ist die Gemeinde in einer komfortablen Situation, um die sie viele Kommunen beneiden dürften.
In Hessen abgeschaut
Ein Gegner der Naturpark-Meisterei ist Holland-Nell keinesfalls. "Im Gegenteil - ich war damals im Odenwald dabei und habe mir angesehen, wie gut dies funktioniert", sagt er. Vor Jahren waren Verantwortliche der Region in dem hessischen Mittelgebirge unterwegs, um sich eine solche Lösung anzuschauen. Seinerzeit wollte der Bürgermeister aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen beispielsweise wissen, was passiert, wenn Kommunen wieder austreten und die Naturparkmeisterei infrage steht. "Damals sagte man mir, dass die Gemeinden heilfroh sind, dass es solch eine Einrichtung gibt", erzählt Holland-Nell. "Wer austreten wolle, überlege sich das reiflich und komme schnell wieder zurück, hieß es damals." Das habe überzeugt.
Und so hoffen die Initiatoren im Thüringer Wald, dass die Idee weitere Befürworter und Mitstreiter findet. Projektleiter Ralf Kirchner von der Naturparkgeschäftsstelle hat schon viele Gespräche geführt - und dabei auch gespürt, wie unterschiedlich die Ausgangslagen sind. "In der einen Gemeinde läuft alles über die Ortswegewarte, anderswo ist dies Chefsache beim Bürgermeister oder auch der Bauhof und Vereine im Ort kümmern sich um die Infrastruktur", sagt er. Aus den Touristinformationen kämen zudem Hinweise und Beschwerden. "Doch der Arm nach draußen in die Region, um jemanden zu beauftragen und etwas zu ändern, fehlt hier oft." Eine solchen Ansprechpartner gebe es nun mit der Naturpark-Meisterei.
Kirchner versuchte schon im Vorfeld, die verschiedenen Seiten einzubinden und wichtige Maßnahmen mit den Gemeinden abzustimmen. "Manche haben schon einen Plan in der Schublade, andere überlegen noch, was am dringendsten gemacht werden müsste." Vor allem Themenwege und Lehrpfade - gerade auch jene an den 13 Naturparkinfozentren zwischen Hörschel und Bad Blankenburg - hat er auf dem Schirm. Alle Arbeiten, die vor Ort erledigt werden, fließen bei Kirchner zusammen - auch mit Fotos. So kann jede Mitglieds-Gemeinde nachvollziehen, was in ihrem Beritt bereits in Arbeit war. Eine Konkurrenz zum Regionalverbund Thüringer Wald sieht man nicht. "Der ist für die Vermarktung zuständig - jeder hat also seine Rolle", sagt Naturparkchef Florian Meusel.
Auch mit dem landeseigenen Thüringen-Forst arbeitet man eng zusammen. Der Landesforst hat seinen Fokus thüringenweit entsprechend der "Wanderwegekonzeption 2025" auf 20 besonders attraktive Leitrouten mit einer Länge von 2230 Kilometer sowie weitere 71 regional bedeutsame Strecken mit 2551 Kilometern gelegt. Man spricht von Wanderwegen der Kategorie A und B. "Insgesamt sind 2018 so 34 Projekte, 2019 insgesamt 80 Projekte umgesetzt worden", sagt Horst Sproßmann, der Sprecher von Thüringen-Forst. Wege der Kategorie C würden weiterhin durch Wandervereine oder Eigentümer gepflegt und unterhalten. Und hier will die Naturparkmeisterei ansetzen.