Nach dem Beschluss von Bund und Ländern zu starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens ab Montag kommt aus den Kreisen und der Ärzteschaft Zustimmung zu den Maßnahmen. «Ich bin sehr erleichtert, dass auch Thüringen beabsichtigt, diesem Weg zu folgen», erklärte die Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen, Ellen Lundershausen, am Donnerstag in Jena. Angesichts der Rasanz des Anstiegs der Covid-19-Fallzahlen sei es dringend geboten, eine Überlastung des Gesundheitssystems in Kliniken, Praxen oder auch den Gesundheitsämtern zu vermeiden.

Lundershausen bezog sich dabei auf die am Donnerstag vom Gesundheitsministerium vorgelegten Zahlen zur Entwicklung der Corona-Pandemie in Thüringen. Danach sind innerhalb eines Tages 183 Neuinfektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. Die Zahl der registrierten Infektionen mit dem Sars-Cov-2-Virus stieg seit Beginn der Pandemie auf 6383, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Damit hätten sich in den vergangenen sieben Tagen 1093 Menschen mit dem neuartigen Virus infiziert. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner binnen der vergangenen sieben Tage, liegt bei 51,2 und somit über dem kritisch geltenden Wert von 50.

Den Angaben zufolge werden derzeit 32 Menschen auf Intensivstationen behandelt, fünf mehr als am Vortag. Sechs Patienten müssen künstlich beatmet werden, wie aus dem nationalen DIVI-Intensivregister hervorgeht. 4770 Menschen gelten nach Schätzungen als genesen.

Unterdessen hat Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) dem von den neuen Beschränkungen besonders betroffenen Gastgewerbe Unterstützung zugesagt. Eine «vollständige Kompensation» der coronabedingten Umsatzausfälle der Branche sei notwendig, so die Forderung des Wirtschaftsministers: «Es geht hier nicht um Überbrückungshilfen, sondern ausdrücklich um eine Entschädigung. Wir fordern vom Bund daher, die weggefallenen Einnahmen zu 100 Prozent zu ersetzen.»

Derweil forderte der AWO Landesverband Thüringen strikte und einheitliche Corona-Regeln für Pflegeeinrichtungen. Das gelte insbesondere für den Besucherverkehr, erklärte der Landesverband am Donnerstag. Bisher gelten laut AWO in den Pflegeeinrichtungen die sogenannten Ampel-Systeme der Landkreise. Das führe zu unübersichtlichen und zum Teil unpraktikablen Lösungen. So gebe es zum Beispiel Einrichtungen, die wegen ihrer Lage in einem Landkreis keine Besuchereinschränkungen vornehmen, in die aber viele Besucher aus benachbarten Risikogebieten kommen.

Im Landkreis Sonneberg hat die Inzidenz – also die Anzahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – nunmehr auch den Schwellenwert von 50 überstiegen. Deshalb befindet sich der Kreis jetzt in der Corona-Warnstufe «rot». Deshalb dürfen dort an Familienfeiern nur noch zehn Menschen teilnehmen, die außerdem nur aus zwei verschiedenen Haushalten kommen dürfen. An öffentlichen Veranstaltungen in geschlossenen Räumen dürfen nicht mehr als 10 Personen, an solchen unter freiem Himmel nicht mehr als 100 Personen teilnehmen.

Nach Krankenhäusern in Erfurt haben nun auch die KMG Manniske Klinik Bad Frankenhausen und das KMG Klinikum Sondershausen ein generelles Besuchsverbot ausgesprochen. Ebenso wie in den Hufeland Kliniken in Bad Langensalza und Mühlhausen sind Besuche nur noch in ganz eng begrenzten Ausnahmefällen möglich. dpa

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