Thüringen Freie Bahn

Traumhafte Bedingungen für die Freibadbesucher in Steinbach-Hallenberg: Das Becken ist beinahe leer, Schwimmer können ungestört ihre Bahnen ziehen. Und Platz für die Springer ist auch. Monetär lohnt sich das für die Bäder in Thüringen allerdings nicht. Foto: Erik Hande

Erst startete die Freibadsaison verspätet und mit Einschränkungen, dann spielte oft das Wetter nicht mit. Die Corona-Krise hat die Freibäder in Thüringen getroffen, ein Ansturm blieb aus. Die Schwimmer dürfte das freuen.

 
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Erfurt/Jena/Weimar - Urlaub zu Hause in Corona-Zeiten hat bisher keine positiven Effekte auf den Freibadbetrieb in Thüringen. Durch das wechselhafte Wetter und Unsicherheiten wegen der Corona-Auflagen fällt die Badesaison in Thüringen bisher mau aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt. "Wir haben mittlerweile keine Hoffnung mehr, dass das noch eine normale Saison wird", sagt Susann Müller vom Freibad in Friedrichroda (Kreis Gotha). In diesem Jahr habe es bis Anfang August nur an etwa zehn Tagen gutes Badewetter gegeben. Wegen der Coronakrise hatte das Freibad zudem mit einem Monat Verspätung seine Pforten geöffnet. Auch die für dieses Jahr geplante 85-Jahr-Feier des Bads ist buchstäblich ins Wasser gefallen.

Bestenfalls durchwachsene Zahlen verzeichnen sowohl die großen kommunalen Bäder in Erfurt, Jena und Weimar als auch eher kleine Einrichtungen wie in Leutenberg (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) oder Ilfeld (Kreis Nordhausen). Wetterbedingt wurden die in Hygieneauflagen verordneten Besucherlimits selten erreicht. So dürfen sich etwa im Alexandrabad in Leutenberg statt sonst 1000 nur 400 Gäste gleichzeitig aufhalten. In Erfurt wurde für das Strandbad Stotternheim die Besucherzahl auf 3750 limitiert, davon dürfen maximal 1250 gleichzeitig im Wasser sein. Und während im Weimarer Schwanseebad normalerweise bis zu 3000 Gästen Platz finden, sind es aktuell nur maximal 700.

Doch was, wenn das Limit erreicht wird? "Bisher mussten wir noch niemanden zurückweisen", erklärt Tino Schneider vom Waldbad Ilfeld. "In der Gemeinde Harztor gibt es drei Freibäder, daher verteilen sich die Besucher ganz gut." In Friedrichroda wurde die Höchstgrenze bisher nur am vergangenen Samstag erreicht. "Die Gäste mussten dann leider entweder warten oder wieder nach Hause gehen", so Müller. Auch in den vier Erfurter Freibädern musste Stadtwerke-Sprecher Ivo Dierbach zufolge bisher noch niemand nach Hause geschickt werden. Gäste könnten sich vor dem Badbesuch auf der Internetseite über die aktuelle Auslastung informieren.

Einen Schritt weiter gehen die Stadtwerke in Jena und Weimar. Hier erfolgt der Ticketverkauf fast ausschließlich online. Im Schwanseebad wurden zudem Zeitfenster eingeführt: Gebadet werden darf von 10 bis 14 Uhr und von 15 bis 19 Uhr. Dazwischen wird das Bad zur Grundreinigung für eine Stunde geschlossen.

Die passionierten Schwimmer dürften sich freuen: Im Freibad Schmalkalden-Näherstille beispielsweise gab es selten so gute Möglichkeiten, beinahe ungestört die Bahnen zu ziehen. Leinen sind gespannt, Springen untersagt und die Gästezahl hält sich in Grenzen. "Wir haben aber bereits 10 000 Besucher, das ist gar nicht so schlecht", sagte Schwimmmeister Ralf Klaedtke auf Nachfrage. Daran hätten die Stammgäste einen beachtlichen Anteil: Bis zu 40 Frauen und Männer gehören zu den Frühschwimmern. "Manche kommen zweimal am Tag, einzelne sogar dreimal, jedenfalls an den Wochenende", beobachtete der Schwimmmeister.

Am letzten Tag im Juli haben 710 Frauen, Männer und Kinder das Kassenhäuschen passiert, am ersten Augusttag 670, obwohl es da noch wärmer war. An heißen Tagen wird gegen Mittag durchgezählt - 300 Besucher dürfen sich gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten. "Wir versuchen, Überfüllung zu vermeiden", so Klaedtke. "Bislang hat das ganz gut geklappt."

Ähnliches berichtet Schwimmmeisterin Steffi Häfner aus dem Freibad Steinbach-Hallenberg. Etwa 400 Besucher sind gleichzeitig erlaubt, doch so viele Gäste seien in diesem Jahr noch nicht auf einen Schlag erschienen. "Viele Badegäste kommen jetzt eher, auch schon vormittags, da verteilt sich der Besuch viel mehr als in den vergangenen Jahren", sagt Häfner.

"Alles in allem sind die Auflagen für die Besucher recht moderat, deswegen muss keiner zu Hause bleiben", findet Tino Schneider aus Ilfeld. Masken müssten dort nur am Imbiss getragen werden, besonders enge Umkleidekabinen seien gesperrt. Grundsätzlich gilt in allen Freibädern ein Mindestabstand, auch werden die Kontaktdaten beim Betreten des Bades erfasst. Hinzu kommen lokale Regelungen. Die Akzeptanz für die Maßnahmen sei bis auf wenige Ausnahmen gut, heißt es übereinstimmend.

Trotz der finanziellen Einbußen ist der Badebetrieb aktuell nirgends gefährdet. "Monetär lohnt sich dieser Aufwand natürlich nicht", erklärt Dierbach. Denn wegen der Hygiene-Auflagen sei insgesamt mehr Personal für weniger Gäste notwendig. Gerade im Corona-Sommer seien Freibäder zum Entspannen und Erholen aber wichtig für Einwohner und Gäste. Eine Einschätzung, die auch von den anderen befragten Kommunen geteilt wird. Alle hoffen nun auf ein paar Tage schönes Badewetter, um die Saison zumindest einigermaßen positiv abzuschließen.

In Thüringen gibt es dem Landesamt für Verbraucherschutz zufolge 165 Freibäder und 31 natürliche Badegewässer mit 41 Badestellen. Letztere wiesen bei einer aktuellen Untersuchung eine gute oder sehr gute Wasserqualität auf. dpa/red

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