Thüringen Filmgeld: Unechter Schein bei Bank aufgetaucht

Zum Verwechseln ähnlich: Oben jeweils der echte 20-Euro-Schein und unten das Movie Money . Foto: vrbank

Sogenanntes "Movie Money", das normalerweise für Theater und Film verwendet wird, ist heuer an einem Automaten der VR-Bank aussortiert worden. Die Polizei warnt vor den getürkten Scheinen, die auf den ersten Blick echt wirken.

 
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Erst einige Tage ist es her, als bei der VR-Bank Südthüringen ein falscher 20-Euro-Schein für Aufsehen gesorgt hat. "Unser SB-Einzahlautomat in Themar hat einen 20-Euro-Schein aus einer Einzahlung aussortiert. Bei genauerem Hinsehen stellte es sich heraus, dass es sich um sogenanntes ’Movie-Money’ handelt", sagt Peter Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Südthüringen gegenüber Freies Wort. "Dieses Geld kann man recht günstig im Internet kaufen und es gibt auch schon erste Warnmeldungen der Polizei", fügt er hinzu.

Woran Movie Money zu erkennen ist:

Es gibt laut Polizei vier Merkmale, an denen auch Laien das Filmgeld erkennen können.

Die Unterschrift des Präsidenten der Europäischen Zentralbank auf der Vorderseite unterhalb der Europafahne ist durch den Schriftzug "Movie Money" ersetzt.

Auf der linken Seite ist zusätzlich der Schriftzug "This is not legal. It is to be used for motion props" hinzugefügt.

Dieser Schriftzug befindet sich auch auf der Rückseite rechts, wo beim Original kein Druck vorhanden ist.

Unterhalb des Schriftzuges "EURO" ist der kyrillische Schriftzug durch "PROmega-Zeichen P" ersetzt.

Quelle: Polizei Warendorf

Die VR-Bank hat neben der Hauptstelle in Suhl eine Hauptgeschäftsstelle in Ilmenau und Hildburghausen sowie Geschäftsstellen in Eisfeld, Schleusingen, Schönbrunn, Themar und Zella-Mehlis. In einer anderen Filiale der Bank ist solches Geld bisher noch nicht aufgetaucht. "Für mich war dieses Thema bisher gänzlich neu", so Peter Neuhaus. Nach Aufkommen sei jeder Mitarbeiter im Haus unverzüglich über Movie Money informiert worden - mit Foto und Erklärung sowie Hinweis, künftig besonders achtsam zu sein.

Der Kunde, der das Geld am Automaten in Themar eingezahlt hatte, sei laut Peter Neuhaus ein Gewerbetreibender, dessen Mitarbeiter diesen Schein wohl im normalen Verkaufsbetrieb angenommen haben. "Wenn man mehrere Zwanziger bekommt und nicht genau hinsieht, dann fällt einem das womöglich gar nicht auf", sagt der VR-Bank-Chef.

Und in der Tat sieht solch ein Schein ziemlich echt aus. Kein Wunder, schließlich soll das Spielgeld, das normalerweise für Film und Theater verwendet wird - so wie es der Name verrät - ja auch nicht direkt als bedrucktes Papier identifiziert werden. Zu kaufen gibt es das Movie Money übrigens mit wenigen Klicks über das Internet.

Die Scheine sind dabei - wenn auch nur bei genauem Blick - eindeutig als Filmgeld gekennzeichnet! So steht auf der Vorderseite der Scheine unter der Europafahne "Movie Money”, womit auch der ursprüngliche Zweck der falschen Scheine klar ist. Die Weiterverwendung im realen Leben ist natürlich nicht erlaubt, was auch auf den Scheinen festgehalten ist: "This is not legal. It is to be used for motion props" (übersetzt: Das ist nicht legal, Es darf nur als Requisite verwendet werden), steht auf den falschen Geldscheinen.

In den vergangenen Wochen stellte übrigens vor allem die Polizei im Kreis Warendorf in Nordrhein-Westfalen vermehrt falsche 20-Euro-Scheine sicher. Alleine Mitte/Ende August habe es 20 Fälle gegeben, in denen mit dem Falschgeld bezahlt worden sei. Unbekannte hätten dort ihre Einkäufe in den unterschiedlichsten Geschäften mit den falschen Scheinen bezahlen wollen oder die Scheine beim Geldwechseln eingesetzt. Im Ilm-Kreis oder selbst im Zuständigkeitsbereich der Landespolizeiinspektion Gotha sei Movie Money bisher noch nicht aufgetaucht, so die zuständige Polizeisprecherin Jana Krojer auf Nachfrage.

Geld wird geprüft

Die Polizei empfiehlt allen Bürgerinnen und Bürgern, sich die Geldscheine genau anzuschauen. Wer im Besitz eines falschen Scheines sei, sollte diesen bei der Polizei abgeben und Strafanzeige erstatten. Die Weitergabe eines solchen Scheines ist streng verboten. Jana Krojer von der zuständigen Landespolizeiinspektion erklärt: "In allen Fällen kommt es zu einer Begutachtung durch die Deutsche Bundesbank." Diese teile dann mit, ob es sich um eine Straftat oder eine Ordnungswidrigkeit handelt.

Strenge Regularien

Die Europäische Zentralbank hat sehr strenge Regularien für die Reproduktion von Euro-Banknoten. In ihrem "Beschluss über die Stückelung, Merkmale und Reproduktion sowie den Umtausch und Einzug von Euro-Banknoten" in der Neufassung von 2013 ist klar genannt: "Reproduktionen, die die Öffentlichkeit mit echten Euro-Banknoten verwechseln könnte, gelten als unrechtmäßig." Ausnahmen werden nur gemacht, wenn die falschen Geldscheine etwa aus einem Material bestehen, das eindeutig von Papier zu unterscheiden ist; bei beidseitigen Drucken die Scheine maximal halb oder mindestens doppelt so groß sind wie die Originale, einseitige Reproduktionen nur Teilabbildungen des Scheines enthalten und so weiter.

Mit Falschgeld, wie man es klassischerweise kennt, habe man sich bei der VR-Bank übrigens auch ab und zu mal zu beschäftigen. "Das kommt zum Glück nur selten vor; vielleicht drei bis fünf Mal im Jahr", schätzt Peter Neuhaus ein. Sowohl Münzen als auch Scheine würden gefälscht. Solche Fälle würden zur Anzeige gebracht.

Übrigens: Die Bundesbank hat nach eigenen Angaben im Jahr 2018 rund 58.000 falsche Euro-Banknoten im Nennwert von 3,4 Millionen Euro festgestellt. Die Zahl der Fälschungen ist damit gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent gesunken.

In Deutschland entfielen rund 88 Prozent des Falschgelds auf die 20- und 50-Euro-Banknoten. Auch die Anzahl der gefälschten Münzen ist leicht gesunken. 2018 konnten rund 33.000 falsche Münzen im deutschen Zahlungsverkehr festgestellt werden. Im Vorjahr lag das Aufkommen bei rund 32.500 falschen Münzen. Am häufigsten gefälscht wurden 2-Euro-Münzen mit einem Anteil von 84 Prozent. Insgesamt bleibe das Falschgeldaufkommen in Deutschland laut Bundesbank auf einem niedrigen Niveau. Statistisch gesehen müsste ein Mensch 900 Jahre alt werden, um in Deutschland einmal im Leben mit Falschgeld in Berührung zu kommen.

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