Erfurt Fehlender Nachwuchs: Dramatische Situation im Handwerk

Die Ausbildungen in traditionellen Berufen - etwa im Schreinerhandwerk - werden regelmäßig aktualisiert. Die Namen aber bleiben. Foto: Daniel Maurer/dpa-tmn

Thüringens Handwerk ist besser durch die Corona-Krise gekommen als einige andere Wirtschaftsbereiche. Trotzdem: Es fehlt an Azubis. Dabei steht ein Generationswechsel an.

 
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Erfurt - Die Corona-Krise verschärft die Probleme der Thüringer Handwerksbetriebe bei der Nachwuchssuche. Bis zum Ausbildungsbeginn im August seien knapp 2000 Lehrverträge mit jungen Leute abgeschlossen worden, sagte der Geschäftsführer des Thüringer Handwerkstags, Thomas Malcherek, der Deutschen Presse-Agentur. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, als bereits viele Ausbildungsstellen unbesetzt blieben, liege allein im größten Kammerbezirk Erfurt bei 10,2 Prozent. «Das ist ein Abbruch bei den Ausbildungszahlen. Das ist eine Krise.»

Gründe dafür sieht Malcherek darin, dass es während der Schulschließungen mut der Berufsorientierung nicht so geklappt habe wie in anderen Jahren. Es seien von den Handwerkern in dieser Zeit aber auch weniger Praktika angeboten worden und die übliche Messe habe es auch nicht gegeben. «Daran sieht man, wie wichtig diese Instrumente sind.» Die Betriebe würden auch in den kommenden Wochen noch für ihre Ausbildungsangebote werben.

Das Handwerk ist in Thüringen mit knapp 30 000 Betrieben und rund 150 000 Beschäftigten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Nach Schätzungen steht etwa jeder dritte Betrieb in den kommenden Jahren vor einem Generationswechsel. Der Jahresumsatz im Handwerk lag bisher bei rund elf Milliarden Euro pro Jahr.

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise seien geringer als beispielsweise in der Industrie. «Handwerk ist zukunftsfest. Eigentlich gibt es bei uns gute Perspektiven», so der Geschäftsführer des Handwerkstags. Mit einem Kraftakt seien die Prüfungen im Frühsommer noch organisiert worden.

Von den Lehrlingen, die sich in der Ausbildung befinden, sei seines Wissens nach während des Corona-Stillstands im Frühjahr niemand auf der Straße gelandet, sagte Malcherek. Es habe zwar einige wenige Kündigungen gegeben, weil Betriebe in Not gerieten. Die betroffenen Azubis seien aber an andere Betriebe vermittelt worden, wenn sie das wollten. «Es gab keinen Flächenbrand bei der Ausbildung.»

Staatliche Ausbildungshilfen hätten nur wenige Betriebe in Anspruch nehmen können, die vorübergehend ihre Ladengeschäfte schließen mussten wie Friseure oder Kosmetiker. Malcherek schätzte, dass das etwa 250 Betriebe in Thüringen betraf.

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